Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Körbe fielen.
»So«, rief ich, drehte mich um und hoffte, ihnen damit angst zu machen. »Man wird diese Jacke finden und zur Direktorin bringen. Dieses Beweisstück könnt ihr mir nicht mehr nehmen, um es zu zerstören, denn der Keller ist für euch alle verboten!«
Pru Carraway gähnte. Die fünf anderen Mädchen taten es ihr nach.
»Hoffentlich werden sie jede einzelne von euch wegen vorsätzlicher Zerstörung von fremdem Eigentum rauswerfen!«
»Du klingst wie ein Rechtsanwalt«, beklagte sich Faith Morgantile. »Du machst uns angst, ehrlich. Was beweist schon eine nasse Jacke? Nichts außer deiner eigenen Sorglosigkeit, daß du dumm genug warst, sie in heißem Wasser zu waschen.«
Während ich noch im Badezimmer stand, stieg der Verdacht in mir auf, sie würden für ihre Tat nicht bestraft werden, egal, was ich behauptete. Dann mußte ich an Miss Marianne Deal denken. Ihre sanfte Stimme flüsterte mir ins Ohr: »Für einen Champion ist es besser, eine Sache, an die er glaubt, zu verlieren, als zu schweigen und nichts zu riskieren. Du weißt nie, welchen Effekt das später vielleicht hat.«
»Ich gehe auf der Stelle in Mrs. Mallorys Büro«, verkündete ich erbost. »Ich werde ihr die Löcher in meinen nagelneuen Pullis zeigen und auch von der Jacke erzählen.«
»Du kannst gar nichts beweisen«, meinte ein zierliches, farbloses Mädchen namens Amy Luckett und fuchtelte aufgebracht und verräterisch mit den Händen. »Du könntest es ja selbst gewesen sein!«
»Mrs. Mallory hat gesehen, daß ich die Jacke am Montag morgen noch anhatte, also wird wenigstens sie den damaligen Zustand kennen. Und wenn man dann die nasse Jacke im Handtuchkorb findet, wird das ein weiterer Beweis für eure Tat sein.«
»Du redest wie ein drittklassiger Anwalt daher«, lachte Pru Carraway höhnisch. »Die Schulleitung hier kann uns nichts anhaben. Wir gewinnen immer, wenn wir uns zusammentun und kämpfen. Unsere Eltern stehen hinter uns, unsere reichen, reichen Eltern. Sie sind einflußreich und mächtig. Du hast hier keine Freunde, du bist keine von uns. Niemand wird deinem Gerede glauben. Mrs. Mallory wird dich von oben herab mustern und dich für kleinkariert und boshaft halten, weil sie weiß, daß wir dich nie in unsere Kreise aufnehmen werden. Sie wird annehmen, du selbst habest deine Kleidung ruiniert, um so uns die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
Bei ihren Worten lief es mir kalt den Rücken hinunter. Konnte denn irgend jemand so etwas glauben? Ich hatte nicht viel Erfahrung im Umgang mit der großen, weiten Welt, war nicht in der Schweiz zur Schule gegangen und hatte nicht gelernt, eine derartige Situation in den Griff zu bekommen. Trotzdem mußte ich annehmen, sie würden nur bluffen, und ich mußte dasselbe tun. »Wir werden ja sehen«, rief ich, drehte mich um und verließ das Badezimmer.
Mit meinen kaputten Pullis auf dem Arm betrat ich das Büro der Schulleitung. Mrs. Mallory blickte verdrossen auf. »Sollten Sie nicht in Ihrem Sozialkundeunterricht sein, Miss Casteel?«
Ich ließ die Pullis zu Boden fallen, nahm dann etwas, was einmal ein schöner blauer gewesen war, hoch und hielt ihn so, daß sie ihn sehen konnte. Ein Abschlußfaden war gezogen worden, so daß sich der halbe Halsausschnitt aufgetrennt hatte. »Diesen Pullover habe ich noch nie getragen, Mrs. Mallory, und trotzdem ist er voll Löcher und Laufmaschen.«
Sie runzelte die Stirn. »Sie sollten wirklich besser auf Ihre Kleidung achten. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Geld zum Fenster hinausgeworfen wird.«
»Ich passe sehr gut auf meine Kleidung auf. Dieser Pulli lag sauber zusammengelegt in meiner zweiten Kommode, zusammen mit anderen, die ebenfalls auseinanderfallen, weil Fäden gezogen oder abgeschnitten worden sind.«
Sie schwieg ziemlich lange, während ich die Pullis nacheinander ausbreitete. »Die Jacke, die Sie bei meinem Eintritt am Montag morgen bemerkten, wurde in heißes Wasser geworfen, während ich heute morgen im Unterricht war.«
Sie schürzte ihre roten Lippen und rückte dann an der Lesebrille, die sie auf der Nasenspitze trug. »Bringen Sie Anklagen vor, Miss Casteel?«
»Jawohl. Man kann mich hier nicht ausstehen, weil ich anders bin.«
»Wenn Sie beliebt sein wollen, Miss Casteel, dürfen Sie nicht Ihre Schulkameradinnen verpetzen, die allen neuen Mädchen Streiche spielen.«
»Das ist aber mehr als nur ein Streich!« rief ich, bestürzt durch ihre unbeteiligte Haltung. »Meine Kleidung wurde ruiniert!«
»Ach,
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