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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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schnell
angepasst. In ihren adretten Uniformen eine der ersten Neuerungen, die Vitória
eingeführt hatte – trugen die dienstbaren Geister ebenfalls zu dem schmucken
Erscheinungsbild des Hauses bei. Nur an ihren Umgangsformen musste noch gefeilt
werden, obwohl sich in den zweieinhalb Monaten, seit Joana und sie selber nun
bereits hier weilten, eine deutliche Besserung bemerkbar gemacht hatte. Oder
waren die guten Manieren auf Luizas Einfluss zurückzuführen?
    Da Luiza in Pedros und Joanas verwaistem Haus in
São Cristóvão entbehrlich geworden war, hatten sie schließlich sie und nicht,
wie geplant, Mariana gebeten, nach Boavista zu kommen. Und Luiza war schon
wenige Tage später herbeigeeilt, nicht ohne sie wissen zu lassen, dass ihr »Enkelkind«
Felipe sie nicht länger als drei Monate vermissen sollte. Doch von Luizas
baldiger Abreise konnte jetzt keine Rede mehr sein. Weihnachten stand vor der Tür,
da war sie es ihrer Herrschaft schuldig, ein Festmahl aufzutischen. Danach würde
sie erst recht nicht fortgehen – sie konnte doch nicht die Sinhazinha bei der
Niederkunft im Stich lassen!
    Als habe sie Vitórias Gedanken erraten, klopfte
in diesem Augenblick die alte Köchin an der Tür.
    »Komm nur herein, Luiza. Ah, ich sehe, du hast
uns Schokolade gemacht!«
    »Ja, Sinhazinha, und du wirst sie trinken, auch
wenn du mir jetzt wieder mit der Hitze kommst. Für Schokolade ist es nie zu heiß.
    Und wenn du schon so wenig isst, musst du
wenigstens etwas Nahrhaftes trinken.«
    »Luiza, ich esse nicht wenig. Ich vertilge
Portionen, von denen ich mich früher drei Tage lang hätte ernähren können. Wenn
das so weitergeht, sehe ich auch nach der Geburt noch aus wie der dicke Senhor
Alves.«
    »Trink.«
    Vitória nahm die Tasse und schnupperte daran. »Hast
du wieder Pfeffer daran getan?«
    »Jawohl. Und eine Prise Muskat sowie eine
Messerspitze Nelkenpulver. Und ein bisschen Zimt.«
    Vitória verdrehte die Augen, während Joana die Köchin
anlächelte. »Ich liebe deine stark gewürzte Schokolade. Sie tut der Seele gut.«
Sogar Vitória musste zugeben, dass das stimmte. Obwohl der Trunk merkwürdig
schmeckte, erfüllte er sie mit wohliger Wärme. Er erinnerte sie an ihre
Kindheit, an eine Zeit ohne Kummer und Sorgen, an das unerschütterliche Gefühl,
umhegt und geliebt zu werden.
    »Danke, Luiza. Du kannst jetzt gehen und deine
wohlverdiente Pfeife rauchen. Joana passt schon auf, dass ich das abscheuliche
Gebräu brav austrinke.« Vitória zwinkerte Luiza zu, was diese absichtlich als
grobe Missachtung ihrer Köchinnenwürde missdeutete.
    »Ts, das hat man nun von seiner Gutmütigkeit.
Nichts als Unverschämtheiten muss ich mir hier gefallen lassen!« Damit
stolzierte Luiza davon.
    Drei Tage nachdem León Joanas Schreiben und mit
ihm den alten Brief von Vita erhalten hatte, stand er an Deck eines
hochmodernen Postschiffes und atmete tief die salzige Seeluft ein. Es war so
kalt, dass seine Lungen davon schmerzten, der Fahrtwind trieb ihm Tränen in die
Augen. Nur noch zwei Wochen, dachte León, dann erreichen wir den Äquator, und
es herrschen wieder menschenwürdige Temperaturen. Und dann wären es nur noch
weitere zwei Wochen, bevor sie in Rio de Janeiro einliefen. Wenn sie überhaupt
so lange brauchten – von diesem Schiff hieß es, es habe die Strecke auch schon
in der Rekordzeit von 24 Tagen zurückgelegt. Herrje, das waren genau 24 Tage zu
viel!
    Obwohl die Passage ein Vermögen gekostet und er
dafür immerhin eine geräumige Kabine zugewiesen bekommen hatte, wollte León die
Fahrt ungleich langweiliger erscheinen als die Hinreise. Er war so ungeduldig,
dass er die angenehmen Umstände der Passage gar nicht zur Kenntnis nahm. Die überraschend
gute Verköstigung an Bord, der unterhaltsame Kapitän, das gute Wetter – all das
nahm León nur am Rande wahr. Anstatt sich darüber zu freuen, dass die Herbststürme
in diesem Jahr nicht ganz so heftig ausfielen wie üblich und dass der Seegang
nicht schwer war, was dem Tempo nur zuträglich sein konnte, ärgerte León sich über
die langen Tage, die er an Bord dieses vermaledeiten Schiffes vergeudete. Da
keine anderen Passagiere mitreisten, mit denen er hätte trinken oder Karten
spielen können, blieb ihm nichts anderes übrig, als die meiste Zeit auf die
dunkle Oberfläche des Wassers zu starren und sich mit Selbstvorwürfen zu quälen.
Warum hatte er nicht gemerkt, dass Vita in anderen Umständen war? Warum hatte
er in diese verfluchte Scheidung eingewilligt?

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