Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
eindeutig bedient war, drehte sich Morgan auf dem Absatz um und ließ uns stehen. Seine Freundin blieb zurück und musterte mich abschätzig.
»Wenn es da irgendeinen Zweifel geben sollte«, sagte sie, »lass einfach die Finger von ihm!«
»Von Morgan?«
Sie nickte stutenbissig.
»Mach dir keine Sorgen, Morgan ist nicht auf meinem Radar. Aber viel Glück mit ihm!« Du wirst es brauchen, dachte ich, in dem Augenblick, wenn er das erste Mal eifersüchtig ist oder sich einbildet, von dir gekränkt worden zu sein.
Ich hielt Morgan nicht wirklich für einen schlechten Kerl, aber er war mir einfach zu melodramatisch.
Seine Begleitung gab einige wenig schmeichelhafte Worte von sich. Da ich einfach der bessere Vampir war, bekam sie von mir nur ein freundliches Lächeln. Aber in meinem Kopf ließ ich meiner Fantasie freien Lauf – ich malte mir aus, wie ich sie zu Boden warf und mit nur einem Finger auf einem ihrer Druckpunkte dafür sorgte, dass sie sich dafür entschuldigte, mich beleidigt zu haben.
Vielleicht hatte Ethan recht gehabt. Vielleicht würde mein Dasein als Vampir irgendwann doch den Menschen in mir verdrängen.
Nachdem sie mir noch einige weitere böse Blicke zugeworfen hatte, drehte sie sich um und tauchte in der Menge unter. Jonah und ich standen einfach nur da und sahen ihr hinterher. Diesmal ging ich in die Offensive, bevor er etwas sagen konnte.
»Wir waren nur ein paar Wochen zusammen.«
Er lächelte sanft. »Ich habe von dem Handel gehört«, sagte er. »Noah und Scott waren damals mit dabei.«
Das hatte ich vergessen. Noah und Scott waren dabei gewesen, als ein wütender Morgan in Haus Cadogan aufgetaucht war, weil ein Vampir unseres Hauses Celina bedroht hatte. Ich hatte in diesem Augenblick zum ersten Mal als Hüterin gehandelt, indem ich ihm entgegengetreten war und ihn mit gezogener Klinge beruhigt hatte. Er hatte nachgegeben, aber im Gegenzug musste ich ihm versprechen, dass er mir den Hof machen darf.
Ich hatte eingelenkt, aber obwohl Morgan unglaublich charmant sein konnte, war er viel zu unreif, um von mir ernsthaft in Betracht gezogen zu werden.
»Wie geht es denn Noah?«, fragte ich. Noah gehörte selbst zur Wache, aber ich hatte nichts mehr von ihm gehört, seit Jonah mein erster Ansprechpartner geworden war. Er war auch praktisch der Anführer der abtrünnigen Vampire Chicagos – derjenigen, die nicht einem bestimmen Haus angehörten.
»Er ist ziemlich beschäftigt. Die Abtrünnigen werden immer ganz schön nervös, wenn die Häuser in Schwierigkeiten sind. Sie haben Angst davor, dass das Greenwich Presidium sie aufs Korn nehmen oder sie sogar einsperren könnte, wenn es so weitergeht.«
»Grund Nummer vier, der Roten Garde beizutreten«, murmelte ich.
Jonah sah mich amüsiert von der Seite an. »Was sind denn die Gründe eins bis drei?«
»Den Häusern zu helfen, einen verlässlichen Partner zu haben und diese ›Midnight High School‹-T-Shirts. Kriege ich auch eins?«
»Natürlich. Du musst sie nur irgendwo sicher unterbringen.«
Das hatte ich noch nicht bedacht – dass es Ausrüstung von der Roten Garde geben würde, Materialien, Dokumente, die ich in meinem Zimmer versteckt halten müsste. Darüber musste ich in Ruhe nachdenken.
Jonah rieb sich die Hände. »Wie wäre es jetzt mit einem Drink?«
»Ja, bitte«, sagte ich, aber bevor ich einen Wunsch äußern konnte, beschlich mich ein unangenehmes Gefühl. Das Gebäude bewegte sich ein wenig. Nur für einen Sekundenbruchteil, aber ich hätte schwören können, dass da etwas gewesen war.
»Hast du das gespürt?«
»Was gespürt?«
Ich verharrte unbeweglich an meinem Platz und dachte einen Moment später, dass ich es mir vielleicht nur eingebildet hatte. Als ich so dort stand und wartete, sah ich zufälligerweise auf einen Wasserbecher, der auf einem Tisch neben uns stand. Ein aus der Tiefe kommendes Grollen ließ die Erde erzittern und das Wasser vibrieren.
»Jonah …«
»Ich habe es gesehen«, sagte er und hielt dann inne. »Vielleicht sind es einfach nur richtig große Dinosaurier.«
»Oder wirklich mächtige Magie«, fügte ich hinzu. »Ich glaube, wir sollten nach draußen gehen.«
Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht daran glauben wollte, dass sich da draußen wirklich etwas befand, aber er hatte eine Pflicht auf sich genommen, die er ernst nahm. »Dann mal los!«
Wir schlängelten uns an den Leibern und Tischen vorbei hinaus in die kalte Novembernacht. Die Menschen und Vampire schienen noch nichts
Weitere Kostenlose Bücher