Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
mein Verlangen in Wallung, aber wir waren der Erfüllung so nah, wir durften es nicht erzwingen, durften ihn nicht drängen. Wir waren wie Fischer; wir hatten ihn im Netz, brauchten nur noch zu warten, bis er aufhörte sich zu sträuben.
Meine Lippen schwebten über der Halsschlagader, als er sagte: »Zeig mir, ob du genug Macht hast, dass es sich für mich lohnt, und ich gebe dir jede Körperflüssigkeit, die du willst.«
Ich wischte seine Haare zur Seite, griff mit einer Faust in seine Locken, und allein das entrang ihm ein Stöhnen. Er beugte den Kopf zur Seite. Ich sah die Halsschlagader pochen, gegen die Haut schlagen wie ein lebendiges Wesen, das ich zu befreien hatte.
Ich fuhr mit der Zunge darüber. Ich wollte sanft sein und noch vieles mehr, aber seine Haut fühlte sich so glatt an, so zart, der Duft war so betörend. Sein Puls schlug gegen meine Lippen, und ich trieb mit einer gierigen Bewegung die Zähne hinein. Ich saugte an seiner Haut, bohrte die Zähne ins Fleisch und in seine Macht, sein Tier.
Mein Tier erhob sich, wie eine riesige Gestalt aus den Tiefen des Meeres, wie ein Leviathan, und wuchs und wuchs, schwoll in mir an, bis meine Haut zu eng für es wurde. Dann berührte es das Tier in Micah, und es stoppte, schwebte in schwarzem Wasser, schwebte in meinem Körper. Beide trieben sie in dem dunklen Wasser, strichen an der mächtigen, glitschigen Flanke des anderen entlang. Mir war, als würde ich mich innerlich an Samt reiben, nur dass unter dem weichen Samt harte Muskeln saßen. Mir kam das Bild einer großen Katze, die sich in mir wälzte. Manchmal hatte ich Richards Tier durch seine Augen gleiten sehen wie eine große schemenhafte Gestalt unter Wasser. Das Tier in mir fühlte sich groß und überwältigend an. Ich trank von Micahs Kräften, aber nicht nur durch den Mund. Überall, wo ich ihn berührte, sättigte ich mich. Ich fühlte sein Herz an meinen nackten Brüsten schlagen, das Blut durch seine Adern strömen und spürte jeden Zentimeter, den er gegen mich presste. Ich spürte sein Verlangen, seine Lust und fraß davon. Ich saugte und kaute an seinem Hals wie an einem gefüllten Kuchen, als käme ich so in den Genuss einer unaussprechlichen Süße. Ich saugte Blut, und beim ersten Schwall des süß-metallischen Geschmacks wurde alle Zurückhaltung, alle Artigkeit weggefegt, ertränkt in dem Geruch von frischem Blut, dem Geschmack von zerfetztem Fleisch in meinem Mund. Ich presste mich an ihn, ich schlang die Beine um seine Taille und ritt auf ihm. Schemenhaft war mir bewusst, dass er nicht in mir war, sondern nur zwischen uns, so hart, so bereit, dass er an meinem Bauch bebte. Micahs Atem ging immer schneller. Jemand stieß kleine tierhafte Laute aus, und das war ich.
Micah bohrte die Fingernägel in meine Haut, kurz bevor er sich in heißen Wellen über mich ergoss und Laute von sich gab, für die ich keine Worte habe.
Am fernen Ende der metaphysischen Verbindung, die uns zusammenschweißte, spürte ich Jean-Claude. Er war ruhig, gesättigt, befriedigt. Ich zog mich von Micahs aufgerissenem Hals zurück, lehnte den Kopf an seine nackte Schulter, Arme und Beine um ihn geschlungen. Er hielt mich fest. Ich war von ihm bespritzt. Es rann mir zwischen den Brüsten hinab zu den Oberschenkeln.
So kniete er mit mir auf dem Schoß und hielt mich fest, während wir allmählich leiser atmeten und das heftige Pulsieren in uns nachließ. In dieser Stille war nichts als das Gefühl seiner Haut, der blanke Geruch nach Sex und in der Ferne die Zufriedenheit des Vampirs.
10
Ich stand in einer Gruppendusche, wie es sie in manchen Fitnesscentern gibt. Aber ich war allein. Ich hatte mich gewaschen, gründlich abgeschrubbt und fühlte mich trotzdem wie Lady Macbeth, die schreit: Hinfort mit euch, verdammte Flecken! Als würde ich nie wieder richtig sauber werden. Ich saß auf den Fliesen unter dem heißen Wasserstrahl und schlang die Arme um die Knie. Ich hatte nicht vorgehabt zu weinen, aber ich weinte. Langsame Tränen, die sich kalt anfühlten im Vergleich zu dem Wasser, das mir auf den Rücken prasselte. Ich wusste nicht so richtig, warum ich weinte. Mein Kopf war leer. Sonst immer, wenn ich ihn leer haben will, geht's nicht, aber jetzt war nichts als Wasser, Hitze und glatte Kacheln. Allerdings auch eine kleine Stimme in mir, die immerfort dasselbe sagte - was, das konnte ich nicht verstehen. Ich glaube, ich wollte es nicht verstehen. Ich hörte
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