Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Bibliothek zurückgelassen hatte, vor meiner Zimmertür entdeckte, nahm ich sie mit hinein. Ich hatte ziemlichen Hunger, denn das Phat Thai hatte meinen Appetit erst richtig geweckt. Also ging ich in die Küche, um mir einen Überblick über das zu verschaffen, was Frank uns an Leckereien aus Freilandhaltung und ökologischem Anbau erlaubte.
Aus purer Neugier sah ich auch im Kühlschrank nach, der normalerweise bis obenhin mit Blut gefüllt war. Diesmal lagen nur drei traurig wirkende Lebenssaft-Beutel auf dem obersten Rost. Die Tatsache, dass Frank es für angebracht hielt, Vampiren Blut vorzuenthalten – was ihnen mit jedem Atemzug vor Augen führte, wie abhängig sie von ihm waren –, ließ eine wilde Wut in mir aufsteigen. Es war einfach nur sadistisch.
Ich biss mir auf die Lippen, während ich darüber nachdachte, mir einen dieser Beutel einzuverleiben. Mein Blutdurst war noch nicht zur unerträglichen Qual geworden, aber er hatte sich bereits bemerkbar gemacht. Ich musste mich morgen außerdem der See-Sirene stellen, und nur der Herr wusste, was das für Folgen haben würde. Ich brauchte das Blut – aber ich hasste mich dafür, es jemand anderem wegnehmen zu müssen. Allerdings war eine Hüterin, die ihr Verlangen nach Blut in den Wahnsinn trieb, niemandem eine Hilfe.
Ich nahm mir einen Beutel aus dem Kühlschrank und machte mich daran, meinen Durst zu stillen. Ich öffnete einen beliebigen Küchenschrank und verzog das Gesicht, als ich den Inhalt sah. Genau, wie Lindsey es vorausgesehen hatte, waren die Leckereien echter Gesundheitsfraß – mit biologisch wertvollen Inhaltsstoffen, ohne die geringste Spur saturierter, gehärteter oder sonstiger Stoffe.
»Armselig, oder?«
Ich sah hinter mich. Margot, die Küchenchefin des Hauses, stand mit einer Trauermiene im Türrahmen. Sie trug ihre typisch weiße Berufskleidung und Plastik-Clogs. Ihr dunkles Haar, das zu einem eleganten Bubikopf geschnitten war, glänzte, und der spitz zulaufende Pony endete genau zwischen ihren katzenähnlichen bernsteinfarbenen Augen. Diese aber wirkten nicht so strahlend wie sonst, und unter ihnen hatten sich dunkle Augenringe gebildet.
War das eine Folge der Blutrationierung?
»Es ist armselig«, pflichtete ich ihr bei.
Margot zog einen kleinen Servierwagen in die Küche, dessen Böden mit gesunden Snacks und jener knackigen Sorte Gemüse beladen waren, die nur dann schmeckte, wenn man sie in einem sahnigen Dill-Dressing versenkte.
Ich war sicherlich kein besonders gutes Beispiel für gesunde Ernährung, aber ich hatte mein ganzes Leben lang auf mein Gewicht geachtet. Mein Vampirstoffwechsel hatte allerdings dafür gesorgt, dass ich kein einziges Gramm mehr zunehmen konnte – was ich als Herausforderung ansah.
»Ich liebe es zu backen«, sagte sie, öffnete einen der Küchenschränke und befüllte ihn, »und ich mag Obst und Gemüse, aber das heißt ja nicht, dass ich nicht hin und wieder auch plastikumhüllte Kohlenhydrate zu mir nehmen möchte.«
»Ich bin mir sicher, er glaubt, das Richtige zu tun.«
Margot hielt inne, einen Beutel mit naturreinen, getrockneten Früchten in der Hand, die vermutlich wie Styropor schmeckten, und sah mich an. »Glaubst du das wirklich?«
»Bedauerlicherweise ja. Ich denke, er glaubt wirklich, dass er das Richtige für das Greenwich Presidium tut.«
Sie senkte die Stimme. »Vielleicht sollten wir uns dann direkt mit dem Greenwich Presidium auseinandersetzen.«
Ich schnaubte zustimmend.
Margot brachte die letzten Snacks im Küchenschrank unter und öffnete dann den Kühlschrank. »Nicht viel Blut«, sagte sie und sah mit besorgtem Blick auf die noch vorhandenen Beutel.
»Das liegt wohl an der Blutrationierung.«
»Völlig richtig. Er hat unsere Bestellung bei Lebenssaft um vierzig Prozent gekürzt.«
»Ich glaube, er hofft darauf, dass einer von uns ausrastet«, prophezeite ich leise. »Dass jemand einen Menschen jagt oder vor laufender Kamera in einen Blutrausch verfällt.«
»Damit er dem Greenwich Presidium beweisen kann, wie schlecht das Haus geführt wird. Und sie damit überzeugt, es vollständig ihm zu übertragen.«
Ich nickte. Margot und ich blickten beide beunruhigt, aber plötzlich strahlte sie mich an.
»Wie es der Zufall will, habe ich da vielleicht eine Kleinigkeit, die dich ein wenig aufmuntern kann«, sagte sie und kniete sich hin, um auf dem unteren Boden des Servierwagens nach etwas zu suchen. Als sie wieder aufstand, hielt sie eine glänzende Schachtel in der
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