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Am Dienstag sah der Rabbi rot

Am Dienstag sah der Rabbi rot

Titel: Am Dienstag sah der Rabbi rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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gemacht hatte; Allworth hatte jemand, der ihm von einer der radikalen schwarzen Organisationen gestellt worden war, und das Mädchen, Judy Ballantine, deren Vater reich war, wurde von einer New Yorker Anwaltsfirma vertreten. Nur Paul Goodman, der Verteidiger des Selzer-Sohns war eine Möglichkeit, aber er blieb eine unbekannte Größe, da er weitgehendst in Essex County und nicht in Suffolk auftrat. Trotzdem nahm Ames sich vor, Auskünfte über ihn einzuholen, und, falls sie günstig ausfielen, ihn auf das Thema anzusprechen.
    Von den vielen in Barnard’s Crossing verbrachten Sommern her kannte Ames den dortigen Polizeichef. Er rief ihn am Abend zu Hause an. «Hugh Lanigan? Hier ist Bradford Ames.»
    «Oh, hallo, Mr. Ames. Wie geht es Ihnen?»
    «Hören Sie, kennen Sie in Ihrer Stadt einen Anwalt namens Paul Goodman?»
    «Ja, ich kenne Mr. Goodman.»
    «Er vertritt Abner Selzer. Das ist der junge Mann, der –»
    «Ja, ich weiß, Sir.»
    Ames spürte die Vorsicht am anderen Ende der Leitung und sagte hastig und beruhigend: «Ich plane nichts Hinterhältiges. Bestimmt nicht gegen ihn oder seinen Klienten. Im Gegenteil, ich möchte ihm am liebsten helfen, aber da das alles sehr vertraulich ist, würde ich gern wissen, was für eine Art Mensch dieser Goodman ist.»
    «Hm», murmelte Lanigan zweifelnd. «Viel kann ich Ihnen nicht erzählen. Er ist der Anwalt der jüdischen Gemeinde, und er ist ein paar Mal vor der Magistratsversammlung aufgetreten, meistens wegen Fragen der Gebietsordnung. Meiner Meinung nach ist er hier sehr angesehen.»
    «Und was für ein Mann ist er?» Ames beschlich der Verdacht, dass es ein Fehler gewesen war, sich an Hugh Lanigan zu wenden. «Ist er ansprechbar? Ein vernünftiger Mann? Sie wissen ja wohl, wie ich das meine?»
    «Wissen Sie was», sagte Lanigan. «Ich hab eine Idee. Warum rufen Sie nicht den Rabbiner an? Rabbi Small. Er ist ein guter Mann und sehr gescheit. Fragen Sie ihn nach Mr. Goodman. Dieser Goodman ist eine Art Kirchenvorstand von der Synagoge. Der Rabbi muss also genau über ihn Bescheid wissen.»
    Der Rabbi? Aber klar! Er konnte es dem Rabbi sagen und so seine Mitteilung auf einem Umweg an Goodman weiterleiten. Und wenn der Rabbi schlau war, brauchte der Name Ames nicht einmal zu fallen.
    Er bedankte sich beim Polizeichef, legte auf und wählte unmittelbar darauf die Nummer von Rabbi Small. Er stellte sich vor und erklärte, dass er den Fall gern mit ihm besprechen würde.
    «Gewiss», sagte der Rabbi. «Ich habe morgen von neun bis zehn Vorlesung. Danach kann ich jederzeit zu Ihnen ins Büro kommen.»
    Ames zögerte. Er fand es nicht ganz richtig, dass der Rabbi zu ihm kommen sollte, wo doch er es war, der um eine Gefälligkeit bitten wollte. Endlich sagte er: «Wie wär’s, wenn ich Sie um zehn vor Ihrem Hörsaal abholte, Rabbi?»
    30
    Die Glocke klingelte, der Rabbi entließ seine Studenten. Er sammelte Bücher und Papiere ein und ging hinaus. Auf dem Flur, direkt vor der Tür, stand ein gedrungener Mann von mittleren Jahren.
    «Bradford Ames, Rabbi. Hoffentlich mache ich Ihnen keine Ungelegenheiten?»
    «Nein, überhaupt nicht. Mein Büro ist hier am Ende des Flurs.»
    Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, fragte Ames: «Ist das Büro immer abgeschlossen?»
    «Alle Büros. Dies hat einen Türschließer, der automatisch die Tür ins Schloss zieht.»
    Ames sah sich neugierig um. «Und das ist der Schreibtisch, an dem Hendryx gesessen hat?»
    «Ja.»
    «Und die Büste?»
    «Stand da oben auf dem obersten Regal.»
    Sie setzten sich; der Rabbi auf den Drehstuhl, Ames in einen Besuchersessel an der anderen Schreibtischseite. Er sah sich stumm den Raum an. Als er zu schweigen fortfuhr, erkundigte sich David Small höflich: «Haben Sie noch weitere Fragen?»
    Ames kicherte. «Ich bin nicht hergekommen, um Sie auszufragen, Rabbi. Vermutlich hat sich das aber am Telefon so angehört. Eigentlich möchte ich Ihnen nämlich was erzählen.»
    «Bitte sehr.»
    «Sie wissen sicher, wie die Anklagen gegen die vier Studenten lauten?»
    Der Rabbi nickte. «Ich denke schon. Brandstiftung und Mord?»
    «Jawohl. Das Zünden einer Bombe ist Brandstiftung, und das ist ein Verbrechen. Wir nehmen an, dass die Explosion die Statue zu Fall gebracht hat und Professor Hendryx dadurch getötet wurde. Das macht die Tat zu Mord.»
    «Das ist mir klar.»
    «Und da es in diesem Staat bei Mord keine Freilassung gegen Kaution gibt, halten wir die Studenten in Haft, bis sie dem Schwurgericht

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