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Bußestunde

Bußestunde

Titel: Bußestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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und also auch nichts über den anderen Sohn. Erst gegen Ende seiner Zeit an der Polizeihochschule fühlte sich der älteste Sohn Tore stark genug, den Familiennamen aus seiner Kindheit wieder anzunehmen, das majestätische Michaelis.
    So musste es sein.
    Der Grund, warum alle Hagströms aus dem System der Säpo getilgt waren, war vermutlich ein sehr einfacher. Tore hatte sie geschützt. Er hatte ihre Existenz aus dem System entfernt, damit es keine Verwandten gab, die in Gefahr geraten konnten.
    Ein Spion durfte keine nächsten Verwandten haben.
    Paul Hjelm seufzte schwer und ertappte sich dabei, dass er auf den Balkon trat. Dort stand er eine Weile und genoss die Luft genau an der Grenze zwischen Sommer und Herbst. Stockholm zeigte sein einnehmendstes Wesen, und Riddarfjärden lag völlig glatt in der kühlen Nachmittagssonne.
    Paul Hjelm holte tief Luft.
    Dann fuhr er nach Tierp.

8
    Sie hatten es einfach nur so dahingesagt, aber es erwies sich als vollkommen wahr: Es gab tatsächlich keinen Ehrenkrona im Strafregister. Aber es gab zahlreiche Bergströms, sogar viele Andreas Bergströms. Und einer von ihnen war ohne jeden Zweifel Suzanne Ehrenkronas verlorener Bruder.
    Dessen wenig charmantes Gesicht jetzt langsam auf dem Bildschirm vor Saras Augen hervortrat. Während Andreas mehr und mehr Züge annahm, die er mit Suzanne Ehrenkrona gemeinsam hatte, studierte Sara Svenhagen eine Liste. Es war die Liste von Andreas Bergströms Straftaten, und für einen Zweiundzwanzigjährigen war sie ziemlich beeindruckend. Es überwogen verschiedene Formen von Beschaffungskriminalität – Einbrüche, Raub, Diebstahl, Betrug –, aber es gab keine einzige Gewalttat. Bis gestern Abend.
    Und auch keine einzige Adresse.
    Andreas Bergström war ganz einfach ohne Wohnsitz.
    Man musste sich wohl unter die Drogenabhängigen begeben und zu ihm durchfragen. Was sich nicht als besonders stimulierendes Zukunftsszenario aufdrängte.
    Sara warf einen Blick über den Schreibtisch zu Lena Lindberg. Sie saß vollkommen regungslos da und starrte konzentriert auf den Bildschirm.
    »Warum habe ich das Gefühl, dass du dich nicht unserem Täter widmest?«, fragte Sara.
    Lena antwortete nicht. Stattdessen zwinkerte sie heftig und klickte mit der Maus, mehrmals nacheinander, bis sie augenscheinlich zufrieden war. »Jetzt musst du herkommen«, sagte sie.
    »Es ist wohl dieselbe verdammte Filmszene«, vermutete Sara.
    »Genau«, sagte Lena. »Aber jetzt sehe ich etwas ganz anderes. Und das sollst du auch. Komm her.«
    Sara Svenhagen sah ein, dass da nicht viel zu machen war. Die Kollegin würde nicht lockerlassen. Sara beugte sich über sie.
    Lena blickte auf, hob den Zeigefinger und sagte: »Achte nur auf Lisa Jakobsson. Die ganze Zeit.«
    Die sattsam bekannte Filmsequenz aus dem Videoladen in der Jungfrugatan lief an. Die magere Gestalt Lisa Jakobssons, dreißig Jahre, glitt herein, sie stellte sich vor das Regal mit den Komödien und begann zu suchen.
    »Sieh dir mal an, wie sie den Kopf hält«, sagte Lena Lindberg. »Den Winkel.«
    Sara Svenhagen tat es. Und kam zu dem Ergebnis, dass Lisa Jakobssons Blick gar nicht auf den Film gerichtet war, den sie in der Hand hielt, oder auf das Videoregal. Nein, ihr Blick war tatsächlich die ganze Zeit auf die Straße hinaus gerichtet. Außer, als er sich für einen kurzen Moment dem Handy in ihrer anderen Hand zuwandte.
    »Wo guckt sie hin?«, fragte Sara.
    »Tja«, sagte Lena. »Nach draußen, auf die Straße. Oder eher … Warte, hier kommt Suzanne hereingewirbelt. Sie wirft sich mehr oder weniger unter den Rock von Lisa Jakobsson und greift nach dem Film Smala Sussie , nicht wahr? Aber Lisa merkt nichts. Ihre Aufmerksamkeit gilt etwas anderem.«
    »Und hier kommt Johannes Åkerblom«, stellte Sara fest.
    »Und auch jetzt reagiert Lisa nicht im Geringsten. Ihr Blick ist immer noch nach draußen und leicht nach oben gerichtet.« Lena deutete auf den Bildschirm.
    »Glaubst du? Nach oben?«
    »Ich bin ziemlich sicher«, sagte Lena Lindberg. »Und ich zeig dir auch gleich, warum. Aber jetzt kommt Andreas Bergström.«
    Nun stürmt der maskierte Räuber in den Laden. Er fuchtelt mit seinem Eisenrohr herum und ruft, dass er schießen will. Alle Blicke richten sich auf ihn – auch der von Lisa Jakobsson. Aber nur für einen Moment. Nach kurzer Zeit ist er wieder nach draußen gewandt, auch in dem Augenblick, als Andreas mit dem Rohr seine Schwester niederschlägt und davonläuft. Als die Tür hinter ihm zufällt,

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