Angel 01 - Die Engel
auf der Erde hatten seine Kräfte ihn zum Großteil verlassen. Die einzigen Vorteile, die er gegenüber einem Sterblichen hatte, waren seine übernatürliche Stärke und die Selbstheilungskräfte, die ihm Unsterblichkeit ermöglichten. Sein Fleisch, seine Knochen und sogar das Hirngewebe konnten sich innerhalb von Sekunden selbst heilen. Solange sein Körper keine grundlegende Veränderung auf molekularer Ebene durchmachte, wie etwa unter starkem Druck oder großer Hitze, war er vor dem Tod sicher.
Doch gegen seinen Feind und die zerstörerische Waffe, über die dieser verfügte, hatte Malloch keine andere Verteidigungsmöglichkeit, als sich zwischen den Millionen von Menschen zu verstecken und zu hoffen, dass er unbemerkt bleiben würde.
Er kam zu einem Restaurant, in dem ein paar Leute an den Tischen saßen, und wollte hineingehen. Der Türsteher trat vor und stoppte ihn, indem er ihm eine Hand an die Brust drückte.
» Tut mir leid, Sir. Kein Zutritt ohne Krawatte. Wenn Sie bitte zur Garderobe hinübergehen würden …«
Malloch packte den Mann an der Kehle und drückte zu. Der Türsteher fiel keuchend und würgend auf den Bürgersteig, und Malloch stieg über ihn hinweg, ging durch das Restaurant, durch die Küche und dann durch den Hintereingang hinaus.
Hinter dem Restaurant stand ein Zaun, über den Malloch nun kletterte, dringend auf der Suche nach einem Ort, an dem sich genug Sterbliche aufhielten, zwischen denen er sich verstecken konnte. An einem verlassenen Ort konnte sein Feind ihn sofort aufspüren, aber je mehr Menschen um ihn herum waren, um so weniger fiel seine Besonderheit auf. Er strahlte eine Aura des Bösen aus, die wie ein Leuchtturm in der Nacht wirkte. Sterbliche hatten das Böse in ihren Seelen, manche mehr als andere. Ihre Ausstrahlung war verglichen mit seiner schwach, aber wenn er sich mit genügend von ihnen umgab, konnte Malloch seine dunkle Aura ausreichend verbergen, um seinen Verfolger zu verwirren. Diese Art der Tarnung war besonders effektiv an Orten, wo die Sterblichen böse Taten vollzogen oder wo die Korrupten und Benachteiligten sich versammelten.
Seine zweite Verteidigungsmaßnahme bestand darin, immer in Bewegung zu bleiben, schnell von einem Ort zum anderen zu wechseln, so dass sein Feind die Signale, die er suchte, gar nicht erst erfassen konnte.
In Mallochs leerer Brust lebte Angst, und diese Angst füllte die gesamte Hülle seiner sterblichen Form. Auf den spirituellen Schlachtfeldern war er ein großer Krieger gewesen, ein Zerstörer, eine mächtige Kraft. Hier auf der Erde war ihm all diese Macht entzogen worden, und er war gezwungen gewesen, eine Gestalt anzunehmen, die es ihm ermöglichte, sich unter die verabscheuungswürdigen Sterblichen zu mischen.
Angst war sein Untergang gewesen. Er war geflohen, hatte seinen Anführer im Stich gelassen und sich zusammen mit anderen in Regionen durchgeschlagen, wo sie sich verstecken konnten. Sie waren zahlreich, aber sie wurden mit jedem Atemzug weniger. In seiner eigenen Zeit und seiner eigenen Welt gab es keinen Ort, an dem man sich verstecken konnte. Damit blieb nur ein Ort, an den man fliehen konnte: die Welt der Sterblichen.
Ein einzelner Soldat des Feindes hatte es, ohne Befehl von oben, auf sich genommen, sie auf die Erde zu verfolgen. Dieser Soldat hatte einen hohen Rang; er gehörte der Ersten Triade an, hatte sich in der Schlacht aber noch nicht ausreichend hervorgetan, um sich persönlich einen Namen zu machen. Jetzt hatte er seine Bestimmung gefunden und schien entschlossen zu sein, jeden einzelnen der feindlichen Deserteure aus dem Universum zu entfernen. Dieses Wesen kannte keine Kompromisse, keine Vergebung, keine Gnade. Dabei war es nicht so, als würde es Malloch und seine Art hassen; es hatte sich einfach nur ein Ziel gesetzt.
Malloch fand in einer Seitenstraße einen Nachtclub, einen schmierigen Laden, in dem die Stripperinnen aus ihren knappen Höschen quollen und das Hauptgeschäft auf der schmutzigen Toilette im hinteren Bereich des Lokals getätigt wurde. Es war ein Ort, an dem illegaler Sex und tödliche Drogen verkauft wurden, wo Mafiosi sich trafen, um Geschäfte abzuwickeln, wo bestechliche Cops mit Gangstern verhandelten, wo Mordaufträge erteilt wurden, wo der Tod verordnet wurde wie Medizin.
Drinnen suchte sich Malloch einen Tisch an der Bühne und wartete angstvoll.
Malloch spürte seinen Feind. Er war draußen auf der Straße, ging zielstrebig den Bürgersteig entlang. Als die
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