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Angélique - Am Hof des Königs

Angélique - Am Hof des Königs

Titel: Angélique - Am Hof des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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Gespür dafür, wie sie ihre Gegner in die Falle locken konnte, wenn es sich nicht um reines Glücksspiel handelte.
    Anschließend nahm Angélique am Souper des Königs teil.
    Endlich hatte sie Gelegenheit, eine Erfrischung zu sich zu nehmen. Der König war nicht zu sehen. Er hatte es vorgezogen, allein in einem zurückgezogenen Winkel zu speisen, wie er es gelegentlich tat.
    Angesichts der beeindruckenden Zahl von Sorbets und geeisten
Früchten, Crèmes und Suppen erzählte ihr der Marquis de la Meilleraye, der bereits auf der Fasaneninsel mit interessanten Erläuterungen über die spanischen Sitten aufgewartet hatte, dass bei den Spaniern Eis oder »Schnee«, wie sie dazu sagten, in ihrer Ernährung den gleichen Stellenwert habe wie das Brot bei den Franzosen. Überall gaben sie es dazu, sogar zu Brühen, Braten und verschiedenen Gemüsen.
    Als Beispiel erwähnte jemand den Fall eines »hidalgo«, der sich vom Ordensleben angezogen fühlte und darauf bedacht war, sich den Himmel zu verdienen, aber von dem Vorhaben, ins Kloster einzutreten, absah, als er erfuhr, dass dort kein »Schnee« gereicht wurde. Er war zu allen Entbehrungen bereit, selbst zu ausgedehntem Fasten oder Geißelungen, aber das brachte er nicht über sich. Er wählte schließlich die Armee, die dafür bekannt war, sich mit allem Nötigen zu versorgen, ohne lange zu fragen.
    Das Souper, welches in dem Haus serviert wurde, in dem der König abgestiegen war und das gleich neben dem der Königin lag, mit solchen Anekdoten zu begleiten, war keine geringe Leistung. In diesem Gedränge mit vollen Gläsern und beladenen Tellern in der Hand auch noch Konversation zu treiben, war ein echtes Meisterstück. Aber der französische Hof war in dieser Kunst bewandert. Es war ein schwatzhafter Hof, der sich von jeder geistreichen Bemerkung, pittoresken Schilderung oder interessanten Enthüllung bezaubern ließ. Man amüsierte sich über alles, manchmal auch voller Unschuld, genoss die Gesellschaft, und die Männer nutzten gerne die Gelegenheit, einem neuen Publikum von ihren Heldentaten zu berichten oder neue Eroberungen zu machen.
    Für viele bedurfte es nicht mehr als der Einführung einer hinreißenden, unbekannten jungen Frau – auch wenn sie einen gewissen Ruf genoss, denn wer hatte noch nicht die beinahe legendären Berichte über die Hochzeit des Mannes gehört, den
alle den Großen Hinkefuß aus dem Languedoc nannten? -, in dieses feste und doch geschmeidige Gewebe, wo jede Verhaltensnuance, und sei sie noch so unbedacht, Folgen nach sich zog, damit dieses Souper des Königs zu einem gelungenen gesellschaftlichen Ereignis wurde. Die junge Gräfin war genauso schön, wie alle behauptet hatten. Sie konnte an einem Spieltisch nicht nur lachen, sondern beherrschte auch alle Regeln und Kniffe. Und im Kreis der zahlreichen Kavaliere, die sich um sie drängten, wusste sie sowohl ihren Flunkereien als auch – und das war selten für eine Frau – den Schilderungen ihrer militärischen Heldentaten zu lauschen und ihnen schlagfertig zu antworten.
    Als Angélique die schmale, ebenfalls von Menschen bevölkerte Treppe hinunterging, berührte sie kaum den Boden, so sehr wurde sie von einer Umgebung getragen, die für sie beinahe vertraut und aufrichtig freundschaftlich geworden war. Zum Glück hatte sie den Marquis de Vardes nirgendwo gesehen. Sie wurde gefragt, warum sie schon so früh aufbrach. Das Souper des Königs, eine begehrte, »intime« Veranstaltung, auch wenn er selbst nicht erschien, war noch nicht zu Ende. Aber sie hatte der Herzogin von Montpensier versprochen, zu ihr ins spanische Theater zu kommen, wo die Vorstellung bald beginnen würde.
    Vor dem schmalen Eingang eines unauffälligen Gebäudes, in dem jeden Abend eine neue Zerstreuung geboten wurde, drängten sich bereits die Menschen. Angélique wurde ins Innere mitgerissen. Im Theatersaal herrschte fast völlige Dunkelheit. Sie stolperte über sitzende Leute und taumelte gegen stehende Besucher, die noch darauf warteten, dass man ihnen einen Platz zuwies. Rings um den Raum zog sich ein in zwei Stufen erhöhter Bereich, auf dem die Mitglieder der königlichen Familie und ihr Gefolge Platz genommen haben mussten. Angélique versuchte, sich dorthin vorzukämpfen, doch jemand packte sie
beim Handgelenk, was ihr äußerst unangenehm war. Unversehens fand sie sich auf einer Bank im Parterre wieder, ohne zu wissen, neben wem sie saß. Bis auf den matten Schein einiger Öllampen und Laternen, die hier und

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