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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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schwebenden Schritt und dem nächsten. Meine Güte, was war ich doch für eine Vollidiotin. Ich würde nicht nur nicht meinen Dad beerdigen, sondern vielleicht selber ein tragisches Ende finden, das die ekligen Leichen bei CSI lächerlich aussehen ließe.
    Ja, ich hätte eindeutig vorher über die ganze Sache nachdenken sollen.
    Epi zitterte und erhob sich. Ich stand dicht neben ihr, streichelte ihren Hals und murmelte beruhigende Worte vor mich hin. Mein Gehirn versuchte verzweifelt, einen Plan auszuarbeiten. Weder das College noch andere Ereignisse in meinem Leben hatten mich auf diese betäubende Angst vorbereitet. Als Epi und ich beobachteten, wie die dunklen Schatten sich aus dem Wald lösten und den Uferhang hinunterkamen, tat ich das, von dem ich immer gehofft hatte, es in einer solchen Situation nicht zu tun. Ich erstarrte völlig. Wie ein Reh, das darauf wartet, von einem Zwölftonner überrollt zu werden, stand ich da, überwältigt von meinem Schicksal. Ich war stolz auf Epis Mut. Sie wandte sich in Richtung der Eindringlinge, stellte die Ohren auf und pustete sanft durch ihre Nüstern. Sie zeigte keine Furcht. Pferde sind verdammt mutige Tiere. Ich fühlte mich geehrt, sie an meiner Seite zu haben, während der Tod immer näher kam …
    „Lady Rhiannon?“
    Die Stimme war tief und seltsam vertraut. Einen Augenblick war ich zu überrascht, um zu antworten. Diese ekligen Kreaturen hatten die gleiche Stimme wie ClanFintan?
    Epis sanftes Nicken, das Wiedererkennen bedeutete, brach den Bann der Dummheit, der mich in den Fängen hatte. Zumindest für den Moment.
    „ClanFintan?“
    „Sie ist hier!“, rief er über die Schulter, und plötzlich wimmelte es um uns herum von dunklen Schatten, die vage wie Pferde aussahen. „Macht ein Feuer, es ist heute Nacht schwarz wie in der Unterwelt.“
    Ich konnte hören, wie Äste und Steine verschoben wurden, und etwas, das sich anhörte wie das Aufeinanderschlagen von Feuersteinen. Die Sicht wurde mir jedoch nicht nur durch die Dunkelheit genommen, sondern auch durch Epi und eine große, pferdeförmige Gestalt direkt vor mir. Sie sprach und klang ziemlich verärgert.
    „Sind Sie verletzt, Rhiannon?“
    „Nein, ich nicht, aber Epi, sie hat sich einen Huf geprellt.“
    „Epi?“
    „Oh, äh, ich meine Eponas Stute.“ Zumindest hoffte ich, dass ich das meinte.
    Ein paar Meter flussabwärts flammte ein Feuer auf, und als die Zentauren mehr Holz auflegten, kehrte auch mein Augenlicht zurück. ClanFintan stand vor uns, die Hände in die Hüfte gestemmt (seine, ähm, menschliche Hüfte), die Stirn in Falten gelegt.
    „Welcher Huf?“ Er klang kurz angebunden und sehr geschäftsmäßig.
    „Vorne rechts.“ Ich trat unter Epis Hals, bückte mich und strich an ihrem Bein entlang. „Es fühlt sich nicht geschwollen oder heiß an, also denke ich, dass sie sich nur das Strahlenpolster geprellt hat.“ (Aus dem Augenwinkel warf ich ihm einen Blick zu – er schien mich zu verstehen. Oh ja, das sollte er auch. Er war ja schließlich selber teils Pferd.) „Sehen Sie es sich an.“ Epi hob gehorsam den Huf, und er beugte sich hinunter, um ihn anzusehen. Seine starken Hände drückten auf die gleichen Punkte, die meine kleineren vorher schon untersucht hatten. Epi gab ein kleines Grunzen von sich, als er die wunde Stelle erreichte, und sofort hörte er auf zu drücken und streichelte ihren Hals. Er murmelte ihr sanfte Worte zu, die ich nicht verstehen konnte, aber es war ein angenehmer Singsang, der mich ans Gälische erinnerte. Epi entspannte sich und seufzte, als ich ihren Huf hinunterließ.
    „Eine schlimme Prellung“, sagte er anklagend. „Wie ist das passiert?“
    Ich richtete mich auf und trat einen Schritt näher an Epi heran. Ich hasste es, dass ich mich jetzt schuldig fühlte.
    „Etwas weiter unten am Fluss hat die Böschung nachgegeben, als wir sie hinaufgeritten sind. Ihr Huf muss zu hart auf einem spitzen Stein aufgesetzt haben.“
    „Sie hätte sich das Bein brechen können.“
    „Das weiß ich! Ich fühle mich schon schlimm genug, da brauche ich Ihre Anschuldigungen nicht auch noch.“ Ich fühlte mich den Tränen nahe. Epi stieß mich mit ihrer Schnauze an, und ich barg mein Gesicht an ihrem Hals.
    „Sie wird sich wieder erholen.“ Seine Stimme klang sanfter.
    „Ich weiß!“ Zumindest jetzt wusste ich es, nachdem er es mir gesagt hatte.
    „Kommen Sie mit ans Feuer. Sie sehen verfroren aus.“
    Er nahm meinen Ellenbogen und sprach sanft auf Epi ein. Wie

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