Blow Out (German Edition)
Akte?«
»Entspannen Sie sich.« Franklin lächelte, ohne jede Spur von Herzlichkeit. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Bourbon, wenn ich mich nicht irre?«
»Mit Ihnen trinke ich nicht.«
Leland Franklin erhob sich umständlich und trat vor die in den Walnussschrank eingelassene Vitrine. Mit leicht zitternden Händen durchsuchte er die ansehnliche Auswahl alkoholischer Getränke. »Wo haben wir ihn nur …«
»Lassen Sie den Scheiß, Franklin. Wo ist die Akte?«
»Dann eben nicht.« Zielsicher griff Franklin nach einer Flasche Hendricks Gin.
»Herrgott, was ist nur aus Ihnen geworden.« Schon bevor Donovan dieses Zimmer betreten hatte, war er auf hundertachtzig gewesen. So langsam aber wurde er richtig sauer. Franklin spielte eindeutig auf Zeit.
Mit der Flasche in der Hand kehrte Franklin zurück an seinen Platz. »Ich muss Sie enttäuschen. Es wird Ihnen nicht gelingen, mich zu provozieren. Ihre Meinung interessiert mich, gelinde gesagt, einen Scheißdreck.« Er fischte Eiswürfel aus einem silbernen Eiskübel, ließ sie klirrend ins Glas fallen, goss eine Handbreit Gin darüber und prostete Donovan zu. »Meinetwegen bleiben Sie auf dem Trockenen sitzen.«
»Wenn Sie nicht freiwillig damit herausrücken, werde ich andere Methoden anwenden.«
»Ihre Methoden sind mir nur allzu gut in Erinnerung.«
»Dann wissen Sie auch, dass sie immer funktioniert haben.«
»Sie haben Ihre Methoden, ich habe meine.«
»Sie hätten sich damals nicht für diesen Weg entscheiden sollen. Es gab eine Zeit, da waren wir uns gar nicht so unähnlich.«
Franklin lachte auf und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die alte Leier. Haben Sie in all den Jahren nichts dazugelernt?«
Donovan lehnte sich zurück und schlug ein Bein über das andere. »Zum letzten Mal: Wo ist die Akte?«
»Was soll diese Posse? Sie wissen es doch längst.«
»Ich weiß, dass Sie einen großen Fehler begangen haben. Wir hatten einen Deal, Franklin. Der SCS ist davon ausgegangen, Sie würden sich daran halten.« Donovan zeigte mit dem Finger auf ihn. »Wir haben Ihnen in dieser Angelegenheit vertraut.«
Leland Franklin brach in schallendes Gelächter aus. » Sie haben mir vertraut?«
»Unsere Regierung hat Ihnen vertraut«, entgegnete Donovan gepresst. »Ich niemals. Ich wusste schon immer, dass Sie eine Kopie der Akte einbehalten haben. Es war offensichtlich.«
»Ist das so?«
Donovans Kieferpartie spannte sich an, so fest biss er die Zähne zusammen. Lange würde er seine Wut nicht mehr unterdrücken können. »Bisher sind Sie mit allem durchgekommen. Ich habe oft daran gedacht, wie es hätte laufen können, hätte der Kongress damals meinen Vorschlag angenommen. Doch ich habe Neuigkeiten für Sie, alter Mann. So nennt man Sie doch hier in Berlin, nicht wahr? Also die Neuigkeit ist: Das alles ist ab sofort vorbei. Unangenehme Zeiten brechen für Sie an. Der Gegenwind wird stärker, und das nicht nur von politischer Seite.«
»Sie überschätzen Ihren Einfluss gewaltig, Donovan. Auch wenn es Ihnen vielleicht das Herz bricht, aber in den vergangenen dreißig Jahren habe ich nicht jeden Tag an Sie und Ihre armselige Abteilung gedacht.« Donovan lächelte grimmig. »Das ist der beste Beweis dafür, wie erfolgreich wir unsere Arbeit erledigen.«
Völlig unerwartet ging ein Ruck durch Leland Franklin. Er lehnte sich vor und zeigte mit ausgestreckter Hand auf Donovan. »Sie besitzen die Frechheit, mich des Verrats zu bezichtigen. Dabei sind Sie der wahre Lügner und Verräter von uns beiden. Ihr gesamtes Leben ist auf einer einzigen Lüge aufgebaut. Jeden Tag verhöhnen Sie unser Land und die Menschen, die darin leben, aufs Neue, und Sie besitzen die Arroganz, mich einen Verräter zu nennen?«
Donovan blieb ruhig. Er ließ es sich nicht anmerken, wie sehr ihn dieser Ausbruch Franklins freute. Endlich hatte er Franklins wunden Punkt getroffen. Das war gut. Donovan brauchte Informationen. Das Telefonat hatte längst nicht alle seine Fragen beantworten können. Er musste Franklin emotional packen, wollte er an Informationen gelangen. Nur war der alte Mann kein Idiot. Mit seiner Taktik wandelte Donovan auf einem schmalen Grat. Sollte er Franklin verärgern, bestand die Gefahr, dass er dichtmachte. Donovan gab sich keinen Illusionen hin. Leland Franklin würde eher sterben, als den SCS bei seiner Arbeit zu unterstützen. Nun, das mit dem Sterben konnte Donovan höchstpersönlich arrangieren.
23
Angespannt brachte Emma die Anmeldeprozedur
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