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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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es auch nicht der Kuss, der sie ärgerte, sondern seine Bemerkungen über ihre Ehe mit Per.
    Er neigte sich vor und suchte einen Blick von ihr zu erhaschen. „Rose?“
    „Ich habe die ganze Ware verkauft“, murmelte sie und ging weiter.
    Verdammt. Diese abweisende Art gefiel ihm gar nicht. Hoffentlich änderte sich das bald wieder …
    Er berührte ihren Arm. Zu seiner Bestürzung zuckte sie abrupt zurück, als hätte er sie mit einer ihrer Nähnadeln gestochen. „Rose, chérie …“
    „Mark hat mir einen guten Preis dafür gezahlt“, betonte sie.
    Augenblicklich sprang er darauf an. Eine gewisse Kampflust in ihren Augen und ihr angespannter Gesichtsausdruck wiesen darauf hin, dass es sich lohnte, das Thema weiterzuverfolgen. Irgendwas beunruhigte Rose. „Oh, wirklich? Normalerweise ist er nicht gerade großzügig.“
    „Hmmm.“ Ihre Nasenflügel blähten sich. „Wahrscheinlich glaubt Mark, er könnte mich dazu überreden, ihn zu heiraten.“
    Sein Stiefel blieb an einem lockeren Pflasterstein hängen. „Hast du seinen Antrag nicht angenommen?“
    Endlich, dem Himmel sei Dank, blieb sie stehen. Als sie sich zu Ben wandte, sah er das alte, vertraute Lächeln.
    „Das hatte ich gar nicht nötig, denn heute konnte ich genug verkaufen.“ Triumphierend klopfte sie auf den Geldbeutel an ihrem Gürtel. „Nun gehe ich zu Ketill und bezahle ihn.“
    „Ketill?“
    „Einer von Pers Lieferanten. Er stammt aus dem Norden, aus Skandinavien, glaube ich, und besitzt ein paar Handelsschiffe.“
    „Ich begleite dich“, entschied Ben. „Das sind ziemlich brutale Leute.“
    „Nicht Ketill.“
    „Trotzdem …“ Ben atmete etwas freier, weil sie nicht mehr widersprach. Lässig hängte er sich bei ihr ein, und sie steuerten den Hafen an.
    Beim Wachhaus trafen sie Denez. „Tag, Ben“, begrüßte er ihn.
    „Hauptmann …“
    Grinsend hob Denez eine Braue und musterte Rose.
    Ihre Wangen röteten sich. Wortlos starrte sie die Flagge an, die am höchsten Mast im Hafen flatterte. Die Farben des Herzogs, registrierte Ben aufmerksam. Vor dem Schiff stand Abt Benoît, ein entfernter Vetter Hoëls, und beaufsichtigte die Entladung großer Steinblöcke, zweifellos für den Kirchenbau bestimmt. Ben bemühte sich, den Geistlichen nicht direkt anzuschauen.
    Am Kai lagen mehrere weitere Schiffe tief im Wasser, mit eingeholten Segeln und schweren Eichenrudern. Geschnitzte Büge ragten himmelwärts, in der Gestalt von gewundenen Schlangen, lächelnden Nixen oder grausigen Meeresungeheuern. Fast wirkten sie wie eine Flotte Wikinger-Langboote. Im ruhig daliegenden Hafen von Quimperlé wirkten sie fehl am Platz. Statt mit plündernden Wikingern besetzt zu sein, waren sie beladen mit Weinfässern aus dem Süden, Ölkanistern und Kisten voller Töpferwaren. Seile knarrten, Schauermänner, die an Bord des herzoglichen Schiffs die Ladewinde bedienten, riefen den Hafenarbeitern Anweisungen zu. Hoch oben am Himmel kreisten Schwalben, schwarze Schatten vor leuchtendem Blau.
    Rozenn warf Ben einen sonderbaren Blick zu und versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen.
    „Nein, chérie .“ Sanft, aber entschlossen hielt er sie fest. „Ich habe einen Ruf zu verlieren.“
    Ihre warmen braunen Augen sahen zu ihm auf, die Grübchen traten wieder deutlich hervor. „Du machst dir also Gedanken über deinen Ruf? Und was ist mit mir? Hier in Quimperlé bin ich eine respektable Witwe, während du – du …“
    Er lachte ungeniert. Nur zu gut wusste er, dass sie ihn einen Schürzenjäger nennen wollte, oder noch Schlimmeres. „Du bist erst seit kurzer Zeit verwitwet, Rose. Und ich bin ein fahrender Sänger, dazu verdammt, für immer durch das Land zu wandern. So schwer es mir auch fällt, ich muss darauf bestehen, den Ruf eines Verführers zu wahren und berüchtigt zu bleiben. Das ist notwendig.“
    „Oh?“
    Ben zog eine Braue hoch. „Ja, natürlich. Wegen meines üblen Leumunds erscheinen die Leute scharenweise, wo immer ich auftrete. Nur weil sie mich für einen Dämon halten, wollen sie meinen Gesang hören.“
    „Ah, ich verstehe.“ Obwohl sie leichthin sprach, sah er Schatten in ihren großen brauen Augen. Doch sie überließ ihm ihren Arm. Mit der anderen Hand raffte sie ihre Röcke, und sie gingen zum Ende des Hafendamms, vorbei an Kistenstapeln und Fischernetzen. An der letzten Vertäuung lag Ketills Schiff. Hier, im südlichen Teil des Hafens, war der Geruch ausgenommener Fische, der in der Luft hing, besonders stark, und die Planken waren

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