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Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn)

Titel: Azurblaue Gewalt (Carla, John und Franklyn) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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einen Platz gefunden hatte, konnte sie sich gar nicht richtig darüber freuen, so sehr hatte sie sich in Rage geflucht.
    Die richtigen Schuhe ließen sich ebenfalls nicht auf Anhieb finden. Das Paar, das sie gestern noch in der Auslage entdeckt hatte, war nicht mehr verfügbar, auch nicht in einer anderen Farbe. Auch nicht in einem anderen Geschäft, und auch nicht, wenn sie „anderes Geschäft“ und „andere Farbe“ kombinierte. „Ähnliches Modell“ hätte funktioniert, doch das ähnliche Modell gab es nicht in ihrer Größe. Der Schuhkauf wurde somit zum puren Reinfall. Aus lauter Frustration kaufte sie sich ein paar Schuhe, das ihr eigentlich gar nicht richtig gefiel. Die Schuhgeschäfte waren ihr heute nicht gut gesonnen. Alle Schuhe, die ihr gefielen, passten nicht. Es passten immer nur die Schuhe, die in ihren Augen hässlich waren. Sie hätte sich schöne Winterstiefel kaufen können, davon gab es genug. Warum nur? Doch Sommerschuhe wollten nicht zu ihr finden. Herr Gott, war das frustrierend! Und sie hatte sich so auf die neuen Schuhe gefreut. Sie brauchte diese Schuhe, ohne sie konnte sie nicht mehr leben. Nein, schlimmer noch, sie würde daran sterben. Diese und ähnliche Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Ein Mann wird diese Gedanken sicher niemals verstehen. Warum haben es Männer nur so leicht? Sie gehen in ein Schuhgeschäft, finden etwas Passendes, was ihnen auch noch gefällt, und kaufen es. Warum funktioniert das nicht mit Damenschuhen?
    Entsprechend schlecht gelaunt wollte sie gerade wieder zurück zu ihrem Auto laufen, als ein Straßenmusiker sie penetrant und aufdringlich um Geld anbettelte. So etwas hatte ihr gerade noch gefehlt. Der Mann ließ sich absolut nicht abschütteln. Als sie es dann doch noch geschafft hatte, kam der nächste Bettler auf sie zu und wollte ebenfalls Geld von ihr. Vermutlich gehörte er zu dem ersten Musiker. Dieses Exemplar von Bettler war noch viel lästiger, als der erste. Eine Schmeißfliege hielt sie für ein nettes Haustier verglichen mit diesen garstigen Musikern.
    Der Zufall meinte es gut mit ihr, denn neben ihr und dem Musiker hielt in diesem Moment ein Lastwagen. Der Fahrer betätigte die Feststellbremse, die ein zischendes Geräusch von sich gab. Diese Bremse arbeitete also mit Pressluft. Carla erschrak, denn eine Staubwolke wurde von der abgelassenen Druckluft aufgewirbelt. Vermutlich stimmte irgendetwas nicht mit seinem hinteren Reifen, denn der Fahrer stieg aus und lief um sein Fahrzeug. Er kontrollierte jeden einzelnen Reifen, konnte jedoch nichts finden. Der Lastwagen war so laut, dass der bettelnde Musiker vom Dieselmotor übertönt wurde. So konnte Carla leicht vor ihm flüchten und Abstand gewinnen. Sie betrachtete den Lastwagen ein wenig genauer, als sie der Meinung war, genügend Abstand zwischen sich und den Straßenmusiker gebracht zu haben. Es handelte sich um ein Tankfahrzeug, das allerdings nicht mit Benzin oder Heizöl, sondern mit Gülle gefüllt war. Der Fahrer fummelte hinten am Reifenventil herum. Was macht er da? Er soll bloß aufpassen, dass ihm nicht jemand mit dem Auto gegen seinen Hintern fährt , dachte Carla. Während sie sich noch immer über den Straßenmusiker ärgerte, der nun andere Leute belästigte, wurden ihre Gedanken plötzlich von ihrer Fantasie beflügelt: Was mag wohl passieren, wenn sich plötzlich das Ventil des Lastwagentanks öffnet und die heiße, stinkende Brühe… Oh, das war eine lustige Idee!
    Der Lastwagenfahrer holte einen Schlüssel aus der Hosentasche und öffnete damit das Sicherheitsventil am Ablass. Anschließend öffnete er mithilfe des großen Hebels das Ablassventil. Im hohen Bogen schoss die unter großem Druck stehende, braune, stinkende Flüssigkeit aus dem dicken Rohr, das sich am Heck des Lastwagens befand. Sie flog ungefähr fünf Yards schräg durch die Luft und versprühte am höchsten Punkt in tausende stinkender Tropfen. Wie ein warmer Regen kam die braune Brühe von oben wieder herunter geregnet und prasselte auf die beiden lästigen Straßenmusiker. Sie konnten gar nicht so schnell flüchten. Mit einem Schlag waren sie von oben bis unten durchtränkt. Ihnen war sofort bewusst, dass es sich um verflüssigte Ausscheidungen handelte, die auf sie herabregneten. Da diese Flüssigkeit sehr glitschig war, konnten sie sich kaum auf den Beinen halten. Eine Flucht aus dem stinkenden Strahl war nahezu unmöglich. Vermutlich handelte es sich um die Hinterlassenschaft von Schweinen, andernfalls

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