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Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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einem übellaunigen Bullen, der seine Arbeitstage mit allem verbrachte, was es Schlechtes an den Menschen gab, und der abends müde nach Hause kam und keine Lust mehr hatte zu feiern? Wer hätte ihn nicht gegen einen fröhlichen, geselligen Burschen eingetauscht, mit einem untrüglichen Riecher fürs Geldverdienen?
    Rodney und Sophie waren vermutlich füreinander geschaffen. Er sollte sie nicht um ihre Zufriedenheit beneiden. Doch Millie … Das war ein ganz anderes Thema.
    Er hörte ein leises Klappern und dann das Geräusch kleiner Füße, die in Richtung Wohnzimmer tapsten. Die Tür öffnete sich knarrend, und Millies Gesicht lugte durch den Spalt. Als sie ihren Vater mit seinem Kaffee erblickte, drückte sie die Tür ganz auf und kam herein. Sie hüpfte mit nackten Füßen über den Boden und kuschelte sich in den Sitzsack ihm gegenüber. Über den Schlafanzug hatte sie sich ihren Morgenmantel gezogen, die Pantoffeln jedoch vergessen, und sie hielt MacTavish fest an sich gedrückt.
    MacTavish war ein verblüffend menschenähnlicher Teddybär, den sie aus einem Urlaub in Schottland mitgebracht hatten, als sie noch eine Familie gewesen waren. Er trug ein Barett in Schottenkaro, das zwischen den Ohren auf seinen Kopf genäht war, und um seinen pelzigen Leib hing ein locker geschlungenes Schottentuch. Ursprünglich hatte er noch einen Plastikschild und ein Plastik-Zweihandschwert getragen, doch Sophie hatte die Waffen in einer ihrer pazifistischen Phasen entfernt und weggeworfen. Typisch für Sophie, überlegte Carter, dass ihr Beitrag zum Weltfrieden größtenteils aus symbolischen Gesten wie dieser bestand. Andererseits organisierte sie von Zeit zu Zeit morgendliche Tees und sammelte Spenden für eine wohltätige Einrichtung, die sich um jene kümmerte, deren Leben durch Kriege und ähnliche Konflikte aus der Bahn geworfen worden war, und er musste anerkennen, dass das vermutlich mehr bewirkte, als mit selbst gemalten Plakaten zu winken und Puppen von Politikern aufzuhängen. MacTavishs Lächeln, eingestickt in sein Plüschgesicht, war jedenfalls alles andere als kriegerisch. Sein Grinsen erinnerte Carter eher an Rodney Marsham.
    Carters Tochter hatte ihn mit einem ebenso direkten wie vorwurfsvollen Blick fixiert, der ihn stark an Sophie erinnerte. Was war bloß aus diesem Traum von einer reizenden, charmanten …
    »Warum bist du so früh aufgestanden?«, fragte Millie streng.
    »Ich wollte dich nicht stören«, entschuldigte sich Carter. »Ich habe versucht, leise zu sein.«
    »Ich habe den Wasserhahn in der Küche gehört. Er macht dieses stöhnende Geräusch, wenn man ihn zudreht. Du musst ihn reparieren lassen.«
    Kein Zweifel, das war Sophies Stimme.
    »Ich nehme mir irgendwann dafür Zeit«, versprach er ausweichend. In ihm regte sich das schreckliche Gefühl, dass er diese Unterhaltung in der Vergangenheit bereits viele Male mit ihrer Mutter geführt hatte.
    »MacTavish hat es auch gehört.«
    Er öffnete den Mund, um zu erwidern, dass MacTavishs Ohren aus Stoff waren, doch irgendetwas war an ihrer Beziehung zu diesem Spielzeug, das ihn zu gleichen Teilen rührte und Schuldgefühle in ihm weckte. MacTavish hatte Millie noch nie im Stich gelassen.
    »Entschuldige, MacTavish«, sagte er. »Habt ihr denn beide gut geschlafen, bis ich diesen Lärm in der Küche veranstaltet habe?«
    »Hm …«, murmelte Millie, während sie kritisch den Blick durch den Raum schweifen ließ. »Mami und Rodney haben sich einen Innenarchitekten geholt.« Die letzten Worte sprach sie beinahe ehrfürchtig. »Ein Innenarchitekt sucht die Möbel für dich aus«, erklärte sie ihrem Vater netterweise.
    Das saß. »Ich kann mir meine Möbel selber aussuchen«, konterte Carter.
    »Und warum hast du das hier ausgesucht?«, fragte Millie mit jener treuherzigen Offenheit, die keine richtige Antwort zuließ.
    »Ich war in Eile. Ich brauchte dringend ein paar Möbel. Wenn du das nächste Mal kommst, habe ich die Wohnung hoffentlich in Ordnung gebracht.«
    Millies Besuch war nicht geplant gewesen. Sophie hatte ihn angerufen und gesagt, es wäre ein Notfall.
    »In meiner Schule gibt es Asbest im Dach«, sagte Millie nun. Offensichtlich war sie Expertin, wenn es darum ging, seine Gedanken zu lesen.
    »Ja, deine Mama hat es mir erzählt. Ich bin überrascht. Ich hätte gedacht, man hätte den Asbest längst aus allen Gebäuden entfernt.«
    »Man wusste nichts davon«, erklärte Millie. »Sie hatten eine falsche Decke in der Halle, und als die

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