Beruehre meine Seele
inkontinent sein und sich öffentlich in die Hose pinkeln. „… ich brauche wirklich deine Hilfe bei etwas.“
„Reicht dir denn mein Angebot nicht, für dich alles in die Wege zu leiten, sodass du rechtzeitig vor der letzten Ausfahrt noch schnell deine Jungfräulichkeit verlierst? Ich finde nämlich, das ist schon sehr großzügig von mir gewesen.“
„Ja, du bist eine wandelnde Heilige. Aber es geht um was anderes. Du sollst rausfinden, was Mr Beck ist, zu welcher Spezies er gehört. Und wenn du es bald machen könntest, wäre ich dir sehr verbunden, denn ich habe nicht mehr viel Zeit, wie du ja weißt.“
Sabine musterte mich nachdenklich, während sie einen langen Schluck aus ihrer Dose nahm. Mir bot sie selbstverständlich nichts zu trinken an. „Warum?“
„Weil ich Danica Sussman im Krankenhaus besucht habe und sie zugegeben hat, dass das Baby nicht von Max war. Und die Schwester meinte, diese Fehlgeburt hätte Danica beinahe umgebracht, und das wäre alles andere als normal.“
„Nein, was bist du für ein kleiner gewiefter Schnüffler.“ Sabine zog beide Augenbrauen hoch, widerwillig beeindruckt. „Ich würde dich ja glatt Veronica Mars nennen, wenn du nicht so mausgrau wärst.“ Sie grinste, als ich mit den Zähnen knirschte, fest entschlossen, mich nicht provozieren zu lassen, bis ich hatte, was ich von ihr wollte.
„Tja, und da kam ich auf die Idee, du könntest vielleicht recht gehabt haben. Vielleicht ist Mr Beck tatsächlich der Vater. Wenn ja, und er ist kein Mensch, dann wäre das Baby auch zum Teil nicht menschlich, richtig? Und das könnte erklären, weshalb Danicas Fehlgeburt so … extrem verlaufen ist. Stimmt’s?“
„Kann schon sein.“ Sabine stellte ihre Dose wieder auf die Getränkekiste und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hoffe bloß, deine Theorie basiert nicht auf dem, was ich beim Mittagessen gesagt habe. Das war nur so ein Gedanke. Wenn die Leute förmlich zur Seite springen, sobald sie einen nur im Flur sehen, und niemand was mit einem zu tun haben will, hat man eine Menge Zeit, sich allen möglichen Quatsch einfallen zu lassen, weißt du.“ Wenn sie nicht stets darauf achtete, sich unter Kontrolle zu haben, gingen von Sabine unheimliche Schwingungen aus, die jeden Menschen in die Flucht schlugen. „Willst du wissen, was ich bei Todd vermute? Ich glaube, das gefällt dir …“
„Nein.“ Ich schüttelte entschieden den Kopf und hielt ihrem Blick stand, fest darauf konzentriert, meine Botschaft durch das Netz von Sabines klebrigen Fäden aus Neugier und Gemeinheit zu drücken, ohne mich darin zu verfangen. „Deine Vermutungen interessieren mich nicht. Ich will nur, dass du dieser einen nachgehst, als Gefallen für eine sterbende Klassenkameradin. Bitte.“
Sabine beobachtete mich mit echter Neugierde. „Was interessiert dich das? Ich meine, du wirst in ein paar Tagen tot sein. Willst du ernsthaft deine letzten Tage damit verbringen herauszufinden, mit wem Danica Sussman ihren Freund betrogen hat? Meinst du nicht, du verrennst dich da vielleicht in eine Sache, die gar nicht wichtig ist, um dich von der bitteren Realität abzulenken, der du dich nicht stellen willst?“ Sabine hielt inne und lächelte selbstzufrieden. „Mann, das war richtig scharfsinnig von mir. Und diese Erkenntnis hatte ich nicht mal durchs Lesen deiner Ängste, sondern einfach so!“
Ich seufzte. „Gut, schuldig. Ich gebe es zu. Würdest du an meiner Stelle keine Ablenkung suchen? Wenn du wüsstest, dass du noch vor dem nächsten Wochenende sterben wirst?“
„Worauf du Gift nehmen kannst. Aber ich würde sie in Nashs Bett finden und nicht in Danicas wahrscheinlich vor Leichen überquellendem Keller, wie man so sagt.“
Sabines Augen weiteten sich. „Du hast es schon versucht, oder?“ Als ich nicht antwortete, wurde ihr Lächeln breiter. „Nash hat dich abgewiesen? Wow. Das kommt unerwartet. Aber ziemlich gut …“
„Er hat mich nicht abgewiesen. Wir wurden unterbrochen“, widersprach ich, doch wie üblich weigerte sie sich, es in einem Moment des Triumphes in diesem Kampf, den wir dank ihres Starrsinns immer wieder ausfochten, nicht auf die Spitze zu treiben.
„Ah, verstehe. Und er hat danach nicht versucht, da weiterzumachen, wo ihr aufgehört habt? Keine Sorge, das muss gar nichts bedeuten oder daran liegen, dass du keine Ahnung von nichts hast …“
Die von mir bislang unterdrückte Wut flackerte wieder auf, und mein Kiefer begann vom ständigen
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