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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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zu Hause bleiben, Sir? Sergeant Hanks wird gleich bei Ihnen vorbeikommen.»
    «Die Polizei? Ja, aber … Was soll denn das?»
    «Sergeant Hanks wird es Ihnen gleich erklären», sagte die Stimme, und dann machte es Klick.
    Lieutenant Jennings hatte aufgelegt.
33
    «Schon merkwürdig, dass eure Eltern allesamt ausgegangen sind», meinte Polizeichef Lanigan. «Wann kommen sie denn nach Hause?»
    Stu zuckte die Achseln.
    Didi sagte: «Ich hab einen Zettel auf dem Küchentisch gefunden. Sie sind ins Kino – das ist alles, was ich weiß … Das heißt, im Seaside sind sie nicht; den Film kennen sie schon … Und hinterher wollten sie vielleicht noch irgendwo ’n Kaffee trinken.»
    «Dann werden wir eben immer wieder anrufen – so lange, bis wir sie erreichen. Ihr bleibt inzwischen hier … Macht keinen Ärger, ja?»
    Er ließ die drei in seinem Büro zurück. Die beiden Jungen hockten stumm auf einer Bank an der Wand, Didi saß in einem Sessel am Fenster. Sie sah verstört aus; ihre Augen waren verschwollen. Der Schock hatte sie aus der Fassung gebracht: Erst der Tod des Jungen, mit dem sie eben noch gesprochen hatte, und dann die Festnahme … Aber sie hatte sich wieder einigermaßen in der Gewalt; missmutig starrte sie aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus.
    Stu rückte näher zu Bill Jacobs. «Du, die lassen uns erst laufen, wenn unsere Alten uns hier abholen», flüsterte er. «Soll ich ihnen sagen, dass meine bei Tante Edith zu Besuch sind?»
    «Du hast ihnen doch erzählt, du weißt nicht, wo sie sind», flüsterte Bill zurück.
    «Nein, hab ich nicht. Er hat nur gefragt, ob wir wüssten, wann unsere Eltern heimkommen. Wo sie sind, hat er nicht gefragt.»
    «Lass mal. Wir halten besser den Mund. Wenn er immer wieder anruft und es meldet sich keiner, dann lässt er uns vielleicht laufen.»
    Stu lehnte sich missmutig zurück und trommelte nervös mit den Fingern auf der Bank. Nach einer Weile rückte er wieder zu Bill. «Du, Bill … Sollten wir ihnen nicht sagen, wie wir Moose gefunden haben?»
    «Klar. Warum nicht? Du bist ja aus’m Schneider», sagte Bill bitter. «Dir kann’s egal sein.»
    «Wie meinst du das?»
    «Na ja, du warst zuerst nicht im Haus, während dem Gewitter. Und als wir wieder rein sind, war er schon tot. Aber Didi und ich …»
    «Früher oder später kommen sie bestimmt dahinter.»
    «Hinter was denn? Ich hab vorhin gehört, wie sie sich unterhalten haben. Sie tippen auf Alkoholvergiftung.»
    «Na ja – die haben natürlich keine Ahnung. Aber bei der Obduktion … Ein Arzt merkt doch, ob einer an Alkoholvergiftung eingegangen ist, oder ob er erstickt worden ist!»
    «Ich sag ja nicht, dass wir es verschweigen sollen», lenkte Bill ein. «Aber ich glaube, wir brauchen ihnen nichts zu sagen, ehe wir mit einem Anwalt gesprochen haben – und das dürfen sie nicht zu unseren Ungunsten auslegen», erklärte er mit einer Sicherheit, die er in Wirklichkeit nicht empfand. «Das ist Gesetz.»
    «Vielleicht hast du Recht … Wenn nur endlich mein Alter käm!», murmelte Stu mutlos. «Er wird mich anschnauzen, weil ich da reingeschliddert bin. Aber wenigstens weiß er, was zu tun ist. Er wird schon dafür sorgen, dass sie uns anständig behandeln … Was meinst du, wer es getan hat?»
    Bill schüttelte den Kopf. «Ich hab die Tür nicht abgeschlossen. Jeder konnte rein.»
    «Sag mal – dieser Jenkins … Ihr habt doch erzählt, Moose hat ihn dauernd auf die Schippe genommen, und … du, die lassen sich neuerdings auch nicht mehr alles gefallen.»
    «Jaaa … Und nachdem er bei Didi losgefahren war, hatte er reichlich Zeit, noch vor uns nach Tarlow’s Point …»
    Sie sahen sich an, aber keiner sagte etwas.
34
    «Was hast du anderes erwartet, David? Mr. Wasserman ist ein alter Mann und denkt praktisch. Ich weiß, wie dir zumute ist, aber manchmal muss man eben Kompromisse schließen. Du selbst hast gesagt, Parnassah sei wichtig, um gut zu leben …» Sie umsorgte ihn mütterlich, brachte ihm die Hausschuhe, goss ihm heißen Tee mit viel Whisky und Zitrone ein. «Trink, Liebling», drängte sie ihn zärtlich, «das tut gut gegen die Erkältung.»
    «Den Lebensunterhalt verdienen, das ist eine Notwendigkeit», entgegnete er. «Gut zu leben, viel Geld zu verdienen, das ist Luxus. Ich brauche keinen Luxus, um mich wohl zu fühlen … Ich habe nichts dagegen; ich bin kein Asket. Aber viel Geld ist keine Lebensnotwendigkeit.»
    «Aber wohin du auch gehst, gibt es mehr als eine Synagoge – außer in

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