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Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde

Titel: Alteuropa-Trilogie 1 - Im Jahr der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Mackey
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davon wäre es schwierig gewesen, Desta und Olva eine Bitte abzuschlagen, selbst wenn sie nicht Priesterinnen-Königinnen gewesen wären – sie waren kleine, stämmige Frauen mittleren Alters, mit dunklen Brauen, scharfen Augen und wildem, schwarz-grau meliertem Haar, das bis zu ihren Hüften herabwallte, und ihre Stimmen, obwohl liebenswürdig, waren laut und durchdringend. Sie sahen sich so ähnlich, daß niemand in der Lage gewesen wäre, sie auseinanderzuhalten, hätte Olva nicht eine schmale Strähne schlohweißen Haares gehabt, die an ihrer Stirn begann und wie ein Band über ihren Rücken herabfiel. Sie erinnerten Marrah an zwei stolze Vögel, Falken vielleicht, obwohl das wahrscheinlich ein zu scharfer Vergleich wäre, da sie sowohl mütterlich als auch königlich waren.
    Zusammen waren die beiden Königinnen unwiderstehlich. Und so hatten Marrah, Arang und Stavan ihre Verlegenheit hinuntergeschluckt und den Platz auf der Tribüne akzeptiert, und jetzt war Marrah froh darüber – oder zumindest so frah, wie sie es angesichts der verlockenden Trommelrhythmen sein konnte. Sie versuchte sich damit zu trösten, daß es dort unten in dem Gedränge heiß und eng wäre und daß es ihr bestimmt keinen Spaß machen würde, halb zertrampelt zu werden, doch ihre Füße tanzten weiter.
    Weitere Bildnisse der Göttin wurden vorbeigetragen, gefolgt von noch mehr Tänzern. Die Sonne wurde heiß trotz des Schattens, den das Sonnensegel spendete, aber Marrah war zu intensiv in das Spektakel versunken, um sich darum zu kümmern. Einmal glaubte sie, einen von Rhoms Verwandten zu entdecken, der hinter einer Gruppe von Trommlern in der Menge tanzte, doch sie war sich nicht sicher. Und das Ganze dauert nun noch fünf Tage, dachte sie, fünf Tage lang muß ich hier oben als Ehrengast sitzen und zusehen! Ich glaube nicht, daß ich das aushalte. Ich werde irgendwas Dummes anstellen und uns alle blamieren. Ich bin zu jung, um stillzustehen, wenn die Trommeln dröhnen! '
    Sie nahm Stavans Hand und hielt sie eine Weile. Sie hätte ihn gern gefragt, ob auch er sich danach sehnte, im Festzug mitzutanzen, aber der Lärm machte jede Unterhaltung unmöglich. Stavan lächelte und küßte sie auf die Wange, bevor er seinen Mund dicht an ihr Ohr brachte und schrie: »Ich liebe ... Trommeln.« Marrah wurde nicht so recht schlau daraus. Meinte er damit, daß er sie liebte, oder wollte er sagen, er liebte die Trommeln? Zärtlich schlang sie einen Arm um seine Taille und zog ihn an sich, und so standen sie nebeneinander und betrachteten die farbenprächtige Prozession.
    An diesem Abend, als sie in dem kleinen, einfach möblierten Gästezimmer des Östlichen Tempels saßen und gewürzten Wein tranken, den die Königinnen mit den besten Empfehlungen geschickt hatten, sprach Stavan davon, wie aufgeregt er am ersten Tag des großen Fests gewesen sei. Arang war sogar noch enthusiastischer. Er sprang auf die Füße und tanzte im Zimmer umher zum Rhythmus der Trommeln, die noch immer deutlich zu hören waren, wenn auch etwas gedämpfter, da sich der Festzug jetzt zur anderen Seite der Stadt bewegt hatte.
    »Ich würde alles darum geben, wenn ich dort draußen mittanzen könnte!« Arang keuchte, als er sich wieder auf die Kissen fallen ließ, seine Wangen glühend vor Erregung. »He, ich würde an die Spitze der Prozession laufen und diese Schlange so schnell um die Stadt herumführen, daß ihr zwei alten Leute nicht mehr Schritt halten könntet.«
    Sie lachten und erwiderten, sie könnten es noch jederzeit mit ihm aufnehmen, aber keiner von ihnen brachte den Mut auf, Desta und Olva zu sagen, wie sehr sie sich danach sehnten, zu springen und zu tanzen und mit den Füßen im Takt der Trommeln zu stampfen, deshalb nahmen sie am nächsten Tag wieder gehorsam ihre Ehrenplätze auf der Plattform ein.
    Dieses Mal gab es keinen Festzug mit Göttinnenbildern. Heute war der Tag, an dem die neuen Kinder-Zwillingspriesterinnen ausgewählt wurden, und Mütter waren von überallher auf der Insel gekommen und hatten ihre Zwillingstöchter mitgebracht. Es war ein drolliger Anblick, so viele Paare identischer Kinder auf den Stapel mit heiligen Gegenständen zukrabbeln zu sehen, wo sich entscheiden würde, welche zwei eines Tages Königinnen sein würden; aber davon abgesehen behielt Marrah kaum etwas von der Zeremonie im Gedächtnis. Ein paar der Kinder zupften an ihrem Rock und krabbelten sogar auf ihren Schoß, und sie verbrachte einen angenehmen Morgen damit, sie zu

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