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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Tu-4A wäre der
Behälter hier montiert gewesen, im vorderen Bombenschacht. Wie Sie sehen können, ist der Flugzeugrumpf intakt. Der Behälter wäre aus rostfreiem Stahl angefertigt und wie eine Bombenhülle gebaut, robust genug, um den Aufprall zumindest bei einer gemäßigten Bruchlandung unbeschadet zu überstehen.«
    »Könnte etwas ausgetreten sein?«, erkundigte sich Randi. »Aus dem Behälter, meine ich. Könnte die Besatzung während des Fluges mit dem Anthrax in Kontakt gekommen sein? Vielleicht war es das, was sie zur Notlandung gezwungen hat?«
    Smith schüttelte den Kopf. »Nein. Das kann es nicht gewesen sein. Der Bacillus anthracis ist ein vergleichsweise langsam wirkender Krankheitserreger. Sogar dann, wenn man in einem geschlossenen Raum eine hohe Konzentration von Anthrax einatmet, läge die Inkubationszeit immer noch bei mindestens einem bis sechs Tagen. Anthrax spricht auch gut auf hoch dosierte, prophylaktisch verabreichte Antibiotika an. 1953 hätten die Russen Zugang zu Penizillin gehabt. Die Besatzung eines Transportflugzeugs für biologische Kampfstoffe wäre darauf eingerichtet gewesen, im Falle eines versehentlichen Kontakts Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Anthrax wird erst richtig fies, wenn man nicht darauf vorbereitet ist, oder wenn man es nicht als das erkennt, was es ist.«
    »Wie fies?«
    »Sehr. Ohne sofortige Behandlung liegt die Sterblichkeitsrate in Fällen von eingeatmeten Anthraxerregern bei neunzig bis fünfundneunzig Prozent. Wenn die gekeimten Sporen erst einmal die Lymphknoten befallen und anfangen, Toxine zu bilden, liegt die Letalität selbst bei umfassender antibiotischer Behandlung und unterstützender medizinischer Versorgung immer noch bei fünfundsiebzig Prozent.«
    Smith lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Unnötig zu sagen, dass ich genug Doxycycline in meiner Apotheke habe, um eine kleine Armee zu behandeln, und außerdem auch noch ein Serum, das kurzzeitig Immunität verleihen kann. Da ich am USAMRIID arbeite,
bin ich unter anderem auch gegen Anthrax geimpft. Hat eine von Ihnen diese Impfung erhalten?«
    Die beiden Frauen sahen ihn aus weit aufgerissenen Augen an und schüttelten die Köpfe.
    Smith lächelte grimmig. »Dann sollten Sie wohl besser alles Weitere mir überlassen, falls Sie ein feines grauweißes Pulver herumliegen sehen.«
    Valentina Metrace zog ihre elegant geformten Augenbrauen hoch. »Ich käme nicht mal im Traum auf den Gedanken, Ihnen eine Bitte abzuschlagen, Colonel.«
    »Beim ersten Briefing sagte man mir, dass zwei Tonnen von dem Zeug an Bord dieses Flugzeugs sein könnten«, sagte Randi. »Das sind volle zweitausend Kilo, Jon. Was hieße das übertragen auf die Flächenwirkung?«
    »Sagen wir es einmal so, Randi. Du könntest genug Anthraxsporen in deiner Handtasche herumtragen, um das gesamte Stadtgebiet von Seattle zu verseuchen. Die Ladung der Misha 124 wäre ausreichend gewesen, um die ganze Ostküste damit zu überziehen.«
    »Vorausgesetzt, die Verteilung des Wirkstoffs funktioniert perfekt«, warf Professor Metrace ein. »Das ist schon immer das Problem bei allen biologischen oder chemischen Kampfstoffen gewesen. Sie neigen zum Verklumpen, und am Ende vergeudet man neunzig Prozent der Gesamtmenge.«
    Die hochmodische äußere Erscheinung der Historikerin stand im krassen Gegensatz zu ihrem Gesprächsthema, doch die absolute Gewissheit, mit der sie darüber sprach, ließ wenig Zweifel an ihrer Sachkenntnis aufkommen. »Die Russen haben bei der Tu-4A ein Trockensprühsystem eingesetzt. Im Grunde genommen war der ganze Bomber ein einziges gigantisches Sprühflugzeug. Das Luftstausystem unter der Verkleidung des Motors diente dazu, den Luftschraubenstrahl aufzunehmen, ihn zu verdichten und über Rohrleitungen zu einem Sammelbehälter zu führen. Dort wurden
die pulverisierten Sporen vom Luftstrom abgesaugt und durch kleine Düsen unter den Tragflächen versprüht.
    Ein primitives System mit erbärmlich geringer Kontrolle über die Dosierung im Vergleich zur Nassverteilung, aber es hatte den Vorteil, einfach in der Anwendung und relativ leicht zu sein. Abhängig von der Abwurfhöhe und den vorherrschenden Winden hätte man einen Streifen Land von einem Dutzend Meilen Breite und etlichen hundert Meilen Länge für Jahrzehnte zum unbewohnbaren Sperrgebiet machen können.«
    »Für Jahrzehnte?« Randi schien entsetzt zu sein.
    Valentina nickte. »Anthraxsporen sind zähe kleine Biester. Sie lieben organische Umgebungen, die reich an

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