Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
forderte Eliza ihn auf.
Wellington schnürte es die Kehle zu. »Das würde ich lieber nicht tun.«
»Ich weiß, wie sehr Sie darum bemüht sind, mich zu trösten, aber die Wahrheit ist doch … «
»Dass der Einfluss der Gesellschaft des Phönix wesentlich weiter reicht, als uns überhaupt bewusst ist. Agent Thorne hätte zweifellos dasselbe Schicksal erleiden müssen, sobald eine Besserung seines Zustandes eingetreten wäre.« Leicht verlegen, aber mit festem Blick sah er sie an. »Jetzt müssen wir uns auf das konzentrieren, was vor uns liegt. Insbesondere auf dieses Initiationswochenende.«
»Daran habe ich bereits gedacht, Books.« Eliza nahm die Kanne und schenkte sich noch etwas Tee nach. »Jeden Moment werden einige Verbündete eintreffen, die uns bei der Ausführung Ihres Plans behilflich sein können.«
Wellington stieß ein kurzes Lachen aus. »Sie wissen doch gar nicht, wie mein Plan aussieht, Miss Braun.«
Eliza grinste ihn an. »Sie haben doch für uns vorgesehen, bei der Initiation dabei zu sein, nicht wahr? Überwachung von innen, getarnt als – nein, warten Sie, lassen Sie mich raten – Dienstboten oder möglicherweise Lieferanten, da an diesem Wochenende ein stattlicher Empfang stattfinden wird.«
Wellingtons Wangen brannten.
»Ja, Welly, ganz nach Lehrbuch. Schön, dass Sie sich so gut an Ihre Grundausbildung beim Ministerium erinnern. Andererseits, was können wir über diesen Schurkenhaufen schon erfahren, während wir Geschirr schrubben, Böden wischen und Bettlaken wechseln?« Eliza warf einen kurzen Blick in Richtung Korridor, als sie hörte, wie Alice die Tür öffnete, und ihr Lächeln wurde sogleich milder. »Ich behaupte nicht, eine perfekte Geheimagentin zu sein, obwohl ich dazu neige, mir die benötigten Informationen auf höchst unkonventionelle Art und Weise zu beschaffen.«
Mit dem polternden Getrappel kleiner Kinderfüße drang Wellington ein mächtiger Gestank von Dung, Schweiß und anderen, noch unangenehmeren menschlichen Ausscheidungen in die Nase; und als zwei Kinder den Salon betraten, tränten ihm heftig die Augen. Kurz darauf kamen die übrigen fünf hinterhergerannt, und Wellington beeilte sich, ein Fenster zu öffnen. Er war froh und dankbar, dass sich Eliza, die ziemlich blass aussah, ebenfalls daran machte, frische Luft hereinzulassen. Eins der Geschöpfe mochte gerade erst neun oder zehn Jahre alt sein, während ein anderes vermutlich bereits fünfzehn war; ihre wettergebräunte Haut schien allerdings bestrebt, sie ihres jugendlichen Aussehens zu berauben. Die einzige Ausnahme bildete ein süßes Mädchen, das aussah wie ein kleiner Engel, der dringend einer gründlichen Wäsche bedurfte. Was die Kinder jedoch allesamt besaßen, abgesehen von den fadenscheinigen Kleidern am Leib, war eine lebhafte, jugendliche Energie, ein grenzenloser Optimismus trotz ihrer trostlosen Existenz.
»Jungs! Und Serena!«, rief Eliza, die vor dem kollektiven Mief unverhohlen zurückprallte. Keins der Kinder nahm daran Anstoß. »Was habe ich euch über das Baden gesagt?«
»Dass wir es tun sollten?«, fragte der jüngste Knabe.
Der Älteste zuckte die Achseln. »Tut mir leid, Miss Eliza. Ich weiß ja, wir haben es versprochen und so … «
Sie zog langsam eine Augenbraue hoch. »Und was haben die anderen zu ihrer Entschuldigung zu sagen?«
Alle Kinder senkten den Blick. Das kleine Mädchen – Serena, so hatte Eliza sie genannt – wischte verlegen mit dem Fuß übers Parkett und schob schmollend die Unterlippe vor. Sie schien den Tränen nahe zu sein.
»So ist das also.« Eliza nickte knapp. »Nun denn, ein heißes Bad für euch alle … noch heute. Aber erst nach dem Frühstück. Ihr werdet eure Kräfte brauchen. Also los, nur zu, haut rein.«
Die Kinder hätten nicht schneller laufen können, wenn ihnen eine Horde Schutzmänner auf den Fersen gewesen wäre. In Sekundenschnelle flitzten sie zum Tisch und setzten sich, damit Alice ihnen heiße Eier, Haferbrei, Schinken, Bückling, Kedgeree und Toast servieren konnte. Eliza lächelte, und ihre Augen leuchteten, während sie die Straßenkinder dabei beobachtete, wie sie auf ihre gefüllten Teller warteten.
»Denkt daran: Nicht so schnell essen, sonst wird euch nur übel!«, mahnte sie.
»Ja, Ma’am«, antworteten sie in vernuscheltem Einklang mit ihren bereits vollgestopften Bäckchen.
Das kleine Mädchen beeilte sich, ihren Bissen noch vor den anderen herunterzuschlucken und fragte: »Miss Eliza Ma’am, darf ich zuerst
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