Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Vampirin befreien, die ihr bestens bekannt ist, dann können wir vielleicht endlich Fortschritte erzielen.«
Mir drehte sich der Magen um. McKetrick wollte die Vampire nicht einfach aus der Stadt werfen.
Er wollte sie auslöschen, und ich sollte die Erste sein.
Da er eine Waffe auf mich richtete, waren meine Möglichkeiten beschränkt. Ich konnte weder mein Handy benutzen, um nach Hilfe zu rufen, noch Menschen in meiner Nähe um Hilfe bitten, weil es sie in die Schusslinie bringen würde. Das Risiko konnte ich nicht eingehen. Meine größeren körperlichen Kräfte als Vampirin würden mir zwar erlauben, McKetrick im Nahkampf zu besiegen, aber er trieb sich selten allein herum. In seiner Nähe befanden sich immer mehrere Muskelberge in den gleichen schwarzen Klamotten, und auch wenn ich sie noch nicht zu sehen bekommen hatte, konnte ich mir kaum vorstellen, dass sie nicht auf mich warteten.
Also verließ ich mich auf eines meiner größten Talente: Sturheit.
»Was soll denn Ihrer Meinung nach damit erreicht werden, wenn Sie mich umbringen? Sie werden damit nur die Vampire wütend machen, und auch jene Menschen, die keine Morde in ihrer Stadt haben wollen.«
McKetrick wirkte nach meinem Vorwurf ein wenig gekränkt. »Das ist unglaublich naiv. Natürlich gibt es noch einige in Chicago, die das Ausmaß des Vampirproblems nicht begreifen, aber genau darum geht es ja hier. Die Menschen brauchen etwas, um das sie sich scharen können. Du bist dieser Sammelpunkt.«
»Sie meinen die Asche, in die ich mich verwandeln werde? Sie wissen, dass von mir nicht mehr übrig bleiben wird, oder? Ein kleines Aschehäufchen, hier auf dem Bürgersteig.« Ich deutete auf den Beton zu unseren Füßen. »Sie werden nicht über der Leiche einer getöteten Vampirin stehen. Glauben Sie mir – ich habe das schon miterlebt.«
Innerlich schickte ich aus Respekt an Ethan ein entschuldigendes Stoßgebet für meine gefühllose Vorgehensweise zum Himmel, doch das Muskelzucken an McKetricks Kinn brachte mich dazu weiterzumachen. »Es wird eher so aussehen, als ob Sie einen Staubsauger entleert hätten. Ohne das mit dem Espenholzpflock bekommen Sie keine vernünftigen Bilder. Und außerdem sind Sie ja noch nicht mal an vorderster Front.«
»Was soll das denn schon wieder heißen?«
»Das heißt, dass die Menschen scharenweise vor Haus Cadogan gegen unsere Existenz protestieren und die Nationalgarde schon auf dem Weg ist. Warum sind Sie nicht an ihrer Seite? Warum lernen Sie sie nicht kennen? Menschen, die so denken wie Sie? Oh!«, sagte ich und nickte. »Ich verstehe. Sie mögen die Menschen auch nicht mehr als die Vampire. Sie lieben es nur, den Helden zu spielen. Oder was immer Sie sich unter einem Helden vorstellen. Ich persönlich halte Völkermord nicht für sonderlich heldenhaft.«
Er schlug mir so fest ins Gesicht, dass ich Blut schmeckte und mir der Kopf brummte.
»Ich werde es zu verhindern wissen«, sagte er bedrohlich und trat noch näher an mich heran, »dass mich eine kleine blutsaugende Schlampe von der Erfüllung meiner Aufgabe abhält.«
Meine Wut, die durch meinen Blutmangel noch verstärkt wurde, strömte wohlig wärmend durch meine Adern und verdrängte die Angst, die mich bisher gelähmt hatte.
»Ihre Aufgabe? Ihre Aufgabe ist es zu morden, McKetrick, so einfach ist das. Meiner Einschätzung nach haben Sie ihr Halbwissen über mich oder Vampire aus einem Haufen Märchenbücher.«
»Schau dir den Himmel an«, sagte er und drückte mir den Pistolenlauf in die Brust. »Glaubst du etwa, das hätte nichts mit euch zu tun?«
»Eigentlich hat es wirklich nichts mit uns zu tun«, sagte ich zu ihm, verkniff es mir aber, ihm Informationen über die anderen Gruppen zu geben, mit denen es zu tun haben könnte. Sie mussten schließlich nicht auch noch in McKetricks Fokus geraten.
»Wer außer euch kann denn noch dafür verantwortlich sein? Welchen anderen Grund könnte es geben?«
»Globale Erwärmung?«, lautete mein Vorschlag. »Haben Sie heute schon recycelt?«
Das brachte mir einen Schlag in die Magengegend ein, der mich auf dem nassen Boden in die Knie gehen ließ. Ich hustete ein wenig und übertrieb meine Verletzung. Es hatte definitiv wehgetan – aber nicht so schlimm. Ich glaube, er hatte nicht ganz durchgezogen. Vielleicht fiel es ihm schwerer, einer »blutsaugenden Schlampe« einen Boxhieb zu verpassen, als ihr eine Ohrfeige zu geben. Da er mich für zerbrechlicher hielt, als ich es wirklich war, verschaffte er mir
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