Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
Selbst wenn er dir das alles glaubt und sich für eine Verwandlung entscheiden würde...wir müssten sein jetziges Leben beenden. Du weißt was das bedeuten kann! Er muss einiges hinter sich lassen. Bei Val und dir war das etwas anderes. Da gab es kein Aber, ihr wärt gestorben - das hat die Entscheidung leicht gemacht." Er strich sich eine Locke aus der Stirn und schürzte die Lippen.
"Ich weiß, darüber habe ich auch nachgedacht aber... seit ich seine Stimme gehört habe...seine Blicke auf mir gespürt habe..." Mir stockte allein bei dem Gedanken an ihn der Atem, "...ich möchte mit ihm zusammen sein - und er auch mit mir. Jeder einzelne seiner Gedanken verrät es mir."
Da schaltete sich Valentina plötzlich ein. Sie strich Max sanft über den Handrücken. "Ehrlich gesagt, ich kann Tamara verstehen. Erinnere dich mal zurück als wir feststellten, dass wir das Selbe füreinander empfinden...ich könnte mir ein Leben ohne dich auch nicht mehr vorstellen. Der bloße Gedanke daran dass uns etwas trennen könnte macht mich traurig. Natürlich ist es ungewöhnlich, aber vielleicht sollte es so geschehen."
Ich sah, wie Max´ Gesichtszüge plötzlich weich wurden. Als er Valentinas blasse Wange leicht berührte und ihr mit einer solchen Liebe in die Augen blickte, die die Welt überdauern würde, erschauderte ich.
Es war dieselbe Liebe, die ich für Julian empfunden hatte und die aus irgendeinem Grund zurückgekehrt war, als ich Dorian das erste Mal begegnet war.
Aller Bedenken und aller Vernunft zum Trotz wollte ich nur eines, mit ihm zusammen sein - für immer.
Max wandte sich wieder zu mir und blickte mich prüfend an. Wie würde er entscheiden?
"Obwohl es mir immer noch gegen jede Regel erscheint, muss ich Valentina wohl zustimmen. So sehr ich mich dagegen auch sträube. Aus irgendeinem Grund hat das Schicksal euch zusammengeführt..." Er atmete geräuschvoll ein, "Aber - wir werden nichts überstürzen. Damit meine ich, führe ihn langsam in deine oder vielmehr in unsere Welt. Aus seinen eigenen, freien Stücken. Wir werden ihm nichts aufzwingen oder ihn in irgendeiner Form manipulieren. Sollte ihn das, was du bist nicht abschrecken, ist es allein seine Entscheidung, sich uns anzuschließen. Sind wir uns da einig?"
Ich nickte dankbar. "Mehr verlange ich nicht von dir." erwiderte ich leise, aber innerlich tobte mein ganzer Körper.
Ja, vielleicht hatte Max recht und es war gegen jede Regel. Aber ich wusste, sollte sich Dorian für mich entscheiden, würde er mich zum glücklichsten unsterblichen Wesen auf Erden machen.
Das Wochenende verging wie im Flug. Wir waren zwei Tage unterwegs, denn wir hatten uns entschlossen, einen größeren Jagdausflug in ein Waldgebiet an der kanadischen Grenze zu unternehmen. Ich genoss es sehr, durch das nicht enden wollende Grün zu rennen und die vielen verschiedenen Gerüche in mich aufzunehmen. Ich hatte mich immer noch nicht an den vorherrschenden Gestank der Stadt und seiner Bewohner gewöhnt. Da kam einem die Luft in der Natur fast rein und unberührt vor. Wir jagten sehr erfolgreich und ich erlegte an diesem Wochenende meinen ersten Bären.
Als Valentina und ich Montagmorgen zur Schule fuhren, versuchte ich die leisen Zweifel meiner Entscheidung zu ignorieren.
Erwartungsvoll suchten meine Augen den Parkplatz nach seinem Gesicht ab. Da entdeckte ich ihn. Er stieg gerade aus seinem Wagen und winkte einem Freund, der auf ihn wartete.
Val und ich stiegen aus dem Auto und Dorian sah zu uns herüber.
Ich lächelte und da bekamen seine Augen einen freudigen Glanz. Er erwiderte mein Lächeln und kam auf mich zu.
Er nickte Valentina kurz zu und fixierte mich mit seinem Blick.
"Hi Tamara, wie war dein Wochenende?"
Über was unterhielten sich normale Schüler denn?
"Ähm, viel zu kurz." erwiderte ich und überlegte, ob ich die richtige Antwort gegeben hatte.
"Stimmt. Aber andererseits freue ich mich, dich wiederzusehen." Er lächelte immer noch wie ein Kind an Weihnachten.
Val räusperte sich kurz. "Tamara, wir müssen zur ersten Stunde."
Ich sah auf die Uhr, wir hatten noch fünf Minuten Zeit. Wir setzten uns in Bewegung und Dorian lief neben mir her. Als wir die Tür des Klassenraums erreichten hörte ich, wie Dorian geräuschvoll Luft holte. Ich hatte an diesem Wochenende auch beschlossen, nicht mehr in seine Gedanken hineinzuhören.
Ich wollte mit ihm Zusammensein und das setzte für mich voraus, dass ich seine Privatsphäre respektierte. Noch wusste er zwar nichts von alldem, doch
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