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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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am Ende. Das musst du wissen.
    Was immer aus ihrem Blick sprach, Wut war es nicht. Jedenfalls nicht nur.
    Jetzt weiß ich’s, sagte sie.
    Mitte April kamen Sam und Helen zu Besuch, und auf Helens Wunsch hin bat Mark auch Allison zum Abendessen dazu. Warum nicht? Immerhin würden sie die Großeltern des Kindes sein.
    Lew aß ebenfalls mit, und als Mark allen außer sich und Allie Wein eingeschenkt hatte, räusperte sich Sam.
    Ich will keine große Sache daraus machen, sagte er, aber Helen und ich haben vor drei Tagen geheiratet.
    Gut, sagte Mark, und sie stießen an. Als er sein Glas hinstellte, fing er das traurige Lächeln auf, das Allie und Helen über den Tisch hinweg wechselten.
    Nachdem Sam und Helen an diesem Abend aufgebrochen waren und Lewis sich nach oben in sein Zimmer zurückgezogen hatte, warf Allison sich heulend auf das Wohnzimmersofa.
    Verdammte Scheiße, Mark, schluchzte sie. Es ist so unfair!
    Es tut mir so leid, sagte Mark.
    Wieder und wieder sagte er es, aber er konnte nicht feststellen, dass es irgendetwas half.
    In der nächsten Zeit rief Mark zweimal die Woche bei Allie an, um zu fragen, wie es ihr ging und ob sie etwas brauchte.
    Ihr Zorn auf ihn war neu aufgeflammt.
    Ich hab dir vertraut, ich Idiotin, sagte sie. Ich hab dir verdammt noch mal vertraut .
    Bei Chloe meldete er sich nicht, sosehr es ihn danach verlangte. Immer wieder musste er gegen den Drang ankämpfen, an ihrer Wohnung oder ihrer Schule vorbeizufahren, zu schauen, ob sie nicht endlich von ihren Eltern zurück war.
    Er vermisste sie, er sorgte sich um sie. Sie hatte sich das Leben nehmen wollen, weil sie das für den Weg zu Brendan hielt. Jedes Mal stellte sich ihm wieder die gleiche Frage, und jedes Mal blieb sie gleich unbeantwortet: Was hinderte sie daran, es nochmals zu versuchen?
    Es nagte an ihm, hielt ihn nachts wach: Was ging in Chloe vor?
    An einem Freitagnachmittag Ende April überraschte Allison ihn mit einem Anruf: Kannst du ganz kurz rüberkommen?
    Also fuhr er nach Grandview, wo Allie sich mit einer Freundin eine Dachwohnung nur ein paar Ecken von Lews altem Haus entfernt teilte. Er wappnete sich für neue Vorhaltungen, aber die Allie, die ihm die Tür öffnete, war vergnügt, wenn auch wachsam.
    Sie schenkte ihm eine Cola ein und sagte beiläufig: Sie hat mich getreten.
    Schon?
    Allison nahm seine Hand und hielt sie an die Rundung ihres Bauches: Warte … Wahrscheinlich denkt sie jetzt gar nicht dran …
    Seine Hand lag unter ihrer, dicht an die warme, straffe Wölbung gedrückt.
    Jetzt mach schon, sagte Allie.
    Und dann spürte er, was er all die Jahre zuvor durch Chloes geschwollenen Leib zu erkennen gelernt hatte: dieses ganz eigene Flattern und Pulsieren, diesen Schimmer am Horizont.
    Es lebt!, rief Allie mit Horrorfilmstimme. Dann sagte sie: Vorführung vorbei.
    Sie sah hinunter auf Marks Hand, die immer noch auf ihrem Bauch lag. Er ließ sie fallen.
    Der Frühling ging in Sommer über. Chloe rührte sich nicht.
    Mark stellte sich vor, wie sie mit ihren Freundinnen lachte. Wie sie mit ihrer Mutter Stoff kaufte. Ihre Fenster aufstieß, um die milde Luft hereinzulassen.
    Tabletten in ihre hohle Hand schüttete. Sie eine nach der anderen schluckte.
    Vor Trudy Weills Haus anhielt. An ihre Tür klopfte.
    Die Fotos von ihm und Brendan betrachtete. An sein neues Kind dachte. Dachte: Ich bin allein.
    Aus Wärme wurde Hitze, Schwüle. Seine Tochter wuchs und wuchs. Er stellte sich Chloe mit dem Telefon in der Hand vor, wie sie auf seine Nummer starrte.
    Wenn du nicht anrufst, dachte er, während er schlaflos im Bett lag, kann ich auch nichts tun.
    Mark und Allie gingen jetzt einmal die Woche zusammen essen. Mark bat darum, einen Teil ihrer Arztrechnungen bezahlen zu dürfen, und sie erlaubte es ihm. Als die Sommerhitze dann richtig einsetzte, lud er sie ein, mehr Zeit bei ihm zu verbringen – seine Klimaanlage war leistungsfähiger als die in ihrer Dachwohnung. Also kam sie oft abends mit ihrer Mitbewohnerin Bella, und dann sahen sie zu viert einen Film. Mark mochte Bella so wenig wie sie ihn; er wusste, dass sie nur als Anstandsdame fungierte. Aber er wollte Allie zeigen, dass er auf jeden ihrer Wünsche einging. Wie ein Mönch, dachte er – sein Stolz, seine Freude war jetzt die Entbehrung.
    An einem Abend im Juni kam Allie ohne Bella im Schlepptau. Sie sahen Die Unglaublichen – laut Lew der beste Film aller Zeiten –, und als am Schluss das kleine, computeranimierte Baby in Gefahr war, spürte Mark, wie sich

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