Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Erdbeben, Feuerzungen stiegen empor, während die gewaltigen Mauern einstürzten. Der Große Graue erhob sich in die Lüfte, wobei er den schlanken, schwarzen Körper seiner Gefährtin mit sich nahm. Ein goldenes Tor überspannte den Himmel und der Drache flog hindurch. Dann war auch er verschwunden. Die Bilder wirkten immer noch in Eryn nach und er konnte den Blick nicht abwenden, als die Burg langsam in sich zusammenfiel. Und selbst als sich ihm nur mehr das Bild der Trümmer zeigte, starrte Eryn immer noch darauf.
Ein derber Tritt in die Rippen brachte Eryn schlagartig in die wirkliche Welt zurück.
„Ist es das, was du unter Wache halten verstehst? Schläfst da unter einem Baum, während die Pferde sonst wo hinlaufen. Treib es nicht zu weit...“
Der Prinz stand direkt vor ihm und sah – obwohl das kaum möglich war – noch schlechter gelaunt aus, als schon den ganzen Vormittag über.
Habe ich alles nur geträumt? Es ist so real gewesen. Soll ich den Prinzen fragen? Im Augenblick besser nicht. „Tut mir leid, mein Prinz, wird nicht wieder vorkommen.“
Eryn verfiel in das Verhaltensschema: Schleime dich bei deinem Vorgesetzten ein und gib ihnen in allem recht.
Der Prinz verzog die Mundwinkel. „Lord Boron sollte mehr auf die Disziplin achten. Schlafen auf Wache sollte hart bestraft werden.“
Wird es ja auch. Nichts denken, besser nichts denken.
„...Verantwortungsbewusstsein und Pflichtgefühl, daran ermangelt es euch jungen Leuten...“
Der Prinz setzte seine Standpauke fort, während er in den Sattel stieg. Er beließ es aber bei Worten. Dann verfiel er wieder in Schweigen und auch der Regen setzte erneut ein. Wieder ritten sie den Weg, den sie gekommen waren, zurück.
Rein in die Berge und wieder raus. Zickzack rauf und runter, so erreichen wir Aleroth nie. Und was dann? Der Prinz will sich nicht weiter mit mir abgeben, hat er ja schon mehrfach geäußert. Manchmal frage ich mich, was ich ihm eigentlich getan habe? Dabei war er es, der mir Dinge angetan hat. Er hat mich jedoch nie belogen. Alles, was er bisher sagte, war wahr. Die Magie, die Geschichte mit Baelan, das Unhaer... Auch wenn ich es wollte, ich kann nicht mehr zurückkehren.
Die Endgültigkeit ist frustrierend . Im Geheimen hatte Eryn immer gehofft, eines Tages in die Berge zurückzukehren. In den Jahren meiner Kindheit ist dies meine Heimat gewesen. Nun ist mir diese Möglichkeit genommen. Nicht, weil Prinz Raiden oder Meister Elderon es bestimmten, sondern weil meine eigene Magie es verhindert, dass ich das Unhaer betreten kann.
Ich kann nur noch nach vorne sehen. In Aleroth habe ich mich ziemlich stur und unhöflich benommen. An dem Punkt hätte alles anders laufen können. Aber ist nicht alles vorherbestimmt? Wie kann es sonst so etwas wie eine Prophezeiung geben? Ich habe es ja selbst erlebt.
Und die Worte kamen ihm wieder in den Sinn: Im Angesicht des Todes wird dein Leben beginnen. Die Welt, wie du sie kennst, wird nicht mehr sein. Alles ist genau so gekommen. Vielleicht musste ich zuerst nach Naganor gehen, um dann nach Aleroth zurückkehren zu können. In Aleroth war niemand grausam zu mir. Meister Agland, Meister Talasin und Meister Elderon, sie alle haben sich viel Mühe gegeben, mich auf den Weg der Magie zu bringen. Mit meinem jetzigen Wissen betrachtet, war ich wirklich sehr stur und einfältig. Ich sollte mich bei Meister Talasin und Meister Elderon entschuldigen.
– Das lässt du mal schön bleiben!
Wenn Prinz Raidens Stimme in Eryns Kopf ertönte, war es oft so überraschend, dass Eryn heftig erschrak.
„Ich soll mich nicht entschuldigen, mein Prinz?“
Wo doch der Prinz sonst so auf Höflichkeit und Etikette bedacht ist, hätte ich eigentlich gedacht, dass er eine solche Aktion gutheißen würde, aber da ist wohl etwas anderes im Busche.
„Wegen ihres Unvermögens, dich eingehend zu überzeugen, bist du in Naganor gelandet. Und – Dank mir – hast du es inzwischen zu einem – wenn auch kümmerlichen – Fortschritt in der Magie gebracht. Für das Nichtvermögen anderer Leute brauchst du dich nicht zu entschuldigen und schon gar nicht bei Meister Talasin.“
Oh, da gibt es wohl Differenzen mit Meister Talasin. „Wie mein Prinz befehlen.“
Dann hakte der Schwarze Prinz nach: „Was war das mit der Prophezeiung?“
Belauscht er mich andauernd? Ein Tomatenzauber schlug ein.
Du denkst so laut, dass es fast aufdringlich ist. Und nun bitte zum Thema.
„Ich sah im Kessel der Finngul Bilder aus
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