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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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wurden von SS -Leuten beaufsichtigt, die das Arbeitstempo angaben.
    Für uns war es wie ein Wunder, daß unsere Aufseher zunächst keinen Gebrauch von Knüppeln oder Stöcken machten. Ihre Unzufriedenheit ließen sie meist, vor allem die SS -Leute, an den Häftlingen mit grünen Winkeln aus. Das hatte ich in Auschwitz ebenfalls nie gesehen. Sie trugen leichtes gestreiftes Drillichzeug, Faltkäppis und Holzpantinen. Es waren Abteilungen gewöhnlicher Krimineller, meist deutscher Verbrecher, die man bei den schwersten Arbeiten einsetzte. Oft kamen in diesen Gruppen Menschen zu Tode, aber daraus machte sich niemand etwas. Die Arbeit schritt nicht sonderlich schnell voran, und so traten nach einiger Zeit Knüppel und Stöcke in Aktion. Unsere Auschwitz-Gruppen bekamen auch etwas davon ab. Wir wurden zu immer schwererer Arbeit angetrieben. Allein die Pausen für die Mittags- und Abendmahlzeit kennzeichneten die einzelnen Tage bei dieser Schwerstarbeit unter freiem Himmel.
    Aus dem Kleinen Lager wurden wir schließlich in das Hauptlager verlegt und auf verschiedene Blocks verteilt. Ich kam mit den Auschwitz-Gefährten J. Stawarz, W. Poterek, H. Zguda, C. Dubiel und anderen in den Block 39 . Den Stubendienst versahen Tschechen. Sie teilten die Verpflegung gerecht auf. Es war aber zu wenig, und sie reichte nicht aus. Bei den Erdarbeiten in Regen und Kälte verbrauchten die Häftlinge viel Kraft. Wir hatten es schwer, und viele von uns begannen zu erkranken und starben.
    Inzwischen traf ein neuer Transport mit Polen in Buchenwald ein, diesmal aus Majdanek. Sie wurden in den Quarantäneblocks untergebracht, die wir noch unlängst belegt hatten. Nach der Arbeit ging ich zum Drahtzaun des Kleinen Lagers und suchte nach bekannten Gesichtern, fand aber niemanden. Dafür freute ich mich über die herzliche Kameradschaft der Buchenwald-Gefährten Krzemieniewski und Woźniak, die ab und zu, wenn wir uns in der Freizeit trafen, etwas zu essen mitbrachten – ein Stückchen Brot, etwas Wurst oder Käse. Das hatte große Bedeutung. Es hielt den Mut aufrecht und ermöglichte es, die Mühen der schweren körperlichen Arbeit im Kommando »Eisenbahnbau« leichter zu ertragen.
    Ich hatte Glück, die ersten Wochen beim Fortschleifen von Zweigen und Roden von Baumwurzeln auf dem Gelände der künftigen Bahnstrecke zu überstehen. Dann wurde ich versetzt und arbeitete mit Schaufel und Harke beim Einebnen des Geländes. Ein Teil des Gebiets, das wir in Ordnung brachten, war für den Bau von Fabrikhallen vorgesehen. Weniger Glück hatten diejenigen, die in den Gleisbaugruppen eingesetzt waren. Das Schleppen der schweren Schienen und Schwellen erfolgte in unglaublichem Tempo. Die Deutschen hatten es anscheinend eilig mit dem Bau der Bahnstrecke und der Fabrikhallen, in denen Häftlinge aus dem Lager beschäftigt werden sollten. Viele Kameraden vom Auschwitz-Transport fanden dort den Tod. Täglich zehn Stunden und mehr dieser anstrengenden Arbeit ohne entsprechende Verpflegung bewirkten, daß der Körper rasch ausgezehrt war.
    Fast jeden Tag erreichten uns Nachrichten vom Tode unserer Kameraden. Diejenigen, die sich im Häftlingskrankenbau meldeten, kamen meist nicht zurück. Ein gutes Dutzend Auschwitz-Häftlinge wurde in den Block 46 verlegt, wo man irgendwelche Experimente mit ihnen vornahm. Angeblich wurden dort wissenschaftliche Versuche durchgeführt, doch was für welche, das habe ich nie erfahren können, denn niemand wollte darüber reden. Vielleicht, weil ich einer der jüngsten war. Die zufälligen Gespräche, die ich mit Kwiatkowski, Ostańkowicz, Poterek oder Stawarz führte, mit denen ich durch das Schicksal im Kommando vorübergehend zusammenkam, konzentrierten sich auf das Gerücht, daß angeblich sowohl die SS -Führung als auch einige Kreise deutscher Buchenwald-Häftlinge nicht daran interessiert sein sollten, das Leben der widerspenstigen Auschwitz-Häftlinge zu verlängern, weil sie zuviel Unruhe und Durcheinander in das Lagerleben brachten.
    Einige betrachteten uns aus Auschwitz als polnische Faschisten. Das stimmte nicht, und sicherlich bewirkten andere Gründe, daß im März mit dem Transport aus Auschwitz viele polnische Häftlinge eingetroffen waren, die vor allem in Birkenau die verschiedensten mehr oder weniger wichtigen Funktionen ausgeübt hatten. Bald war es ein öffentliches Geheimnis, daß einige dieser »Prominenten« aus Birkenau verschiedene »Kleinigkeiten« – Wertgegenstände oder Dollars –

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