Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)
gleichgültig.
Sarah hatte also tatsächlich Recht gehabt. Man kann Tiere durch die Kraft des Geistes manipulieren etwas zu tun, was sie selbst gar nicht tun wollten. Nun war es ihr egal, was ihre Freunde oder ihre Tochter über sie dachten. „Seht Euch das an, Freunde. Ich hatte mich soeben darauf konzentriert, dass er mit der Pfote sein Ohr kratzt. Ob Ihr es glaubt, oder nicht: Er hat es getan. Verflucht, Sarah, du hattest es die ganze Zeit gewusst, und wir haben es dir nicht geglaubt. Wir können tatsächlich das Gehirn eines Tieres steuern. Wow, unglaublich!“
Endlich fühlte sich Sarah einmal ernst genommen. „Siehst du, ich hatte Euch nicht angelogen. Auch wenn ich erst sechs Jahre alt bin, könnt Ihr mir ab und zu glauben, vor allem dann, wenn es um so wichtige Dinge wie Hundegedanken geht. Ich weiß ganz genau, wie man mit Tieren spricht. Ich habe nämlich gelernt, wie man spricht, ohne dabei zu reden. Ich benutze keine Sprache. Ich kann es mit Worten nicht beschreiben, aber ich weiß, wovon ich rede. Ich habe schon immer mit ihm geredet . Ihr wolltet es bloß nicht wahr haben. Ihr traut mir nicht zu, dass ich das tun kann. Seid ehrlich! Wenn wir beide wollen, können wir miteinander reden, ohne dass es jemand hört. Don Camillo kann genau wie wir andere Tiere lenken. Er kann es aber ausschließlich mit Tieren tun. Für das Lenken der Menschen ist er nicht schlau genug. Und weil er schlauer ist, als die Enten, kann er sich mit ihnen verbinden. Er kann auch Hunde oder Kühe oder auch Schafe und Schweine beeinflussen. Wenn er will, lässt er die Schafe tanzen. Er ist in der Lage, alle Tiere zu manipulieren, die in ihrer geistigen Entwicklung unter ihm angesiedelt sind oder auf gleicher Höhe mit ihm stehen.“
Don Camillo war nicht daran interessiert, mit allen Menschen zu reden. Er redete einzig und allein mit Sarah. Das war ihm schon anstrengend genug. Anderen antwortete er einfach nicht. „Verrate ihnen bitte nicht allzu viel über mich“, bat er Sarah. „Ich will nicht, dass sie mich für einen schlauen Hund halten“, flüsterte er Sarah per Gedankenübertragung in den Kopf.
Franklyn musste staunen. Er hatte die Kleine noch nie so erwachsen reden gehört. „Wow, du kennst dich wirklich gut aus. Woher hast du das ganze Wissen?“, fragte er Sarah. „Und warum redest du plötzlich so erwachsen?“
„Ich weiß nicht , woher es kommt, ich weiß es einfach. Vielleicht hat es mir jemand implantiert.“
Allein ihre Wortwahl war beeindruckend und entsprach nicht wirklich dem Wissens - und Entwicklungsstand einer Sechsjährigen. Tatsächlich erschien es den Erwachsenen, als hätte jemand Sarah eine Wissens-DVD ins Gehirn kopiert. Ihr Erfahrungsschatz war plötzlich auf eine erschreckende Größe gewachsen. Sarah hatte weder etwas über Gehirne der Hunde gelernt, noch war sie erwachsen genug, um derart gebildet zu reden. Es waren vielmehr die Worte eines Gelehrten, der weiß, wovon er redet.
Trotz der altklugen Art und Weise zu reden war Sally sehr daran interessiert, was Sarah ihnen erzählt hatte. „Das bedeutet, er hat die Enten über die Wiese laufen lassen, um sie jagen zu können? Er hat Schlechtes getan, um sich an ihnen zu ergötzen?“
„ Vielleicht war es für den Hund gar nicht schlecht, was er getan hatte. Vielleicht ist es für den Hund sogar eine gute Tat gewesen. Hunde denken sicherlich völlig anders als Menschen. Sie haben vermutlich gar keine oder eine ganz andere Vorstellung von gut und schlecht.“
Sarah hielt natürlich zum Hund. Sie verstand seine Handlungen voll und ganz. „Er muss doch auch seinen Spaß haben. Wenn er beherrscht, was er mit den Vögeln angestellt hat, warum sollte er es dann nicht tun? Er hatte eine Menge Spaß daran. Hunde haben eine andere Vorstellung von Spaß. Aber Ihr Erwachsenen könnt das nicht verstehen. Ihr seid dafür zu dumm.“
„ Es war trotzdem schlecht. Er hat Böses getan“, antwortete Sally. „Wir nutzen unsere besondere Gabe nicht für böse Dinge. Wir helfen, wo wir können. Wir tun nur Gutes. Böses liegt uns fern.“
Franklyn war ebenfalls ganz und gar nicht Sallys Meinung. „Das glaubst du . Vielleicht merken wir gar nicht, was wir mit unseren Fähigkeiten bewerkstelligen. Vielleicht sind wir genau wie der hypnotisierte Mann oder die Frau in dem besagten Roman nur Marionetten – Marionetten eines teuflisch veranlagten Puppenspielers. Es könnte sein, dass wir Böses tun, ohne es zu bemerken.“
„Freunde, ich habe das
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