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Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen

Titel: Anastasija 02 - Der Rest war Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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erzählen, was uns interessiert. Leider hat sich Suren Schalikojewitsch als wenig weitsichtig erwiesen und das Gespräch mit Berkowitsch auf so grobe Weise aufgenommen, daß es ungewollt zu dessen plötzlichem Verscheiden beigetragen hat.«
    »Hör auf mit diesem Schwachsinn«, murmelte Surik böse, senkte die Wimpern und zeigte Artjom sein eiskaltes Mördergesicht. »Ich habe es nicht absichtlich getan. Ich wollte ihn nicht umbringen, das habe ich dir schon hundertmal erklärt.«
    »Ich verzichte auf deine Erklärungen.« Artjom nahm die Gabel in die Hand und begann, mit dem Griff rhythmisch auf dem leinenen Platzdeckchen herumzuklopfen, das sorgfältig ausgebreitet unter seinem Teller lag. »Was, zum Teufel, soll ich mit deinen Erklärungen! Ich will, daß du in entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen triffst und überlegt handelst. Aber du benimmst dich, als hättest du den Wettbewerb der Schafsköpfe gewonnen, und glaubst, mir wird leichter von deinen schafsköpfigen Erklärungen. Du hast Berkowitsch umgebracht, und wir haben eine wertvolle Informationsquelle verloren. Das Mädchen, falls es für unsere Konkurrenten arbeitet, weiß womöglich gar nicht, wer ihre Auftraggeber sind und worum es geht. Aber Berkowitsch, der von Berufs wegen mit ihnen in Kontakt war, muß auf jeden Fall das gewußt haben, was uns interessiert. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten, bis das Mädchen vielleicht irgendwann Kontakt mit jemandem aufnimmt, dessen Spur uns zu diesen Scheißkonkurrenten führt. Wir haben schon drei Wochen verloren, wer weiß, wieviel wir noch verlieren, und die Zeit läuft. Ein Geschäft ist uns bereits durch die Lappen gegangen. Und morgen hätte ich nach Athen fliegen müssen, um einen neuen Kontakt herzustellen, aber das kann ich nun auch nicht mehr tun, weil wir bis jetzt noch nichts aufgeklärt haben und das Risiko zu groß ist. Jetzt geht uns ein weiteres großes Dollargeschäft verloren. Und außer unseren eigenen Interessen sind da noch die Interessen unserer Käufer. Wenn sie sich nicht auf uns verlassen können, jagen sie uns früher oder später zum Teufel und suchen sich neue Lieferanten, die dann wahrscheinlich unsere berüchtigten Konkurrenten sein werden. Deshalb müssen wir unser Problem so schnell wie möglich lösen. Das Mädchen wird ab sofort in die Zange genommen, ihr laßt sie keinen Moment mehr aus den Augen, weder bei Tag noch bei Nacht. Allem Anschein nach ist sie erfahren und kaltblütig, deshalb kommt nicht auf die Idee, euch zurückzulehnen, wenn sie hinter ihrer Verkaufstheke steht, in der Universität sitzt oder schläft. Sie hat euch heute ihr wahres Gesicht gezeigt, vergeßt das nicht!«
    Nachdem die drei gegangen waren, legte Artjom den Morgenmantel ab und ging zu Bett. Irina setzte sich zu ihm auf den Bettrand, deckte ihn liebevoll zu und legte die Hand auf seine Stirn.
    »Ich glaube, du hast etwas Fieber«, sagte sie besorgt.
    Resnikow winkte müde ab. »Zum Teufel mit dem Fieber, morgen früh ist es weg.«
    »Unsere Jungs sind ein bißchen lasch, findest du nicht auch?« begann Irina vorsichtig das Gespräch. »Sie schießen einen Bock nach dem andern.«
    »Ja, das kann man wohl sagen«, bestätigte Artjom.
    »Vielleicht sollten wir sie austauschen? Uns nach ein paar handfesteren, helleren Burschen umsehen?«
    »Es ist zu spät, die Pferde zu wechseln, mein Kätzchen. Wir sind gerade auf der Mitte des Wegs. Und wohin mit ihnen? Freiwillig verzichtet auch der größte Dummkopf nicht auf so viel Geld für so wenig Arbeit. Wir können sie schließlich nicht umbringen. Es sind immerhin drei. Das ist alles nicht so einfach. Und außerdem kosten bessere Pferde mehr Geld. Dann wird unser Anteil kleiner.«
    »Und wenn schon.« Irina erschreckte diese Aussicht nicht. »Wir verdienen doch nicht schlecht. Dann wird es eben ein bißchen weniger. Ich fürchte, mit diesen Schlappschwänzen kommt es noch dahin, daß wir überhaupt nichts mehr verdienen. Lieber ein bißchen weniger als gar nichts.«
    Resnikow schälte seine Arme aus der Decke, umfaßte seine Frau, zog sie aufs Bett und drückte sie fest an sich.
    »Weißt du, wofür ich dich liebe, Ira?« Seine Lippen tasteten sich über das Kinn zu ihrem Hals.
    »Dafür, daß ich so schön und gescheit bin«, lachte Irina.
    »Nein, mein Kätzchen, ich liebe dich dafür, daß du nicht habgierig bist. Du behältst die Ruhe und kannst warten. Du treibst mich nicht an, du läßt mir Zeit.«
    »Wir haben es doch

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