Brown Sandra
von fuchsienfarbenen Blüten so überladen, daß ihre alten Zweige wie Köpfe von sanft eingenickten Jungfern wippten.
Jade stieg aus ihrem Jeep. »Nett hier«, meinte Dillon, als er ebenfalls ausstieg.
»Ja, ist es nicht wunderschön? Ich überlege, es zu kaufen.«
Unbeirrt von seinem Mangel an Enthusiasmus ging Jade zum Haus und stieg die Stufen zur Veranda hinauf, die das Haus von drei Seiten einfaßte. Sie lugte durch die Fenster ins Hausinnere. Die salzige Luft hatte die wenigen noch vorhandenen Glasscheiben mit einem Film überzogen. Der Strand war nur eine halbe Meile entfernt.
»Das kannst du nicht ernst meinen.« Dillon war ihr gefolgt. »Doch.«
»Ist das nicht ein bißchen zu groß für drei?«
»Ich will es nicht für mich. Ich will es für die GSS kaufen.«
Er lachte. »Zuerst eine heruntergekommene Farm und jetzt ein verrottetes Tara. Ich kann nur hoffen, daß George Stein dir keine Blankovollmachten gegeben hat.«
Sie reagierte überhaupt nicht auf die Beleidigung, sondern ging zur Ostseite des Hauses, wo früher einmal der Blumengarten gewesen war. Jetzt waren die Pfade von Unkraut überwuchert, und auf den einst kultivierten Beeten wuchs wildes Gras.
Am anderen Ende des Gartens stand eine weitere Lebenseiche. Von einem der starken Zweige hing eine Schaukel. Die Seile, mit denen sie befestigt war, waren dicker als Jades Unterarme. Sie setzte sich hinein und stieß sich mit der Fußspitze ab.
Sie warf den Kopf zurück, schloß die Augen und ließ die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht spielen. Sie sog die salzige, von Gardenien und Geißblatt geschwängerte Luft tief ein.
»Du bist nicht zum erstenmal hier.«
Sie schlug die Augen auf. Dillon stand vor ihr, die Hände in die Taschen seiner Jeans vergraben. Als er sie ansah, spiegelte sich in seinen braunen Augen das satte Grün der üppigen Baumkronen.
»Stimmt. Ich war schon öfter hier. Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, daß ich es kaufen will. Ich möchte daraus eine Art Erholungscenter für die Firma machen.«
»Ich dachte, du schaust dich nach einer Möglichkeit für weitere Büros um.«
»Das hier wäre unabhängig davon. Überleg nur mal, wie gut es sich eignen würde, Kunden und Führungskräfte zu beherbergen. Ich habe mir einen Grundriß besorgt und ihn an Hank geschickt.« Dillon hatte Hank bei einer Besprechung in New York kennengelernt.
»Ich habe ihm gesagt, ich würde das Haus gern modernisieren, ohne daß dabei sein Südstaatenflair verlorengeht. Wenn wir wie geplant auf den Auslandsmarkt gehen, können wir hier die Repräsentanten bewirten. Vielleicht könnten wir sie mit Pferdekutschen vorfahren lassen und ihnen auf der Veranda Mint Juleps kredenzen. Sie würden es lieben …«
Dillon stellte sich hinter sie, griff die Seile und gab ihr Anschwung, nicht zu stark, aber genug, um ihr Haar im Wind flattern zu lassen.
»Hast du die Idee schon mit unserm guten alten George besprochen?«
»Noch nicht. Ich wollte warten, bis Hank die Farbskizzen fertig hat.«
»Du und Hank, ihr steht euch wohl sehr nahe.«
»Wir sind seit dem College befreundet.«
»Hmm.«
Sie ignorierte den mißbilligenden Klang seiner Stimme.
»Ich habe Hank außerdem gebeten, ein Strandhaus in der Art einer Gartenlaube zu entwerfen, wo wir Firmenpartys, Picknicks und Empfänge durchführen könnten. In der Zeit, wo wir es nicht brauchen, könnten wir es an andere Gruppen vermieten und so die Unterhaltskosten senken.«
»Das wird George gefallen. Und mal sehen, vielleicht treibst du ja noch ein paar Farbige aus den Sklavenquartieren auf, die abends, wenn die Bosse mit ihren Mint Juleps auf der Veranda sitzen, Spirituals zum besten geben.«
Jade zog eine lange Spur in den trockenen Boden, ehe die Schaukel zum Halt kam. Sie mußte den Kopf weit zurückfallen lassen, bis sie ihm in die Augen sehen konnte. Ihr Haar berührte beinahe seinen Bauch.
»Du machst dich über mich lustig.«
Er rührte sich nicht, obwohl es wesentlich bequemer für sie gewesen wäre, wenn er die Seile losgelassen hätte und nach vorne gekommen wäre. »Stimmt.«
»Danke, daß du es wenigstens zugibst.«
»Gern geschehen.«
»Schätze, ich habe ein bißchen herumgesponnen. Findest du mich verrückt?«
»Ich finde dich … faszinierend.« Er hatte einen Moment gebraucht, um das richtige Wort zu finden. »Um ehrlich zu sein, Jade, du bringst mich völlig durcheinander.«
Seine Stimme hörte sich zu ernst an, um es als Kompliment zu nehmen. Sie beschloß, nicht darüber
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