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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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seine
    ›Auferstehungsmemoiren‹. Die Box-Scores sagen, ich hätte
    prima gespielt: nicht ein einziger Spielfehler, fünf Hits bei acht Innings am Schlag, sechs RBIs.* Dieselben Box-Scores sagen,
    daß Jumbo, so heldenhaft er in der Abwehr war, bei sieben
    Innings leer ausging, mit einem kullernden Home-Run-Killer

    zum First-Base-Mann der Seminoles am Donnerstag und
    einem Lauffehler nach dem Walk zum First am Freitag. Zum
    Glück konnten Heggie, Snow, Muscles und ich die
    Schlagflaute aufpäppeln. Vielleicht lag es daran, daß Jumbo
    nicht wußte, wie ich auf seinen mehr als merkwürdigen
    Lebenslauf reagieren würde – eine Ungewißheit, die ihn
    gepiesackt hatte wie ein Brombeerkernchen in der
    Zahnfleischtasche.
    Nach dem Spiel am Freitag – an dem ich erst recht zur
    Hochform aufgelaufen war – wollten mich Miss LaRaina und
    Phoebe zum Dinner abholen. Letztere hatte mich vor allen
    Horchlöffeln an Bord des Braunen Bombers eingeladen. Das
    war – anders als das Dinner im Hotel Royal mit Mister JayMac
    und den beiden Pharram-Frauen – eine richtige, eine honorige Einladung.
    Wie dem auch sei, kaum hatte ich geduscht, da kamen
    Curriden, Mariani und zwei andere, die meines Wissens nicht
    zu meinen Feinden zählten, um mir zu meinem Spiel zu
    gratulieren. Curriden trug eine braune Papiertüte in der Hand
    und im Gesicht ein Grinsen. Als ich meinen Schlips band, stieß er mich auf die nächstbeste Bank und rückte an mich heran.
    »Weißt du, was das ist, Boles?« Er hielt mir die Tüte unter
    die Nase und wedelte damit. »Dann schau her.« Er krempelte
    das braune Papier herunter und enthüllte eine kolbenförmige
    Flasche Schlehenlikör. »Und probier gleich mal.«
    »Er ist noch nicht volljährig«, meinte Mariani.
    »Ejah, und Rita Hayworth ist Pfadfinderin.« Curriden drängte
    mir wieder den rubinroten Likör auf. »Hast du nicht gesehen,
    wie er gespielt hat?«
    Ich nahm die Tüte, streifte das Papier aber wieder hoch und
    drehte es um den Flaschenhals. Mister Jay-Mac erlaubte hier
    nur eine Sorte Alkohol, und die taugte nicht zum Trinken.

    »Das Land leidet unter einer Whiskey-Dürre«, sagte
    Curriden. »Man muß schon fast Uniform tragen, um ein
    gottverdammtes Bier aufzutreiben. Das Zeug ist so selten wie
    Radium. Nimm einen Schluck.«
    »Du hast es verdient«, sagte Charlie Snow. »Das Zeug ist
    nicht billig, kein Old Spud oder durchs Taschentuch gefilterter Vitalis.«
    Snows Zureden half. Wenn Snow meinte, ich hätte einen
    Schluck verdient, dann hatte ich ihn wahrscheinlich verdient.
    Ich krempelte das Papier herunter, drehte den Schraubdeckel
    ab und nahm einen Schluck. Meine Lippen prickelten, doch
    das Zeug schmeckte so gut, daß ich noch einen Schluck nahm,
    einen größeren diesmal, der selbst den skeptischen Mariani zu
    der Bemerkung hinriß: »Ahhh, genau so ist es richtig,
    Kleiner!«
    Ich streifte das Papier hoch und gab Curriden die Flasche
    zurück, mein Mund ein einziges pelziges, bittersüßes
    Schlehenprickeln. Von meiner Zunge lief ein Feuer in den
    Bauch hinunter.
    »Du speist heute abend bei den Pharram-Ladies, richtig? Na
    ja, sieh mal«, sagte Curriden, »die brauchen noch ‘ne gute
    Stunde für die Vorbereitungen. Zeit genug für ‘ne kleine
    Spritztour mit Quip, Vito und mir. Man muß die Feste feiern,
    wie sie fallen.«
    Phoebe wollte mich nach dem Spiel an der Haupttribüne
    treffen, und das wollte nicht zu Curridens Vorschlag passen –
    aber vielleicht wußte er ja mehr als ich.
    »Schon gut, Dum… äh… Danny. In ‘ner Stunde setzen wir
    dich bei den Pharrams ab. Direkt vor der Tür. Das Taxi geht
    auf meine Rechnung – als Bonus für deine Leistungen.« Er sah
    sich nach den acht oder neun Hellbenders um, die noch im
    Umkleideraum waren. »Wir sind fünf Punkte über 0.500!« rief

    er. »Dank Dumbo und seiner unermüdlichen
    Nachwuchscombo!«
    Ich spürte, wie ich rot anlief. Das pelzige Kribbeln im Mund
    schnappte sich einen Aufzug und drückte den Knopf mit der
    Aufschrift ›Hirn‹. Ich war nicht betrunken, aber ein Schwips,
    der war in Sichtweite. Trotzdem, als mich Curriden, Parris und Mariani geschwind mit zum Parkplatz nahmen und ich die
    Haupttribüne sah, da wußte ich wieder, daß etwas faul war.
    Sicher, Curriden hatte mir noch nie eins auswischen wollen,
    und es war nur logisch, daß Phoebe nach dem Spiel noch etwas
    Zeit brauchte. Aber diese Gauner hatten mich gekidnappt.
    Ich saß eingequetscht zwischen Parris und Mariani auf der
    Rückbank

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