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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Band, das sich auf die hohen, schwarzen Eisentore zuschlängelte. Jetzt waren sie mein Zuhause, diese Straße und das riesige Haus, das dem Blick entzogen wurde, bis man beinahe unmittelbar davorstand.
    Ich hörte das Tosen des Meeres, das Geräusch der Brandung, roch den Salzgeschmack, und mit jeder Minute wurde diese Nacht reicher und erfüllter.
    »Ach, laß uns jetzt nicht gute Nacht sagen, nur weil’s nach ein Uhr ist«, meinte ich und hielt Troy an der Hand, als wir ausgestiegen waren. »Laß uns im Garten Spazierengehen und reden.«
    Vielleicht hatte diese laue, samtene Nacht für ihn denselben Charme, denn zustimmend schob er meine Hand unter seinem Ellbogen durch. Die Sterne schienen zum Greifen nahe, betäubender Duft füllte meine Nase und machte mich schwindelig. »Was ist das, was so süß riecht?«
    »Der Flieder, es ist Sommer, Heavenly, oder wenigstens fast.«
    Wieder hatte er mich Heavenly genannt, so wie einst Tom.
    »Wußtest du, daß die Mädchen heute nach dem Mittagessen freundlicher als je zuvor zu mir waren? Klar wollten sie, daß ich sie dir vorstellte… aber dazu hatte ich keine Lust. Trotzdem würde ich gerne wissen, wie du es geschafft hast, mit dem anderen Geschlecht so wenig in Kontakt zu kommen.«
    Er kicherte und senkte verlegen den Kopf. »Ich bin nicht schwul, wenn’s das ist, was du meinst.«
    Vor Empörung wurde ich rot. »Daran habe ich nie gedacht! Aber die meisten Männer in deinem Alter verabreden sich so oft wie möglich, wenn sie nicht schon vergeben sind.«
    Wieder lachte er. »Erst in ein paar Monaten werde ich vierundzwanzig«, bemerkte er leichthin, »und Tony gab mir immer den Rat, mich nicht vor Dreißig fest zu binden. Außerdem, Heavenly, hatte ich schon ein paar Erfahrungen mit Mädchen, die mir mit Heiratsabsichten nachliefen.«
    »Was hast du gegen die Ehe?«
    »Nichts, sie ist eine alte und ehrwürdige Institution, gedacht für andere Männer, nicht für mich.« Und die kühle, abstrakte Art, wie er das sagte, trieb meine Hand aus seinem Arm. Wollte er mich warnen, nur eine Freundin zu bleiben und nicht mehr werden zu wollen? Konnte es denn möglich sein, daß mir nie ein Mann die Liebe und Wärme geben wollte, nach der ich mich so sehnte?
    Und der ganze Zauber dieser perfekten Sommernacht löste sich in Nichts auf. Die Sterne schienen sich zu entfernen, und hinter den silbernen Wolken kamen dunklere hervor und verbargen den Mond.
    »Jetzt sieht’s nach Regen aus«, kommentierte Troy mit einem Blick nach oben. »Schon als Kind pflegte ich den Eindruck zu haben, meine ganzen Erwartungen auf künftiges Glück wären verwelkt, bevor sie auch nur eine Chance zum Aufblühen gehabt hatten. Das Gefühl, immer wieder betrogen zu werden, ist schwer zu ertragen, bis man letztlich akzeptieren muß, was man nicht ändern kann.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und zermalmte dabei kleine Steinsplitter auf dem Plattenweg unter seinen Schuhen. Der Zauber dieser Nacht machte es ihm schwer, sich auf taktvolle Weise von mir zu entfernen. Also gratulierte er mir nochmals aus zehn Schritt Entfernung und wünschte mir dann eine gute Nacht. Sehr schnell ging er auf das Labyrinth und die dahinterliegende Hütte zu.
    »Troy«, rief ich und rannte ihm nach, »warum gehst du rein? Es ist noch früh, und ich bin kein bißchen müde.«
    »Weil du jung, gesund und voller Träume bist, die ich unmöglich teilen kann. Nochmals gute Nacht, Heaven.«
    »Danke, daß du zu meiner Abschlußfeier gekommen bist«, rief ich tief verletzt und zitternd, denn offensichtlich hatte ich etwas falsch gemacht, und ich hatte keine Ahnung was.
    »Das Mindeste, was ich tun konnte.« Mit diesen Worten verschwand er in der Dunkelheit. Jetzt verdeckten Wolken den Mond, die Sterne verschwanden rasch, und ein Regentropfen fiel auf meine Nasenspitze. Hier also war ich, lange nach Mitternacht, saß auf einer kalten Steinbank in einem verlassenen Rosengarten und erlaubte dem leise fallenden Regen, meine Haare zu durchnässen und das hübscheste Kleid aus meinen Schränken zu ruinieren. Es machte mir nichts aus, gar nichts. Ich brauchte Troy nicht, nicht mehr als ich Logan brauchte. Ganz alleine würde ich es schaffen … ganz alleine.
    Ich war achtzehn Jahre alt und glaubte, Logan wäre für immer gegangen. Das Bedürfnis nach Zärtlichkeit füllte alle meine Gedanken. Bald mußte die Liebe für mich aufblühen, oder ich wäre niemals fähig, zu überleben. Warum nicht ich, Troy? Warum nicht?

 
    10. K

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