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Ballade der Leidenschaft

Ballade der Leidenschaft

Titel: Ballade der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Townend
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und kniete nieder, den Rücken zum Gasthaus gewandt.
    Ehe Rozenn erkannte, was er plante, schob er die Hände unter ihre Röcke und massierte ihre Waden. Verwirrt betrachtete sie seinen dunklen Kopf. Aber es fühlte sich einfach himmlisch an, wie er seine Daumen in ihre verkrampften Muskeln presste.
    „Tut mir leid, dass ich dich heute so gnadenlos angetrieben habe“, hörte sie seine gedämpfte Stimme. „Aber ich dachte, die erste Nacht unserer Reise würdest du lieber in einer anständigen Taverne verbringen.“
    Beinahe stöhnte sie laut auf vor Entzücken und Schmerz, als das Blut wieder in ihre Beine strömte. Es dauerte eine Weile, bis ihr bewusst wurde, dass sie sich in der Öffentlichkeit befanden – in einer fremden Stadt, im Hof eines Gasthauses, wo sie niemanden kannte … Was mochten die Leute denken? Beklommen hob sie den Kopf und sah jemanden aus der Tür treten.
    Die junge Frau wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Dann verschränkte sie die Arme und sah zu den Neuankömmlingen herüber. Den Kopf schief gelegt, ein wissendes Lächeln auf den Lippen, musterte sie Bens Rücken.
    Errötend versuchte Rozenn, sich von seinen Händen zu befreien. Sie hatten neues Leben in ihre Beine gerieben, doch sie wankte immer noch vor Schwäche. Halt suchend packte sie eine seiner breiten Schultern und zog sacht an seinem Haar. „Ben! Ben! “
    Nun hob die Frau belustigt die schmalen Brauen. „Guten Abend, Madame. Ist das Benedict, der Lautenspieler, den Ihr in die Knie gezwungen habt?“
    „Äh – ja …“ Schon lange hatte Rozenn nicht mehr mit einer völlig fremden Person gesprochen. Aber irgendwie spürte sie, dass dies eine gutmütige, vertrauenswürdige Frau war, mit der sie sich vielleicht sogar anfreunden würde. Sie lachte leise. „Gewiss ein seltener Anblick – Ben auf den Knien.“
    „In der Tat.“ Die Frau neigte den Kopf, ihre Augen funkelten. „Diesen kostbaren Moment werde ich für immer in meiner Erinnerung bewahren.“
    Ben beendete die heilsame Magie, die er ihren Waden zuteilwerden ließ. Lässig stand er auf und nahm seine Lautentasche von Pipers Rücken, schlang den Riemen um eine Schulter und durchquerte den Hof. „Irene!“
    Obwohl er Rozenn so abrupt losgelassen hatte, brach sie nicht zusammen – erstaunlich, nachdem sie sich eben noch so wackelig gefühlt hatte.
    Ben ergriff Irenes Hände und küsste sie auf beide Wangen, und dann, nach einem raschen Blick in ihre Richtung, auf den Mund.
    „Welch ein provokanter Schurke du bist, Benedict …“, seufzte Irene. „Bleibst du hier?“
    Ben trat zurück. „Wenn ich darf … Ist das beste Schlafgemach frei?“
    Die Brauen erneut hochgezogen, schaute sie Rozenn prüfend an. „Meinst du das private Zimmer?“
    „Ja, das der Herzog zu benutzen pflegt.“
    „Vielleicht ist es frei. Für einen gewissen Preis.“
    Jetzt kehrte er zu ihr zurück und legte ihr einen Arm um die Taille. „Alles in Ordnung, Rose? Wieder sicher auf den Beinen?“
    „Ja.“
    Er führte sie zu der jungen Frau im Eingang des Gasthauses. „Das ist Irene, eine Freundin. Irene – ich möchte dir Madame Rozenn vorstellen.“
    Leise wiederholte Irene den Namen und schüttelte Rozenns Hand. „Freut mich, Euch kennenzulernen, Madame. Bitte, tretet ein.“
    Während der Junge namens Tom sich um die Pferde und das Gepäck kümmerte, ging Rozenn mit Ben ins Haus. Dabei legte er ihr einen Arm um die Hüften. Und es erschien ihr ganz natürlich, ihrerseits den Arm um seine Taille zu legen.
    Was Ben und Irene „privates Schlafgemach“ nannten, lag – wie Rozenn bald herausfand – hinter einem Vorhang im ersten Stock, in einer Nische schräg oberhalb der Schankstube.
    Fast den ganzen Raum nahm das großartigste Bett ein, das sie jemals gesehen hatte, mit einem Kopfteil und vier Pfosten voller Schnitzereien, die Früchte und Blumen darstellten.
    Wie es ihr gelungen war, ihre ermatteten Beine die Holztreppe hinaufzubewegen, wusste sie nicht. Sobald sie das Schlafgemach erreichte, sah sie sich nur flüchtig um und kroch auf das Bett. Eine Daunenmatratze. Weich. Rozenn drehte sich auf den Rücken. Erleichtert stöhnte sie, schloss die Augen und entspannte ihre schmerzenden Glieder. Bis sie die Lider wieder hob, verstrichen mehrere Minuten.
    Vorhin hatte sie die Schankstube inspiziert. Ein Herdfeuer brannte in der Mitte, grauer Rauch stieg nach oben in den Abzug. Es ähnelte der großen Halle der Burg von Quimperlé. Aber hier war natürlich alles viel

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