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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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fühlte. Sich ihr zu Füßen zu werfen und demütig um Hilfe zu flehen – danach verlangte es ihn.
    Allerdings schien er nicht der Einzige zu sein, der in der Franziskanerkirche um innere Sammlung rang. Ganz vorn, vor den steinernen Altarstufen, kniete bereits, den Kopf mit der Kapuze bedeckt, die Hände vor der Brust gefaltet, ein noch jugendlicher Mönch, wie Leo nach Statur und Haltung schloss. Als Leo näher kam, schlug der Kniende die Kapuze zurück.
    Dieses unverwechselbare Profil hätte er unter Hunderten wiedererkannt! Die hohe Stirn, die kühne Nase, die festen Lippen, das eckige Kinn mit der Kerbe, das Willenskraft und Sanftheit in sich vereinte. Tränen schossen Leo in die Augen, und er fühlte sich plötzlich, als wäre er einer schweren Last enthoben.
    »Bruder Johannes!«, rief er aus. »Dass ich dich hier finde! Rette mich, denn sonst bin ich verloren!«

    Ein gellender Schrei riss Stella aus dem Schlaf.
    Sie fuhr hoch und stieß dabei mit dem Kopf an das Dach der Hütte, die halb zusammengefallen war und so niedrig, dass Stella auf allen vieren hatte hineinkriechen müssen. Sie fluchte leise.

    Wieder dieser Laut, kaum noch menschenähnlich. Wer auch immer so schrie, musste in höchster Gefahr sein. Stella kroch hinaus.
    »Lass mich sterben, barmherziger Gott!«, kam es von der Anhöhe. »Aber nimm diese Schmerzen von mir – ich flehe dich an!«
    Selbst im Mondlicht fiel es Stella nicht leicht, barfuß nach oben zu klettern, aber sie wollte sich nicht noch einmal in ihre Schuhe zwängen.
    »Padre!« , rief sie im Näherkommen. »Was ist mit Euch? Seid Ihr krank?«
    Er lag zwischen zwei Felsen auf der Seite und japste nach Luft.
    »Es zerschneidet mich«, flüsterte er, während Erbrochenes in einem dünnen Rinnsal aus seinem Mund lief. »Ein glühendes Seil, das meinen Unterleib durchtrennt! Und erst hinten … aih! Ich sterbe …«
    »Das müssen Nierensteine sein«, sagte Stella, nachdem er schon bei der sanftesten Berührung zusammengezuckt war. »Mein Ziehvater Vasco hat auch oft unter solchen Koliken gelitten. Ihr müsst trinken, padre , so viel wie möglich, das habe ich von ihm gelernt. Nur so könnt Ihr die Steine auf natürlichem Weg verlieren.«
    Sie schaute sich um, während er sich nach wie vor krümmte und dabei herzzerreißend schrie.
    »Am besten geeignet wäre natürlich etwas Heißes! Aber wie soll ich das hier draußen zustande bringen?«
    »Geh ins Kloster!«, flüsterte er. »Dort gibt es eine Kochstelle, wo das Feuer noch glühen müsste … Kamillenblüten sind in einem Korb auf dem Regal … Und bring das steinerne Döschen mit, das in meinem Topf liegt! Beeil dich!«
    Stella rannte zum Kloster, so schnell sie konnte. Als sie die Tür öffnete, fiel ihr ein, was Padre Stefano erst vor wenigen
Stunden über sündige Frauen gesagt hatte, die diese heilige Schwelle niemals mehr übertreten dürften. Trotz der Dunkelheit fand sie sich zurecht, denn das Glimmen der Feuerstelle leitete sie. Stella legte Holz nach, brachte Wasser zum Sieden und goss es in einen Krug, in den sie zuvor getrocknete Kamillenblüten gegeben hatte. Das starke Aroma erfüllte den kleinen Raum.
    Sie war schon halb wieder draußen, als ihr das steinerne Döschen einfiel, nach dem Padre Stefano verlangt hatte. Sie lief zurück, durchsuchte zwei Töpfe, die leer waren, bis sie schließlich einen dritten entdeckte, in den sie fasste. Sie fand eine flache Specksteindose unter einer dicken Schimmelschicht, die zu berühren sie große Überwindung gekostet hatte.
    Zurück zum padre flog sie förmlich. Stefano hatte sich inzwischen mühsam aufgerichtet und griff nach dem Krug.
    »Öffne das Döschen!«, verlangte er. »Und nimm zwei oder drei der Samen heraus und gib sie in den Sud!«
    Stella gehorchte, obwohl die Dosierung in der Dunkelheit äußerst schwierig war.
    »Was ist das?«, fragte sie. »Es fühlt sich so klebrig an.«
    »Teufelsaugen«, murmelte er, während er gierig trank. »Die den höchsten Tribut von dir fordern, denn sie können dich bis in die allertiefste Hölle tragen. Doch die Schmerzen nehmen sie fort. Ohne ihre Hilfe wäre ich längst tot.«
    Stella rutschte ein Stück von dem Eremiten weg, damit er sich nicht bedrängt fühlte, blieb aber vorsichtshalber in seiner Nähe. Nachdem er den Krug geleert hatte, lag er zunächst ganz ruhig, und Stella dachte schon, er sei eingeschlafen. Dann jedoch begannen erst seine Beine und schließlich auch die Arme zu zucken.
    »Was habt Ihr, padre ?«, rief

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