ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)
was er da hörte.
»Er hat Danny das angetan, weil ich ihr eine Abfuhr erteilt habe? Und jetzt ist er aus dem gleichen Grund hinter Lisl her?«
»Ich glaube, er hat auch das Haus Ihrer Eltern angezündet«, sagte Veilleur. »Es war kein Zufall, dass der Todestag der beiden auf den gleichen Tag fällt wie der Ihres Freundes Jim Stevens. Er hat Ihnen eine Botschaft zukommen lassen. Sie waren die ganze Zeit seine Zielscheibe, Pater Ryan. Sie haben ihm etwas angetan und er vergibt nie.«
»Aber diese Menschen waren unschuldig.«
»Aber sehr nützlich. Überlegen Sie mal: Sie hatten bereits Keuschheit, Armut und Gehorsam gelobt. Er konnte Sie nicht wirtschaftlich ruinieren oder Ihre Frau und Kinder abschlachten, also wählte er eine andere Angriffsroute.«
»Warum hat er mich nicht einfach umgebracht?«
»Das wäre ihm zu schnell gegangen. Daraus könnte er keine Energie ziehen. Aus körperlichem Schmerz zieht er nur einen Bruchteil der Kraft, die er aus seelischer Qual schöpfen kann, aus Angst, Hass, Selbstzweifel. Es scheint ihm darum zu gehen, Sie von innen heraus zu zerstören. Um das zu tun, hat er Ihnen das Fundament Ihrer Existenz genommen – Ihre Familie, Ihre Freunde, Ihre Freiheit, Ihren Orden, Ihren Gott, Ihre Identität. Er will, dass Sie an sich selbst verzweifeln, dass Sie sich über den Wert Ihrer Existenz Gedanken machen, darüber, wie sinnvoll es ist, weiterzuleben. Er hat alles zerstört, was Ihrem Leben einen Sinn gegeben hat, was Sie zu dem gemacht hat, das Sie sind, in der Hoffnung, dass Sie Ihren Werten entsagen und sich in Zweifeln, Selbstmitleid und Elend ergehen. Damit Sie dann, hoffentlich, den äußersten Akt der Verzweiflung begehen: Selbstmord. Vor fünf Jahren war er fast am Ziel, aber Sie haben sich geweigert aufzugeben. Deswegen ist er jetzt zurückgekommen, um sein Ziel doch noch zu erreichen.«
Bill saß wie betäubt da, schockiert.
»Aber warum verschwendet er seine Zeit mit mir? Wenn er so mächtig ist, wenn er darauf aus ist, die Welt in diesen schrecklichen Ort zu verwandeln, warum gibt er sich dann so lange mit mir ab?«
»Zunächst mal, weil es ihm immensen Spaß macht. Und auf eine abartige Weise ist es auch ein Kompliment an Sie, dass er es für nötig befand, einen so vernichtenden Angriff auf Sie zu führen. Er muss Respekt vor Ihrer Charakterstärke haben. Vielleicht fürchtet er Sie sogar. Der wahre Grund, warum er sich die Zeit genommen hat, Ihr Leben zu vernichten, ist jedoch der, dass er Angst davor hat, jetzt schon in Erscheinung zu treten. Er hat auf Zeit gespielt, Kraft gesammelt und sich amüsiert, während er immer stärker wurde.«
»Er hatte Angst vor einem rothaarigen Mann, als er noch klein war«, sagte Carol, »aber wir sind ihm nie begegnet. Wer war das?«
Veilleur seufzte: »Ich.«
Sie alle starrten den alten Mann an. Schließlich sprach Renny das aus, was auch Bill dachte.
»Sie machen Witze!«
»Nicht so, wie ich heute bin«, erklärte Veilleur hastig, »aber so, wie ich war. Ich bin der rothaarige Mann, vor dem sich der Widersacher fürchtet – oder besser gesagt, ich war das. Er glaubt immer noch, ich sei ein jüngerer, starker Mann, ausgestattet mit der ganzen Macht unseres Verbündeten, und warte nur darauf, dass er sich zeigt, damit ich die volle Stärke dieser Macht gegen ihn einsetzen kann.«
»Sie waren also der Letzte, der sich auf eine Konfrontation mit ihm eingelassen hat«, sagte Bill. »Und wer tat das vor Ihnen?«
»Niemand.«
»Aber Sie haben gesagt, das geht seit Jahrtausenden so.«
Veilleur nickte.
»Dann sind Sie …« Bill konnte den Gedanken nicht fassen, wollte es im Augenblick auch gar nicht versuchen. »Und wer repräsentiert jetzt den Verbündeten?«
Veilleur blickte düster drein.
»Niemand. Es gibt da jemanden, der den Stab übernehmen kann, aber noch ist die Macht nicht auf ihn übergegangen. Als der Widersacher vernichtet schien, sah es so aus, als sei die Schlacht gewonnen, und der Verbündete zog sich zurück. Ich begann zu altern, wie jeder andere Mensch auch … jedes Jahr ein Jahr. Der Verbündete behielt uns zunächst im Auge, aber der Widersacher hat ihn getäuscht, indem er diesen Planeten tot erscheinen ließ, und damit für weniger erstrebenswert. Der Verbündete hat seine Aufmerksamkeit anderen Schauplätzen zugewandt. Damit hat diese Welt im Augenblick keinen Verteidiger.«
Plötzlich hatte Bill Angst – um die Welt, vor allem aber um Lisl.
»Ich muss zurück«, sagte er und stand auf.
»Bill,
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