Catherine
Haus und nicht auf seine Bewohnerinnen konzentriert hätte.
Die wenigen Tage, die er in diesem Haus verbracht hatte, mochten einen persönlichen Aufruhr verursacht haben, hatten ihm aber auch Zeit und Gelegenheit verschafft, Pläne zu entwerfen – von innen heraus. Es hatte ihm einen Geschmack von der Stimmung und dem Grundton und der Geschichte geboten. Und wenn er sich nur für eine Weile hinsetzen konnte, würde er auch ein paar von seinen Gedanken zu Papier bringen können.
Aber es war hoffnungslos. Sobald Trent den Stift in die Hand nahm, waren seine Gedanken wie weggewischt. Er fühlte sich eingeschlossen. Das sagte er sich zumindest. Er brauchte nur etwas Luft.
Trent griff nach einer Jacke und tat etwas, das er sich seit Monaten nicht mehr gegönnt hatte. Er unternahm einen Spaziergang.
Er folgte seinem Instinkt zu den Klippen, die unebene Wiese hinunter, um eine zerbröckelnde Steinwand herum, auf das Meer zu.
Die Luft hatte Biss. Der Frühling schien seine schönen Gewänder gerafft und sich zurückgezogen zu haben. Der Himmel war grau und düster mit einigen wenigen hoffnungsvollen Flecken von Blau. Wild wachsende Blumen, die tapfer genug gewesen waren, sich durch Steine und Erde an die Oberfläche zu kämpfen, wurden vom Wind hin und her gerissen.
Trent ging mit den Händen in den Hosentaschen und gesenktem Kopf. Depressionen waren ihm kein vertrautes Gefühl, und er war entschlossen, sie durch Gehen zu vertreiben.
Als er zurückblickte, konnte er gerade noch die Spitzen der Türme hinter sich erkennen. Er wandte sich ab und sah aufs Meer hinaus, unwillkürlich die Haltung des Mannes nachahmend, der hier vor Jahrzehnten gemalt hatte.
Atemberaubend.
Das war das einzige Wort, das ihm in den Sinn kam. Felsen stürzten schwindelerregend in die Tiefe, rosa und grau, wo der Wind sie umheulte, schwarz, wo das Wasser auftraf und hochschoss.
Wütende Brecher bäumten sich auf und durchschnitten dunkleres Wasser. Nebel zog wie Rauch dahin und zerfaserte, und in der Luft schwebte die Drohung von Regen. Es hätte düster wirken sollen, aber es war schlichtweg spektakulär.
Trent wünschte, C. C. wäre bei ihm. Sie sollte neben ihm sein, ehe sich die Zeit oder der Wind veränderte.
Sie würde lächeln, dachte er. Lachen und dabei diese langen, herrlichen Beine im Boden verankern und ihr Gesicht dem Wind zuwenden.
Wäre sie hier gewesen, hätte die Schönheit der Szenerie nicht bewirkt, dass er sich so einsam fühlte.
So verdammt einsam.
Das Prickeln in seinem Nacken ließ ihn sich umdrehen und beinahe auch eine Hand ausstrecken. Er war so sicher gewesen, Catherine auf sich zukommen zu sehen. Doch da war nichts als die abfallenden Felsen und der Wind. Dennoch blieb das Gefühl, dass jemand in seiner Nähe war, so real, dass er am liebsten gerufen hätte.
Ich bin ein vernünftiger Mann, versicherte Trent sich. Er wusste, dass er allein war. Dennoch schien jemand bei ihm zu sein und zu warten. Und zu beobachten. Und für einen Moment war er sogar sicher, den Duft von Flieder aufzufangen.
Einbildung, entschied er, doch seine Hand war nicht ganz ruhig, als er sich die Haare aus dem Gesicht strich.
Dann hörte er das Weinen. Trent lauschte angestrengt dem traurigen Schluchzen, das der Wind zu ihm trug. Es verklang und floss, genau wie das Meer.
Sein Magen zog sich zusammen, während er sich bemühte, mehr zu hören, obwohl ihm der klare Verstand sagte, dass es da nichts zu hören gab.
Etwa ein Nervenzusammenbruch? fragte er sich. Doch das Geräusch war real, verdammt noch mal. Keine Halluzination. Langsam kletterte er eine Geröllhalde hinunter.
»Wer ist da?«, rief Trent, als wieder ein Seufzer an seine Ohren drang.
Er bewegte sich auf das Geräusch zu, hastete tiefer und wurde von einer Eile angetrieben, die er nicht zu erklären vermochte. Eine Lawine loser Steine rutschte ins Leere und brachte ihn in die Realität zurück.
Was, in Gottes Namen, tat er da? Er kletterte eine Klippe hinter einem Geist hinunter?
Trent hob seine Hände und sah, dass die Handflächen trotz des scharfen Windes schweißfeucht waren. Nun konnte er nichts anderes hören als das hektische Pochen seines Herzens.
Nachdem er sich gezwungen hatte, still stehen zu bleiben und ein paar beruhigende Atemzüge zu machen, sah er sich nach dem leichtesten Aufstieg um.
Er hatte gerade begonnen, wieder nach oben zu klettern, als das Geräusch erneut kam. Weinen. Nein, Wimmern. Es war ganz deutlich und ertönte nahezu unter seinen
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