Bullet Catcher - St. Claire, R: Bullet Catcher
Nachdenken zu haben, abseits vom Stress des Unibetriebs. Das Unterrichten machte sie nicht wirklich glücklich, und sie hatte gehofft, diese Reise nutzen zu können, um in Ruhe zu überlegen, ob sie ihr Leben ändern sollte und wenn ja, wie.
Nun, das war jetzt von ganz allein passiert.
»Gibt es eine Datenbank, in der die Studenten mit Fotos verzeichnet sind?«, unterbrach Fletch ihre Gedankengänge.
»Ja, versuch es mal im Studentensekretariat. Wenn die dir nicht weiterhelfen wollen – «
»Wir wissen schon, wie wir drankommen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass so etwas existiert.« Er hörte wieder einen Moment zu und berichtete dann detailliert, was im Page Nine passiert war, erwähnte auch den Vorfall mit dem toten Vogel und warum sie Flackerblick finden wollten.
»Lass mich sie selbst fragen«, sagte er nach einer Weile. »Miranda, war da noch jemand im Publikum, der den Kerl identifizieren könnte? Gibt es einen Kollegen oder Freund, der ihn einem Phantomzeichner beschreiben könnte?«
»Adam DeWitt«, sagte sie. »Er ist Juniorprofessor wie ich. Er könnte bestimmt helfen.« Es sei denn, er war noch sauer auf sie, weil sie ihn ihrem Verleger nicht vorgestellt hatte. »Ich weiß nicht, ob er diese Woche im Büro ist, aber ich habe seine Privatadresse.«
Sie machte Anstalten, nach ihrer Tasche zu greifen, doch Adrien sagte: »Lass gut sein. Wir kommen auch so dran.«
Natürlich.
»Alles klar, Kumpel«, sagte er ins Telefon. »Ausgezeichnet. Ich bin dir was schuldig.« Nachdem er aufgelegt hatte, wandte er sich Miranda zu. »Also dann. Wir haben einen guten Mann oben in San Francisco, Wade Cordell, der versuchen wird, etwas über Flackerblick herauszubekommen. So, und jetzt erzähl mir, warum du meinst, dass dieser Adam DeWitt vielleicht nicht helfen will. Gibt es Probleme zwischen dir und ihm?«
Adrien Fletcher entging nichts, aber auch gar nichts. Das musste sie immer bedenken. »Wir sind Anwärter auf dieselbe Stelle. In gewisser Weise konkurrieren alle akademischen Mitarbeiter einer Fakultät miteinander. Er war dem Totempfahl ein bisschen näher als ich, zumindest bis mein Buch herauskam.«
»Könnte er ein Interesse daran haben, dich scheitern zu sehen?«
Sie schnaubte leise. »Jeder wartet darauf, dass die anderen scheitern. Willkommen im Elfenbeinturm.«
»Würde er dafür eine Bombe zünden?«
Sie musste fast lachen. »Um ehrlich zu sein, er wäre gar nicht in der Lage, so etwas zu bewerkstelligen, wobei er das selbst wahrscheinlich anders sieht.« Sie schwieg, während Adrien auf die rechte Spur wechselte und den Blinker setzte, um in den Westwood Boulevard einzubiegen. »Du fährst zurück nach Westwood Village?«
»Hoffentlich sind wir noch nicht zu spät.«
»Wofür?«
»Um Müll aufzusammeln.«
Ein paar Minuten später parkte er vor dem Café, wo Flackerblick am Abend zuvor gesessen hatte. Es war so weit von der Buchhandlung entfernt, dass es nicht in den Bereich fiel, den die Polizei abgesperrt hatte, und um diese frühe Tageszeit gab es nur wenige Gäste. Die Straßen in der Nähe des Buchladens waren voll mit Fernsehübertragungswagen, doch um das Café herum war es noch relativ ruhig.
»Warte hier«, sagte er, stieg aus und steuerte die Terrasse an, wo er direkt auf den Mülleimer zuging, den Flackerblick mit einem gezielten Wurf bedacht hatte. Ohne sich umzusehen, hob er den Metalldeckel an, stellte ihn hochkant auf den Boden, beugte sich vor und lugte hinein. Musste das Café die Tonne nicht schon wieder geleert haben?
Er steckte den Arm hinein, ließ ihn kreisen und sah dann grinsend zu Miranda auf. Eine Sekunde später zog er etwas heraus, legte den Deckel wieder auf und schlenderte zum Wagen zurück.
Im Auto hielt er das zusammengeknüllte Stück Papier vorsichtig an zwei Fingern hoch. »Das reicht für einen DNA -Test.«
»Nicht zu fassen, dass du das gefunden hast.« Beeindruckt schüttelte sie den Kopf. »Bringst du das zur Polizei?«
»Ich schicke es in Lucys Labor.«
»Können wir es aufmachen? Ich würde gern sehen, was er geschrieben hat.«
»Versuch, so wenig wie möglich anzufassen.«
Er hielt eine Ecke fest, und sie zog so behutsam wie möglich mit den Fingerspitzen an der diagonal gegenüberliegenden. Langsam offenbarte sich die zweite Seite des vierten Kapitels, das eine kurze Biografie von Pakal enthielt, der die Maya achtundsechzig Jahre lang regiert und starken Einfluss auf den Kalender der Langen Zählung genommen hatte.
Über den Text war in
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