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ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: ANGRIFF - Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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weggeblasen durch die unauslöschliche Erinnerung an die beiden schwarzen verkrümmten Leichen, deren Abtransport aus dem Haus seiner Eltern er mit angesehen hatte.
    Warum?
    Wie oft hatte er platte, tröstliche Binsenweisheiten von sich gegeben, wenn die trauernde Familie eines Verstorbenen mit der gleichen Frage zu ihm gekommen war? Er hatte es immer vermieden, mit dem albernen ›es war Gottes Wille‹ zu antworten, dass Gott die Lebenden ›prüfte‹, ihren Glauben erforschte. Zufall, die Wechselfälle des Lebens, das war es, was den Glauben auf die Probe stellte. Gott musste sich nicht die Mühe machen, jemanden zu zermalmen. Krankheit, Unfälle, genetische Vorbelastungen und die Mächte der Natur waren alle ganz gut in der Lage, ein Leben zu ruinieren und zu beenden, ohne dass Gott dabei eingreifen musste.
    Und doch war jetzt er, Pater Ryan, hier und stellte die gleiche Frage – ein wütender Pater Ryan, der begriff, dass er nie jemandem wirklich eine Antwort auf diese Frage gegeben hatte, und dass er es jetzt auch für sich nicht tun konnte.
    Brandmeister Morgan von der Feuerwehr von Monroe hatte ihm aber so etwas wie eine Erklärung gegeben. Er hatte Bill während des Totengebets im hinteren Teil von Cahills Friedhofskapelle zur Seite gezogen.
    »Ich glaube, wir haben die Ursache gefunden, Pater.«
    »War es Brandstiftung?«
    Bill spürte, wie Wut in ihm hochstieg. Er war überzeugt, dass jemand das Feuer gelegt hatte. Er hatte keine Ahnung, wer oder warum, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Feuer sich von ganz allein so schnell ausbreiten konnte.
    »Nein. Wir haben die Überreste von den Brandschutzexperten untersuchen lassen. Es gibt keine Hinweise auf einen Brandbeschleuniger. Wir glauben, das Feuer ist in der Verkabelung ausgebrochen.«
    Bill war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Sie meinen, ein Kurzschluss kann ein Haus so niederbrennen lassen?«
    »Das Haus ist vor dem Krieg erbaut worden – vor dem Zweiten Weltkrieg! Es war ein Pulverfass. Glücklicherweise hat einer der Nachbarn das Feuer gesehen und gemeldet, sonst würden Sie hier nicht mehr stehen.«
    »Elektrische …?«
    »Na ja, die Verkabelung war so alt wie das Haus. Die war nicht für moderne Stromfresser ausgelegt. Irgendwann überhitzt irgendwo mal etwas einmal zu oft und dann …« Er beendete den Satz mit einem deutlichen Achselzucken.
    Aber er hatte bereits mehr als genug gesagt, damit Bill sich noch schlechter fühlte. Selbst als er sich jetzt vom Grab abwandte und ziellos über den Friedhof spazierte, rumorte das Schuldgefühl in ihm. Er hatte der Feuerwehr gegenüber nicht erwähnt, dass nur ein Teil der Verkabelung so alt war. Er hatte im Winter mehrere Wochenenden damit verbracht, in einigen der Räume die Leitungen neu zu verlegen.
    Mein Gott, wenn das Feuer in einer meiner Verteilerdosen ausgebrochen ist?
    Aber er hatte diese Arbeiten im Januar erledigt. Das war Monate her. Wenn er gepfuscht hatte, dann hätte sich das bereits früher gezeigt. Zu dem Kurzschluss war es wahrscheinlich in einer der alten Leitungen gekommen, die er noch nicht ersetzt hatte. Trotzdem machte Bill schon die bloße Möglichkeit zu schaffen, dass er am schrecklichen Tod seiner Eltern mitschuldig sein könnte.
    Er blieb stehen und sah sich um. Wo war er? Er hatte sich von dem Grab entfernt, ohne darauf zu achten, wohin er lief. Er erinnerte sich, dass er durch ein Eichenwäldchen gekommen war, und jetzt war er auf halber Höhe eines der anderen grabübersäten Hügel von Tall Oaks. Es gab keine aufrecht stehenden Grabsteine in Tall Oaks; jeder bekam die gleiche flache Grabsteinplatte. Ein Symbol dafür, dass, egal was man im Leben gewesen ist, alle Menschen im Tod gleich sind. Diese Philosophie sagte Bill zu.
    Ein Fleck üppigen, dunkelgrünen Grases links von ihm erregte seine Aufmerksamkeit. Das Gras in Tall Oaks erholte sich gerade von seinem winterlichen Braun, aber das Grün an dieser einen Stelle war schon fast spätsommerlich.
    Neugierig trat Bill näher heran, dann blieb er erschrocken stehen. Er erkannte das Grab, noch bevor er nahe genug herangekommen war, um den Grabstein zu lesen. Es war das von Jim Stevens.
    Eine Woge von Erinnerungen brach über ihn herein, vor allem an den Nachmittag, an dem er hier mit Jims Frau Carol gestanden hatte und auf genau diese Stelle geblickt hatte, nur war damals das Gras hier abgestorben und umgeben von lebenden Pflanzen: Das Gras über dem Grab heute war so grün, so vollkommen rechteckig, fast als

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