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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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einfach zu spielen. Hat jemand noch Fragen?«
    Pearl und die anderen blätterten durch die Notenhefte. Rowe hatte recht: Es war nichts besonders Schwieriges oder Herausforderndes dabei. Solche Lieder hatte sie schon seit ihrem elften Lebensjahr gespielt: A-Tisket, A-Tasket ; I Can’t Give You Anything But Love, Baby ; Get Me to the Church on Time . Rowe verteilte außerdem eine Reihe von Notenblättern mit Jazznummern für den Anfang der Show, die vor dem Auftritt von Gladys Moncrieff und Bob Hope gespielt werden sollten. Diese waren schon etwas anspruchsvoller; zusätzliche Codas und besondere Spielanweisungen waren mit Bleistift über den Notenlinien eingetragen. An einer Seitenwand wurden ungefähr zehn Faltstühle für die ranghöchsten australischen und amerikanischen Offiziere aufgereiht. Inzwischen war Eile geboten, sodass die Musiker beim Aufstellen der Notenständer und ihrer Stühle auf der Bühne selbst mit Hand anlegten. Die Show sollte in weniger als einer halben Stunde beginnen. Allmählich füllte sich das Lagerhaus mit Soldaten. Viele brachten Kartons oder leere Munitionskisten mit oder was sich auch immer sonst noch finden ließ und als Sitzgelegenheit dienen konnte.
    Dann ging, hinter dem geschlossenen Vorhang, ein Raunen über die Bühne. »Miss Moncrieff ist gerade angekommen!«, »Gladys ist da!«, »Unsere Gladys ist eingetroffen!« Rudolph, der gerade mithalf, das Mikrofon einzustellen, in das er später singen sollte, stolperte über das Kabel und riss dabei den Baritonsaxofonisten vom Stuhl. Rowe ging auf der Bühne auf und ab und gab letzte Anweisungen. Die meisten Musiker waren noch damit beschäftigt, sich warm zu spielen oder die Notenblätter auf den Ständern zu sortieren.
    Pearl hatte sich auf ihrem Stuhl niedergelassen, hielt sich an ihrem Saxofon fest und gab sich alle Mühe, innerlich ruhig zu bleiben. Plötzlich spürte sie einen warmen Schwall zwischen ihren Beinen. Sie legte das Saxofon auf den Stuhl, eilte an das hintere Ende der Bühne und sprang hinunter. Sie rannte durch eine offen stehende Tür und rempelte um ein Haar eine Frau an, die dort im Schatten stand. Deren Haar war zu einem hochragenden Knoten auffrisiert, sie schwitzte in ihrer abricotfarbenen Satinrobe und fächelte sich mit einer Zeitschrift in der Hand frische Luft zu. Es war Gladys Moncrieff. Mit einem Mal röhrte lautstarkes Motorbrummen über ihren Köpfen, und als Pearl aufschaute, stieg ein kleines Flugzeug in den Himmel.
    In etwa dreißig Metern Entfernung waren zwei Latrinen aufgebaut, vor jeder standen etwa ein Dutzend Männer und warteten. Pearl kniff die Augen zusammen und sah, wie Moss und der Schlagzeuger sich soeben hinten anstellten. Sie konnte nicht so lange warten, und außerdem würde sie es unter keinen Umständen im Stehen verrichten können. Sie hatte sich bisher immer einen versteckten Ort hinter einem Haus oder im hohen Gras im Dschungel suchen müssen. Am Rande der Lichtung stieg das Gelände leicht an, zu einem dicht mit hohen Bäumen und Lianen bewachsenen Urwald. Außerdem floss dort ein Bach, der an den Ufern mit hohem Gras bewachsen war. Ihm folgte sie ein Stück hinein in das dichte Unterholz, wo tausende von Insekten sirrten und exotische Vögel krächzten und zwitscherten. Ein weiteres Flugzeug dröhnte am Himmel.
    Gerade hatte sie sich neben einem glatten Felsbrocken hingehockt und die Hose heruntergelassen, als eine Sirene losheulte und Luftalarm gegeben wurde. Ihre Hände wurden feucht, als sie das blutverschmierte Papier ins Gebüsch warf. Aus der Hosentasche fummelte sie einen langen, frischen Streifen Toilettenpapier hervor, den sie mehrmals zusammenfaltete, um ihn als Binde verwenden zu können. Erst dabei bemerkte sie bestürzt, dass ihre Hose mittlerweile ebenfalls mit Blut besprenkelt war. Die Sirene tönte so laut, dass es in den Ohren schmerzte. Sie sah den Hügel hinunter und sah dabei die Männer aus der Lagerhalle rennen; sie suchten Deckung in den Gräben nahe bei den Latrinen. Aus der Fer ne hörte man das Rattern von Maschinengewehren. Sie steckte gerade das Papier an seine Stelle und zog die Unterhose wieder hoch, als sie weiter unten am Bach einen Mann beim Urinieren bemerkte; sie war sich nicht sicher, meinte aber, das sei Moss.
    Rundherum brach Geschützfeuer los, und Pearl warf sich auf den Boden. Ein kleineres Flugzeug strich über den Himmel, eine Granate schlug näher bei ihr ein, Erde und Steine prasselten auf sie herab. Sie robbte auf Armen und Knien

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