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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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nicht unser Tag, an dem wir etwas gemeinsam unternehmen können?« (Das war mir nie zuvor klargemacht worden, während ich bei viel älteren Leuten herumstand, die immer über Themen sprachen, von denen ich keine Ahnung hatte. Ich hatte mich so unpassend wie eine Lampe am hellichten Tag gefühlt.) »Ich dachte, wir könnten heute abend eine Abschieds-Party veranstalten, in dem reizenden kleinen Theater gleich neben dem Schwimmbad, das wir gerade haben restaurieren lassen. Wir könnten einen alten Film anschauen. Die neuen kann ich nicht ausstehen, sie bringen mich in Verlegenheit, wenn sie Menschen nackt bei Liebesspielen zeigen. Wir könnten auch ein paar Freunde dazu bitten, um es netter zu gestalten.«
    Jillian hätte besser nicht erwähnt, daß sie Freunde einladen wollte. Freunde würden das Besondere an unserem letzten gemeinsamen Abend für eine Woche zerstören. »Tut mir leid, Jillian, aber ich war sicher, du wolltest diesen Abend früh zu Bett, um bei deiner Ankunft in Kalifornien gut erholt zu sein. Mir passiert nichts, und wenn ich früh nach Hause komme, werden deine Gäste noch da sein.«
    »Wohin gehst du?« fragte Tony scharf. Er hatte die Morgenzeitungen durchgeblättert und blickte jetzt sehr argwöhnisch über den Zeitungsrand. »Außer uns und den paar älteren Bekannten, denen wir dich vorstellten, kennst du noch niemanden in Boston, oder haben dich die Mädchen in Winterhaven plötzlich ins Herz geschlossen? Das scheint mir doch recht unwahrscheinlich.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Oder planst du vielleicht, irgendeinen Jungen zu treffen?«
    Mein Stolz brach durch, wie immer, wenn ich verletzt wurde. Natürlich hatte ich mich in Winterhaven schon mit vielen angefreundet – oder es würde wenigstens über kurz oder lang so sein. Zuerst schluckte ich: »Ein Mädchen aus der Schule hat mich zu ihrer Geburtstagsparty eingeladen, sie findet in der ›Roten Feder‹ statt.«
    »Von welchem Mädchen stammt die Einladung?«
    »Faith Morgantile.«
    »Ich kenne ihren Vater, er ist ein Lump, obwohl ihre Mutter ziemlich anständig zu sein scheint… trotzdem würde ich die ›Rote Feder‹ nicht als Ort für die Geburtstagsparty meiner Tochter auswählen.«
    Immer noch musterte er mich von oben bis unten, bis mir unter den Achseln der Schweiß ausbrach. »Enttäusche mich nicht, Heaven«, meinte er, indem er sich wieder seinen Zeitungen widmete. »Ich habe von der ›Roten Feder‹ und den Parties gehört. Mit fünfzehn bist du noch zu jung, um mit dem Bier- oder Weintrinken anzufangen oder irgendeine andere Beschäftigung der Erwachsenen nachzuäffen, die mit scheinbar harmlosen Spielchen anfangen. Tut mir leid, aber ich halte es für keine gute Idee, wenn du gehst.«
    Mein Herz schlug wie wild.
    Die »Rote Feder« lag in der Nähe der Boston University, wo Logan zur Schule ging.
    »Außerdem«, fuhr Tony mit der Ermahnung fort, »habe ich Miles Anweisungen gegeben, dich bis Montag morgen nicht aus dem Grundstück zu fahren. Die Diener werden sich um deine Bedürfnisse kümmern, und wenn’s dir drinnen zu langweilig wird, kannst du immer noch ins Freie gehen.«
    In dem Moment sah Jillian auf, als ob sie nichts außer das Stichwort »ins Freie« gehört hätte.
    »Geh ja nicht zu den Ställen!« kreischte Jillian. »Ich möchte diejenige sein, die dich meinen Pferden vorstellt – meinen wunderbaren, schönen Arabern. Wir machen das, wenn wir zurückkommen.«
    Schon seit Tagen hatte sie es versprochen. Ich glaubte ihr nicht mehr.
    Ich hatte meinen Plan, zu fliehen und Logan zu finden, entworfen und war gescheitert. Sobald sie ihre Party feierten und den Film gezeigt hätten, würden sie mich nicht vermissen, niemals.
    Irgendwie überstand ich den Abend ohne einen gravierenden Fehler, der meinen Hintergrund verraten hätte. Es bewies mir nur meine Unerfahrenheit in gesellschaftlichen Dingen. Ich wußte keine Antwort auf Fragen nach meinen politischen Ansichten. Ich hatte keine Meinung zum Stand der nationalen Wirtschaft. Keinen der neuesten Hollywood-Bestseller, die alles verrieten, hatte ich gelesen und war auch in keinem der aktuellen Filme gewesen. Statt zu antworten, lächelte ich und suchte Vorwände, mich davonzustehlen – meiner Ansicht nach hatte ich mich zum kompletten Trottel gestempelt.
    »Du warst prima«, meinte Tony, als er in mein Schlafzimmer kam, während ich mir die Haare bürstete. »Jeder ließ sich über deine große Ähnlichkeit mit Jillian aus. Das ist nicht verwunderlich, ihre

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