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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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konnte im Gesicht seines Gegenübers sehen, dass er dabei war, sein Langzeitgedächtnis intensiv zu durchforsten.
    „Von ›Blanco‹ ist mir eigentlich niemand persönlich bekannt. Auch damals sind keine einzelnen Personen in Erscheinung getreten. Meines Wissens gehört die Firma einer großen, weit verzweigten Familie, die aber in der Geschäftsführung selbst nicht aktiv ist.“ Er fuhr sich mit der kräftigen Hand über die Stirn und massierte seine Schläfen, als wenn er die Hirnzellen zu mehr Aktivität anspornen wollte.
    „Bei der städtischen Baubehörde, da kenne ich mich eigentlich ganz gut aus, was die Mitarbeiter anbelangt, aber von denen, die ich damals im Visier hatte, sind die meisten schon im Ruhestand.“
    „Zählen Sie doch einfach mal auf“, ermunterte ihn der Kommissar.
    „In meinen Artikeln habe ich niemals Namen genannt, das hätte sofort einen Prozess wegen Verleumdung und übler Nachrede gegeben. Aber die Personen von damals, die bringe ich noch zusammen. Es waren nur einige wenige Beamte, die an der Planung mitgewirkt haben.“
    Blech begann: „Der Baubürgermeister von damals, Belser hieß er, Hans-Otto Belser, musste ein paar Jahre später wegen unsauberen Grundstücksgeschäften seinen Hut nehmen. Sein Schwager als Strohmann hatte draußen in Hagsfeld einige Hektar Felder billig aufgekauft und wie durch ein Wunder entstand dort urplötzlich ein neues Gewerbegebiet. Die Grundstücke hatten plötzlich den hundertfachen Wert. Dummerweise gab es wohl Streit in der Familie und so flog alles auf. Der Belser wurde rechtskräftig verurteilt und trat von seinem Amt zurück. Sicherlich hatte er noch andere Geschäfte in der Art getätigt, die nicht aufgedeckt wurden und so konnte er sich mit Anfang Fünfzig auch mit gekürzten Bezügen bequem zur Ruhe setzen.“
    „Die Angelegenheit ist gar nicht so bekannt“, wunderte sich Lindt. „Das hätte doch eigentlich auch hohe Wellen schlagen müssen.“
    Blech lächelte vielsagend: „Seine Partei hat alles unternommen, das Gerichtsverfahren möglichst ohne viel Aufhebens durchzuziehen. Wir durften nur sehr knappe Mitteilungen veröffentlichen, um den politischen Schaden so gering wie möglich zu halten. Auch die Opposition im Stadtrat hat sich zurückgehalten, die hatten selbst eine Personalaffäre in den eigenen Reihen.“
    Lindt war erstaunt: „Überraschend gut informiert, die Presse. Bitte, nur weiter so.“
    Der Chefredakteur kratzte sich am Hinterkopf: „Dann käme noch der damalige Dezernent in Frage, auch in der selben Partei, allerdings zwei Jahre später durch Herzversagen während der Arbeit an seinem Schreibtisch verstorben. Ein Oberamtsrat aus der Planungsabteilung fällt mir noch ein. Schon längst pensioniert. Von dem weiß ich zufällig, dass er seinen Lebensabend in einer ziemlich aufwändig renovierten Finca in Südspanien verbringt. Woher er das Geld dazu nimmt? Die Pension aus dem gehobenen Dienst dürfte wohl kaum dazu reichen.“
    Blech hob die Augenbrauen: „Hat sich eben nicht erwischen lassen und nachweisen konnte man ihm niemals was.
    Aber bitte ...“, der Chefredakteur beugte sich vor, „... Herr Lindt, das Ganze hier bitte höchst vertraulich behandeln. Es sind reine Vermutungen, die mir eben so durch den Kopf gehen. Vor Gericht würde ich so etwas ohne entsprechende Beweise nie behaupten.“
    Sein Gesicht hatte sich vor Aufregung schon wieder stark gerötet und mit einem weißen Stofftaschentuch trocknete er dicke Schweißperlen, die sich in seinem fleischigen Nacken gesammelt hatten.
    „Sie können sicher sein“, wusste ihn der Kommissar zu beruhigen, „auch wir kommen nur mit hieb- und stichfesten Beweisen weiter. Ein Gebäude von wackeligen Indizien und Behauptungen reißen uns gewiefte Anwälte bei einer Gerichtsverhandlung sofort ein. Selbst Zeugen, die sich ihrer Sache anfänglich ganz sicher waren, werden oft so in die Mangel genommen, dass ihre Aussage nicht mehr zu gebrauchen ist. Aber bitte, fällt Ihnen sonst noch jemand ein?“
    „Ja, als letzter käme noch ein damals ziemlich junger Mitarbeiter in Frage – Alfred ..., na, wie hieß der noch gleich, ja, warten Sie ... Alfred Burgbacher, der musste die Planung fertigen. War kein Verwaltungsmensch, wenn ich mich recht erinnere, sondern ein technischer Beamter, Bauingenieur glaube ich. Hatte aber sicherlich zu der Zeit keine Entscheidungsbefugnis. Der bekam halt den Auftrag, die Erweiterung des Industriebetriebes planerisch zu entwickeln und alles

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