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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Palasts der Herzogin und führte eine graue Apfelschimmelstute samt abgewetztem Zaumzeug mit sich.
    Elissa, in pflaumenfarbenen Reitkostüm mit weißem Spitzenbesatz, traf ihn in der Eingangshalle, ihr Gepäck hatte sie in einer kleinen Reisetasche verstaut.
    Adrian runzelte die Stirn angesichts ihrer Erscheinung und musterte indigniert ihre Eleganz. »Ich hoffe, du hast auch noch etwas Praktischeres dabei. Hinter einer Armee herzureiten hat nichts mit einem Modeauftritt zu tun.«
    Sie hob das Kinn. »Ich habe von einer der Zofen einfache Kleidung gekauft. Sie hat ungefähr meine Größe, und die Stoffe sind robust. Zum Reiten ziehe ich mein Kostüm vor, aber wenn du etwas dagegen hast...«
    »Im Augenblick mag das durchgehen. Wir kommen erst in ein paar Tagen an unser Ziel. Was du jetzt trägst, ist eigentlich nicht von Belang.« Er wirkte distanziert und ungeduldig; doch sein Blick folgte jeder ihrer Bewegungen, als ein Lakai ihr in den Sattel half. Wenn sie so wie jetzt rittlings darauf saß, sah man ihre Strümpfe bis fast zu den Knien; aber sie ignorierte diese Unschicklichkeit.
    »Bist du sicher, daß du der Sache gewachsen bist?« fragte er. »Ich habe keine Zeit, mich um dich zu kümmern, und werde ein ziemliches Tempo anschlagen.«
    »Macht Euch Gedanken um Eure eigene Person, Colonel Kingsland! Ich versichere Euch, ich komme zurecht.«
    Er hatte nicht gelogen, was das Tempo betraf. Sie ritten, bis beide Pferde schweißgebadet schäumten und auch Elissa unter der brennenden Maisonne an den Rand der Erschöpfung gelangte. Seit ihrer Kindheit war sie nicht mehr so viel geritten, und alle Knochen taten ihr weh.
    Der Colonel schaute mehrmals zu ihr zurück, aber sie bat nicht um eine Verschnaufpause und bekam auch keine. Sie hielten nur kurz an, um die Pferde zu tränken und ausruhen zu lassen, dann ging es weiter. Erst als der Himmel sich dunkelorange färbte, machten sie endlich vor einer gut ausgestatteten Herberge halt. Haus Griensteidl stand auf dem rotgemalten Schild über der Tür.
    »Wie geht es dir?«
    Sie lächelte vor Erleichterung. »Müde, aber sonst gut. Ich brauche nur etwas Schlaf.«
    »Du hast dich tapfer geschlagen«, sagte er etwas brummig und wandte den Blick ab, als sie ihn ansah. »Wenn du ausgeruht bist, wird sich dein Körper sicher morgen leichter im Sattel zurechtfinden.«
    Dankbar nickte sie, als er eine Hand an ihre Taille legte und so ihren unsicheren Beinen den Weg ins Innere der Herberge erleichterte. Es überraschte sie, daß er zwei Zimmer und nicht eines verlangte, und empfand einen unerwarteten Anflug von Enttäuschung. Das war dumm, wenn sie bedachte, daß er dieses Verhältnis mit Cecily Kainz gehabt hatte - trotzdem blieb das Gefühl.
    »Ich dachte, ich soll als deine Geliebte gelten«, flüsterte sie, so daß es niemand hörte.
    »Nur keine Geschichten! Nicht hier draußen. Hier bist du einfach die Frau, die mich begleitet.«
    »Und warum ...«
    »Wir werden noch früh genug auf engem Raum Zusammensein müssen. Vielleicht können wir so wenigstens beide richtig ausschlafen.«
    Sie war sich nicht sicher, was er damit meinte, zwang sich aber zu lächeln und nahm den Schlüssel, den er ihr gab; sie folgten dem Wirt in den ersten Stock zu den Schlafzimmern.
    »Ich kann Euch Abendessen hinaufbringen lassen«, bot der kleine Mann mit den runden Augen und der Brille an, die ihn ständig erstaunt wirken ließen. »Aber das kostet extra. Sonst müßt Ihr im Schankraum speisen.«
    Adrian warf einen Blick auf ihr blasses Gesicht mit den dunklen Ringen unter den Augen und wies den Mann an, die Mahlzeit nach oben zu bringen.
    Elissa warf ihm ein müdes Lächeln zu. »Vielen Dank!«
    »Es war ein langer, staubiger Tag. Ich lasse dir ein Bad richten, dann kannst du essen und zu Bett gehen.«
    Sie nickte nur, wollte nichts anderes als den Kopf in die Kissen sinken lassen. Adrian öffnete die Tür und warf ihre Tasche auf einen Stuhl an der Wand. Auf zitternden Beinen betrat sie hinter ihm den Raum, blieb schwankend stehen. Er ging hinaus, und sie setzte sich matt aufs Bett. Offenbar hatte sie sich hingelegt und war eingenickt, denn als nächstes stand er wieder neben ihr und fluchte leise.
    »Verdammt, ich hatte dir doch gesagt, daß es eine harte Strecke wird, aber du glaubtest mir ja nicht. Und jetzt bist du so erschöpft, daß du nicht einmal die Diener mit dem Bad gehört hast.«
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und setzte sich mit bei jeder Bewegung schmerzenden Muskeln auf.

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