Buffy - 22 - Spike & Dru
in der Gletscherspalte widerhallte.
Drusilla war etwa zehn Meter entfernt und schmiegte sich an die glatte
Steinkante, die einst Teil eines Fensters gewesen sein mochte. Sie streichelte
die kalte Oberfläche des Felsens, als wäre er ihr Geliebter, und schien zu
erwarten, dass er jeden Moment zu sprechen begann.
Spike runzelte die Stirn, als sie nicht antwortete, und sah sich weiter um.
Der Ort war ein heilloses Durcheinander. Schnee türmte sich auf dem Boden
und überzog den Schutt. An einigen wenigen Stellen war genug vom Dach
übrig, um die Illusion zu erzeugen, dass sie sich im Innern eines Gebäudes
befanden. Die Ruine war größer, als sie von oben ausgesehen hatte. Ganze
Teile des Fundamentes – wo die Wände völlig eingestürzt waren – lagen
unter dem Schnee begraben. Pfeiler und andere Stützen waren in sich
zusammengefallen und ebenfalls eingeschneit.
Sie durchsuchten jeden Winkel, schoben Steine zur Seite, um winzige
Hohlräume im Schutt freizulegen, und wühlten überall den Schnee auf,
sogar an den Rändern des Gebäudes. Laut Adrienne war dies einst Skrymirs
Festung gewesen. Früher mochte dies gestimmt haben, aber jetzt nicht mehr.
»Diese kleine Schlampe«, knurrte Spike vor sich hin. Er wünschte sich, er
hätte sie nicht gepfählt, damit er zurückkehren und sie quälen könnte.
»Spike?«
Drusilla war draußen im Schnee und bahnte sich ihren Weg durch den
Teil der Festung, der völlig eingeebnet war. Ihm dämmerte, dass sie ihn
gehört haben musste. Frustriert erkannte er, dass es keinen Sinn hatte, seine
Worte zu wiederholen.
»Nichts, Zuckerschnäuzchen«, rief er.
Der Wind war stärker geworden und wehte den Schnee durch die
halbwegs intakten Teile der Ruine. Die Flocken wirbelten und tanzten in den
Böen. Spike suchte weiter. Er hatte mehrere Stellen entdeckt, an denen sie
sich tagsüber verstecken konnten, aber das war auch alles. Eine Stelle
zwischen den Überresten einer Wand und einer umgekippten Steinsäule
schien ihm am geeignetsten. Darüber befand sich ein Stück Dach. Sie
würden höchstwahrscheinlich gezwungen sein, ihr Versteck mehrmals am
Tag zu wechseln. Aber zumindest würden sie nicht gegrillt werden.
Spike fröstelte im Wind. Er spürte nun wieder die Kälte. Bis in die
Knochen. Wenn sie einschliefen, würde der Frost ihre geschlossenen Augen
verkrusten und vielleicht ihre Nüstern verstopfen. Es wäre nicht das erste
Mal, dass ihm so etwas passierte. Sie würden vielleicht Feuer machen
müssen, um aufzutauen und ihre zugefrorenen Augen wieder öffnen zu
können.
Woher sie das nötige Holz bekommen sollten, war eine ganz andere
Frage. Er hatte Feuerstein und Streichhölzer und andere Dinge dabei, die
klein genug für seine Taschen waren. Auch Zigaretten und ein
zerschrammtes Metallfeuerzeug. Aber Feuerholz an einem Berghang zu
suchen ... er hatte erwartet, in den Ruinen der Festung etwas Holz
vorzufinden, doch bis jetzt hatte er nichts als Stein gesehen. Und Schnee.
»Spike?«
Er drehte sich um, mit gerunzelter Stirn. Da war ein seltsamer Unterton in
ihrer Stimme. Selbst für Dru. Er entsann sich, denselben Unterton gehört zu
haben, als sie zum ersten Mal nach ihm gerufen hatte. Dunkelheit griff nach
ihm, finsterer noch als die Nacht um sie herum. Etwas berührte ihn in den
Tiefen seiner Dämonenseele. So ungewöhnlich die Empfindung auch war, er
erkannte sie.
Furcht.
Dru machte sich vielleicht Sorgen, mochte auch Angst um ihn haben.
Aber ihr eigenes kaltes, totes Herz kannte keine Furcht.
Und doch war da etwas in ihrer Stimme, das diesem Gefühl nahe kam.
Nicht unbedingt Furcht. Er glaubte ihn jetzt einordnen zu können, diesen
Ton. Es war pures Entsetzen.
Spike rannte los. Er stolperte über ein Stück Schutt, das unter dem Schnee
verborgen war, und schlug lang hin. Sein linkes Knie prallte gegen etwas,
und er fluchte laut. Aber er ignorierte den Schmerz und zog sich an einem
großen Steinbrocken hoch, der wie die Überreste einer Statue aussah. Mit
zunehmender Besorgnis eilte er weiter, passierte eine Mauer und verließ die
Festungsruine. Im Osten erhellte sich der Himmel. Die Morgendämmerung
war nur noch eine halbe Stunde entfernt, aber zum ersten Mal dachte er
nicht an die Sonne.
Nur an Dru.
Als er sie schließlich sah, blieb er abrupt stehen, bis zu den Waden im
hohen Schnee.
Drusilla saß etwa sieben Meter von ihm entfernt im Schnee. Ihre Beine
standen in seltsamen Winkeln ab, wie bei einer
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