Am Ende siegt die Liebe
überzeugt, daß jede einzelne von ihnen genauso hereingelegt worden ist wie Kim.« Er hob die Schultern. »Wie dem auch sei. Say wird den Jungen nicht behalten dürfen, zumal sie sich strafbar gemacht hat, indem sie ihre Schwester und David versteckt hat.«
»David braucht Menschen, die ihn lieben, nicht ein seelenloses Ki nderheim«, warf Carola ein.
»Mein Anwalt will erreichen, daß er wenigstens eine vorläuf ige Aufenthaltsgenehmigung bekommt«, fuhr der Hotelier fort. »Selbst, wenn wir nur ein, zwei Monate Zeit gewinnen, ist schon viel geholfen. Vielleicht findet sich in der Zwischenzeit eine Lösung für ihn.«
»Wollen wir es hoffen.« Marc schaute auf seine Uhr. »Für mich wird es Zeit. In einer halben Stunde beginnt die Nachmi ttagssprechstunde.« Er wandte sich an Carola: »Ich könnte Sie mitnehmen, falls Sie gleich mitkommen wollen.«
»Wäre es nicht besser, ich würde meinen eigenen Wagen ne hmen?« überlegte die junge Frau laut. Sie wollte David zu Say bringen. Bestimmt freute sich seine Tante, ihn zu sehen.
»Fahr nur mit Dr. Schumann mit«, sagte Michael. »Ich hole euch später ab.«
»Sieht aus, als könntest du mich nicht schnell genug loswerden«, scherzte seine Freundin. Sie stand auf, um David zu holen.
»Bin ich nicht ein Glückspilz?« fragte Michael und schaute ihr nach.
»Gut, daß Sie es einsehen.« Marc legte eine Hand auf die Schulter des Hoteliers. »An Ihrer Stelle würde ich mein Glück festhalten und dafür sorgen, daß es mir keiner nimmt.«
»Ja, daran habe ich auch schon gedacht«, gab Michael zu.
David drückte sich seine Nase am Fontfenster platt, als Dr. Schumann mit ihm und Carola nach Tegernsee fuhr. Er war so lange eingesperrt gewesen, daß ihm alles wie ein einziges Wunder erschien. »Da... da... da...!« stieß er immer wieder hervor, um Carola, die neben ihm saß, auf Bäume, Autos und Fahrräder aufmerksam zu machen.
Sie bogen zum Doktorhaus ab. Marc lenkte seinen Wagen durch die Garteneinfahrt. Er hatte noch nicht vor der Garage g ehalten, als auch schon Franzl um die Hausecke schoß und in sicherer Entfernung ein lautes Begrüßungsgekläff anstimmte.
David schmiegte sich in Carolas Arm. »Angst«, flüsterte er. »Hund beißt.«
»Nein, der Hund beißt nicht«, erwiderte die junge Frau. »Er ist sehr, sehr lieb.« Sie öffnete die Fondtür und stieg mit dem Kleinen im Arm aus.
»Franzl, sei brav«, befahl Marc. Er nahm seinen Hund beim Hal sband. »Ich will keinen Ton mehr hören.«
Franzl stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Er verstand durchaus nicht, weshalb er leise sein sollte, wenn er sich darüber freute, sein He rrchen zu sehen.
Carola hielt ihm die Hand hin. Sie kannte Franzl und hatte längst mit ihm Freundschaft geschlossen. Schwanzwedelnd schnüffelte er an ihren Fingern, dann richtete er sich auf und stieß sanft mit der Schnauze gegen Davids Schuh.
David umklammerte den Nacken der jungen Frau. »Angst«, flüsterte er. »Carola, weggehen.«
»Schau, er will nur lieb sein«, lockte Carola. »Er tut dir b estimmt nichts.«
David starrte auf den Hund hinunter. Zögernd löste er eine Hand und streckte sie nach unten. Franzl benutzte die Gelegenheit, um dem Kleinen mit der Zunge über die Fingerspitzen zu fahren. David kicherte. »Lieb«, sagte er. »Hund ist lieb.«
Carola stellte ihn zu Boden. »Sieht aus, als sei das Eis gebrochen«, meinte sie zu Marc, als David mutig auf Franzl zuging und ihn streichelte.
»Die beiden werden sicher noch gute Freunde«, bestätigte der Arzt und führte sie ins Haus.
Katharina Wittenberg steckte den Kopf durch die Küchentür. »Schön, daß Sie hier sind, Frau Bender«, begrüßte sie Carola. »Und wen haben wir denn da?« Sie beugte sich zu David hinunter. »Magst du ein Plätzchen, junger Mann?«
David drehte sich zu seiner Betreuerin um. Er hatte nicht ve rstanden, was Katharina mit Plätzchen meinte.
»Plätzchen schmecken gut.« Carola rieb sich den Bauch,
»Ja«, erklärte er strahlend.
»Na, dann komm.« Katharina nahm seine Hand und führte ihn in die Küche. »Ich bringe ihn nachher nach oben«, sagte sie zu Carola. »Vielleicht wollen Sie erst einmal allein mit Frau Wagner sprechen.«
Franziska Löbl hatte sich gleich nach dem Mittagessen zu Say ans Bett gesetzt. Die junge Thailänderin tat ihr unendlich leid. Sie konnte sich durchaus vorstellen, was sie während der letzten Wochen mitgemacht hatte. Und nun war alles vergebens gewesen! Kein Wunder, daß sie sich die Schuld am
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