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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wenn ihr schon unbedingt im Stehen pinkeln müsst.«
    »Warum das?«, fragte Assad. Und schon kannte man den Sünder.
    »Wenn du wüsstest, wie oft ich diese Diskussion schon geführt habe, Assad, dann würdest du jetzt lieber Däumchen drehend in einem Pfadfinderlager auf Langeland sitzen.«
    Assads Gesicht war ein einziges Fragezeichen, und dafür hatte Carl vollstes Verständnis.
    »Okay, du sollst deine Diskussion haben. Du klappst also die Brille nicht wieder runter, nachdem du auf Klo warst.« Sie streckte einen Finger in die Höhe. »Erstens: Alle Klobrillen sind auf der Unterseite unappetitlich, weil vollgespritzt. Manchmal sogar sehr. Zweitens: Wenn Frauen reinkommen, müssen sie die Brille anfassen, ehe sie sich hinsetzen. Drittens: Das ist unappetitlich, weil man dann Pinkelbakterien an den Fingern hat, wenn man sitzt und sich selbst abwischen will. Absolut unhygienisch. Aber du hast ja vielleicht noch nie von Unterleibsentzündungen gehört? Viertens: Unsereins muss sich zweimal die Hände waschen, nur weil du zu faul zum Runterklappen bist. Ist das zumutbar? Nein!« Sie stemmte die Fäuste in die Seiten. »Wenn du nun die Klobrille sofort nach dem Pinkeln runterklappst, dann passt das doch, weil du dir nach dem Pinkeln eh die Hände wäschst. Hoffentlich jedenfalls!«
    Assad dachte einen Moment nach. »Meinst du, es wäre besser, wenn ich die Brille hochklappe, ehe ich pinkle? Dann muss ich ja die Hände waschen, noch ehe ich anfange, denn wer bekommt sonst Pinkelfinger?«
    Da reckte Rose wieder den Zählfinger in die Höhe. »Erstens sollt ihr Männer genau aus diesem Grund im Sitzen pinkeln. Zweitens: Wenn ihr meint, das sei unmännlich und ihr seid zu fein dazu, dann denkt einfach daran, dass Männer nicht nur eine Blase, sondern auch einen Darm haben und sich schon von daher ab und zu hinsetzen müssen, nämlich um zu scheißen. Und da muss die Brille unten sein. Ich gehe davon aus, dass ihr nicht im Stehen kackt.«
    »Wenn gerade vor uns eine Dame drauf war, müssen wir das Ding ja gar nicht runterklappen. Dann ist es ja unten«, sagte Assad. »Und weißt du was, Rose? Ich glaube, ich hole mal meine schönen grünen Gummihandschuhe und mache das Männerklo mit diesen beiden Freunden hier sauber.« Er streckte die Hände in die Höhe. » Die können nämlich die Klobrille hochklappen, und bis an den Siphon kommen sie auch. Die sind sich nicht zu fein, Fräulein Zimperlich.«
    Carl sah, wie Rose die Röte in die Wangen schoss und wie sie tief Luft holte, um Assad den Anschiss seines Lebens zu verpassen. Reflexhaft streckte Carl eine Hand zwischen die beiden Kontrahenten. Damit war die Diskussion hoffentlich beendet. Gott sei Dank hatte er zu Hause eine ziemlich vernünftige Erziehung genossen. Aber dort war der Klodeckel auch mit orangefarbenem Frottee bezogen gewesen.
    »Leute, ich finde, wir sollten uns wieder dem Ernst des Lebens zuwenden«, unterbrach er die beiden. »Der versuchten Brandstiftung bei mir zu Hause und dem Mann, der es hier im Keller auf unsere Unterlagen abgesehen hatte. Man kommt doch ohne Weiteres in die Toilette, wo du die Nørvig-Akten versteckt hast, Rose. Deshalb ist die Frage, ob das wirklich so eine gute Idee war. Ich glaube nämlich kaum, dass ein Schild Toilette außer Betrieb die Diebe davon abhält, da drinnen nachzuschauen.«
    Sie zog einen Schlüssel aus der Tasche. »Aber vielleicht der hier? Und wo du nun schon von Sicherheit redest, also, ich habe nicht die Absicht, mich länger als nötig im Präsidium aufzuhalten. So gemütlich ist es hier auch wieder nicht. Außerdem hab ich was in meiner Handtasche, um mich zu verteidigen.«
    Carl dachte an Pfeffersprays und Taser und ähnlichen Mistkram, für den sie im Übrigen vermutlich nicht mal eine Genehmigung hatte.
    »Aha. Aber damit solltest du vorsichtig sein, Rose.«
    Die Grimasse, mit der sie ihn ansah, reichte als Waffe fast schon aus. Offenbar wollte sie das Thema nicht weiter vertiefen.
    »Ich habe jetzt sämtliche Kanzlei-Akten von Nørvig durchgesehen und die Namen aller angeklagten Mandanten in meiner Datenbank gespeichert.« Sie legte ein paar zusammengeheftete Zettel auf den Tisch. »Hier ist die Liste. Bitte freundlichst zu bemerken, dass der Assessor Albert Caspersen einen Teil der Protokolle unterschrieben hat. Und für diejenigen meiner Zuhörer, die den Herrn nicht kennen: Er gehört zu den Frontfiguren von Klare Grenzen. Es wird damit gerechnet, ihn bald irgendwo an der Spitze der Partei zu sehen,

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