Belgarath der Zauberer
wecken, Cerran. Könnt Ihr mir mehr Einzelheiten nennen?«
»Ein Mitglied der Honethite-Familie ist ein ausgemachter Gauner.«
»Ich dachte, das wären sie alle.«
»Dieser ist so übel, daß sogar seine Familie ihn verstieß. Es gibt Dinge, die so ranzig sind, daß nicht einmal ein honethitischer Magen sie verträgt. Dieser Bursche, Olgon, würde alles tun, wenn man ihm eine angemessene Belohnung in Aussicht stellt Er schließt seine Geschäfte in einer billigen Taverne ab, einem Treffpunkt für Taschendiebe und gedungene Mörder. Wir behalten ihn weiter im Auge; deshalb haben sich einige unserer Agenten unter die Kundschaft dort gemischt. Außerdem sind wir ziemlich sicher, daß auch der drasnische Botschafter dort Leute eingeschleust hat.«
»Darauf könnt Ihr ruhigen Gewissens eine Wette abschließen«, erwiderte ich.
»Ja. Um es kurz zu machen, wir fanden heraus, daß dieser Olgon von einem Nyissaner angeredet wurde, der meinte, sein Auftraggeber würde jeden Preis zahlen, um Euren und Polgaras Aufenthaltsort herauszufinden.«
»Pol ist nicht in Tolnedra.«
»Wir waren zuversichtlich, daß sie nicht hier ist doch Olgon hat seine Leute in allen Westlichen Königreichen und unterhält Verbindungen zu fast jedem Dieb und Gesetzlosen diesseits des Ostkliffs.«
»Warum sollte ein Nyissaner versuchen, uns zu finden?«
»Sein Auftraggeber ist kein Nyissaner. Einer unserer Agenten war nahe genug, um zuzuhören, als der Nyissaner Olgon den Namen seines Auftraggebers nannte. Der Mann, der Euch sucht heißt Asharak der Murgo.«
»Ich kann mich nicht erinnern, je von ihm gehört zu haben.«
»Es ist ein Tarnname. Unser Geheimdienst besitzt eine ziemlich ausführliche Akte über diesen Murgo. Er benutzt etwa ein Dutzend Namen; aber es gibt einen Bericht über einen Zwanzigjährigen, der ihn als Chamdar identifiziert. Kennt Ihr diesen Namen?«
Ich starrte ihn einen Herzschlag lang an; dann riß ich mein Pferd herum und galoppierte nach Süden, nach Tol Honeth.
44. K APITEL
uf dem Weg nach Tol Honeth ritten General Cerran und ich fast unsere Pferde zuschanden. Cerran glaubte gewiß, ich hätte den Verstand verloren, ehe ich ihm von meinen bisherigen Begegnungen mit Ctuchiks ehrgeizigem Untergebenen berichtete. Als wir schließlich Tol Honeth erreichten, begaben wir uns sogleich zur drasnischen Botschaft. Ran Borunes Geheimdienst war tüchtig, doch Rhodars Leute waren die besten. Der drasnische Botschafter, ein korpulenter Mann namens Kheral, schien nicht überrascht zu sein, uns zu sehen, als man uns in sein rot ausgekleidetes Büro führte. »Ich habe mit Euch gerechnet, Ewiger«, begrüßte er mich.
»Wir sollten gleich zur Sache kommen, Kheral«, sagte ich, um einen ausgedehnten Austausch von Höflichkeiten im Keim zu ersticken. »Was könnt Ihr mir über einen Burschen sagen, der sich Asharak der Murgo nennt?«
Kheral lehnte sich zurück und legte seine schwammigen Hände auf den Bauch. »Er war hier in Tolnedra vor dem Krieg sehr aktiv, Belgarath – all die üblichen Dinge. Es ging um Spione, Bestechung von Regierungsbeamten und dergleichen. Damals waren Dutzende von Murgos in diesem Geschäft tätig. Wir behielten sie routinemäßig im Auge, doch Asharak tat nichts so Auffälliges, daß wir ihm besondere Aufmerksamkeit geschenkt hätten.«
»Hat Euer Innenministerium keine Verbindung hergestellt?«
»Offensichtlich nicht. Asharaks Name wurde in den Berichten erwähnt, aber stets in Verbindung mit anderen murgosischen Agenten; deshalb fiel er auch nicht auf. Als Kal Torak in Drasnien einfiel, mußte der Geheimdienst rasch aus Boktor abziehen. Er ließ sich in Riva nieder, doch die Akten waren heillos durcheinander. Das mag erklären, warum spätere Berichte über Asharak erst in jüngster Zeit die angemessene Aufmerksamkeit erregten. Die murgosischen Agenten arbeiteten noch in Tolnedra, nachdem die Südliche Karawanenstraße geschlossen war. Als der Krieg jedoch ernst wurde, verließen sie alle das Land.«
»Das war ein Segen«, stellte Cerran fest.
»Nein, General, nicht unbedingt«, widersprach Kheral. »Murgos fallen in den Westlichen Königreichen auf; man kann sie leicht erkennen. Ctuchik bedient sich nun der Dagashi, und es ist eine ungleich größere Herausforderung, sie zu identifizieren. Es ist uns allerdings gelungen, vor einigen Monaten einen ausfindig zu machen, und ich setzte einige Leute auf ihn an. Dann, etwa vor zwei Wochen, sprach dieser Dagashi zu einem Burschen, der wie ein
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