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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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musste ihn gehört habe. Auch er war nackt. Ich war nicht so peinlich berührt, wie ich eigentlich erwartet hätte. Da begann ich dunkel zu ahnen, was Cherry mir nicht sagen wollte.
     
    Micah hatte sich gekämmt. Er hatte Locken, keine Wellen, ganz eindeutig. Sie waren klein, aber nicht kraus, und hatten dieses ganz dunkle Braun, das manche Leute bekommen, die als kleine Kinder weißblond gewesen sind. Die Locken waren gut schulterlang. Ich sah daran entlang, sodass ich bei seiner Brust auskam. Hastig hob ich den Blick und konzentrierte mich auf sein Gesicht. Blickkontakt. Genau das Richtige. Das Peinlichkeitsgefühl war wieder da.
     
    »Ich sagte doch, Moment noch.« Ich klang mürrisch, und das freute mich. Dass ich mein Handtuch dabei krampfhaft festhielt, hatte mit meiner Laune nichts zu tun.
     
    »Hab ich gehört«, sagte er. Gesicht, Ton, alles neutral. Nicht so neutral, wie Vampire werden können. Sie sind die Meister des leeren Gesichtsausdrucks. Aber Micah gab sich Mühe.
     
    »Dann warte draußen, bis wir fertig sind.«
     
    »Cherry hat Angst vor dir«, sagte er.
     
    Ich blickte ihn stirnrunzelnd an, dann sie. »Aber warum denn?«
     
    Cherry warf ihm einen fragenden Blick zu, er nickte knapp. Sie ging zur Tür. Sie ging nicht hinaus, war aber so weit von mir weg, wie es ging.
     
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragte ich.
     
    Micah stand einen guten Schritt entfernt, nah, aber nicht zu nah. Jetzt konnte ich seine Augen besser sehen als vorhin, und sie waren so gar nicht menschlich. Sie gehörten überhaupt nicht in sein Gesicht. »Sie fürchtet, du könntest den Überbringer der Nachricht umbringen«, erklärte er vorsichtig.
     
    »Hör mal, das Drumherumreden wird allmählich langweilig. Sag es doch einfach.«
     
    Er nickte und zuckte zusammen, als hätte es weh getan. »Der Arzt denkt offenbar, dass du mit Lykanthropie infiziert wurdest.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Schlangenmenschen zählen nicht zu den Lykanthropen und sind nicht ansteckend. Man wird von einer Hexe zum Schlangenmenschen gemacht, oder es ist angeboren wie bei den Schwanenmenschen.« Dabei fielen mir die drei Frauen ein, die in Narcissus' Club angekettet gewesen waren. »Was ist eigentlich aus den Schwanenfrauen im Club geworden?«
     
    Micah sah mich groß an. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
     
    Plötzlich kam Nathaniel in die Dusche. Ich fühlte mich in meinem Handtuch definitiv overdressed. »Wir haben sie befreit.«
     
    »Der Schlangenanführer hat es sich doch noch anders überlegt?«
     
    »Nachdem Sylvie und Jamil ihn fast umgebracht haben.«
     
    Aha. »Es geht ihnen also gut?«
     
    Er nickte, machte aber ein ernstes Gesicht und freundliche Augen wie jemand, der dir gleich eine furchtbare Neuigkeit eröffnen wird.
     
    »Fang du nicht auch noch an. Ich kann mich nicht bei den Schlangen infiziert haben. Das ist nicht möglich.«
     
    »Gregory ist kein Schlangenmensch«, erklärte er. Sein Ton war so milde wie sein Blick.
     
    Ich guckte ihn verständnislos an. »Was soll das heißen?«
     
    Nathaniel kam ein Stück weiter herein, aber Cherry hielt ihn am Arm auf und zog ihn wieder zur Tür. Vermutlich um schnell flüchten zu können. Hinter ihm tauchte Zane in der Tür auf. Er war noch genauso blass und dünn wie damals im Krankenhaus, als er den Notaufnahmeraum zertrümmert hatte. Aber die Haare waren jetzt kurz, schillernd hellgrün gefärbt und stachlig gegelt. Dass er vollständig bekleidet war, kam mir geradezu ungewöhnlich vor. Natürlich trug er seine Version von Straßenkleidung: Lederhose, Weste, kein Hemd.
     
    Ich betrachtete die drei in der Tür. Sie machten geradezu feierliche Gesichter. Mir fiel ein, dass Gregory gegen mich gestürzt war. Seine Krallen hatten mich durchbohrt. »Ich wurde schon mal von einem Werleoparden verletzt und noch viel schlimmer. Da habe ich mich auch nicht angesteckt«, sagte ich.
     
    »Dr. Lillian hält es aber für möglich, weil die Wunde sehr tief ging und nicht bloß eine Fleischwunde war«, erklärte Cherry mit zittriger Stimme. Sie hatte Angst, wie ich die Nachricht aufnehmen würde. Oder fürchtete sie etwas anderes? Aber was?
     
    »Ich werde keine echte Nimir-Ra, Leute. Ich kann mir keine Lykanthropie einfangen. Wenn ich das könnte ... ich bin schon mal übel aufgerissen worden ... dann hätte ich längst ein Fell.«
     
    Die drei sahen mich bloß aus großen Augen an. Ich wandte mich an Micah. Er machte nach wie vor ein neutrales Gesicht, aber sein

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