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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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uneinnehmbar blieb – denn in den Ruinen oben stöberten nun Plünderer in Massen herum –, legte ich mich zu meinem Tagesschlaf nieder.
    Ich wusste schon, was ich am nächsten Abend tun würde, und nichts konnte mich davon abbringen.

 
     
     
12
     
    I n der folgenden Nacht traf ich mich mit Avicus und Mael in der bewussten Schenke. Sie hatten sich geängstigt und lauschten nun neugierig, als ich ihnen die Geschichte erzählte. Avicus war von dem Gehörten wie erschlagen, im Gegensatz zu Mael.
    »Sie töten – warum musste das sein?«, fragte Avicus. Er begann zu weinen, denn er verspürte nicht das so falsche männliche Bedürfnis, Gram und Trauer zu verbergen.
    »Du weißt, warum«, sagte Mael. »Die Feindseligkeiten hätten nie geendet. Das wusste Marius. Quäl ihn nicht auch noch mit Fragen. Es musste sein.«
    Ich brachte keine Wort heraus, denn ich hatte schon zu viele Zweifel wegen meines Handelns. Es war so endgültig und so plötzlich gewesen. Wenn ich daran dachte, spürte ich, wie sich mein Herz verkrampfte und meine Kehle eng wurde, eine Art Panik, die ihren Sitz eher im Körper als im Geist hatte. Ich lehnte mich zurück, beobachtete meine Gefährten und dachte darüber nach, was ihre Zuneigung mir bedeutete – ich hatte sie als beglückend empfunden, und eigentlich mochte ich die beiden nicht verlassen. Doch genau das würde ich nun tun. Endlich, nachdem sie schon ein Weile leise gestritten hatten, bat ich mit einer Geste um Schweigen. Wegen der Angelegenheit mit Eudoxia hatte ich noch ein paar Dinge zu sagen.
    »Es war mein Zorn! Der nötigte mich dazu«, erklärte ich, »denn welche Seite in mir, wenn nicht die von Zorn beherrschte, fühlte sich sonst durch die Beleidigung getroffen, die Eudoxia uns durch die Zerstörung unseres Hauses zugefügt hätte. Ich bedauere nicht, dass sie nicht mehr lebt, das kann ich nicht. Und ich erzählte euch ja, es fand in der Form eines Opfers an Die Mutter statt, und aus welchen Gründen Die Mutter nach einem solchen Opfer verlangte oder es annahm, das kann ich nicht sagen. Einst in Antiochia bot ich den Göttlichen Eltern Blutopfer dar; ich brachte ihnen die Übeltäter, betäubt, bewusstlos, in den Schrein, aber weder Die Mutter noch Der Vater nahmen das Blut je an. Warum Die Mutter nun von Eudoxia trank, weiß ich nicht, sieht man einmal davon ab, dass sie sich ursprünglich selbst anbot und dass ich um ein Zeichen gebeten hatte. Die Angelegenheit Eudoxia ist erledigt. Eudoxia ist dahin samt ihrer Schönheit und ihrem Charme.
    Aber jetzt hört gut zu, was ich euch zu sagen habe. Ich werde euch verlassen. Ich werde diese Stadt verlassen, die ich so verabscheue, und Die Mutter und Den Vater werde ich natürlich mit mir nehmen. Ich verlasse euch, aber ich bitte euch dringend, bleibt zusammen, was ihr sicherlich sowieso vorhabt, denn eure Liebe zueinander ist der Quell für euer Durchhaltevermögen und eure Stärke.«
    »Aber warum willst du fort?«, wollte Avicus wissen. Sein ausdrucksvolles Gesicht spiegelte seine Gefühle. »Wie kannst du nur? Wir waren glücklich hier, wir drei, wir haben zusammen gejagt und reichlich Übeltäter gefunden. Warum willst du jetzt gehen?«
    »Ich muss allein sein«, erklärte ich. »So war es früher oft, und jetzt ist es wieder so.«
    »Marius, das ist töricht«, meinte Mael. »Es wird damit enden, dass du wieder bei den Göttlichen Eltern im Schrein schlummerst, bis du zu schwach bist, um von allein zu erwachen.«
    »Vielleicht«, sagte ich, »aber wenn das eintritt, dann könnt ihr euch desto gewisser sein, dass Jene, die bewahrt werden müssen in Sicherheit sind.«
    »Ich kann dich nicht verstehen«, sagte Avicus und begann abermals zu weinen. Er weinte ebenso um Eudoxia wie um mich. Ich ließ ihn weinen. Die Schenke war düster und überfüllt, und obzwar er ein gut aussehender Mann war, nahm niemand Notiz von einem einzelnen sehr wahrscheinlich Betrunkenen, der mit einer weißen Hand sein Gesicht verdeckte, in seinen Becher weinte und sich die Tränen abwischte. Mael schaute ebenfalls betrübt drein.
    Ich versuchte zu erklären: »Ich muss fort; ihr müsst euch beide darüber klar sein, dass das Geheimnis Der Eltern gewahrt werden muss. Das ist es nicht, solange ich bei euch bleibe. Jeder kann es aus eurem Geist ablesen, selbst so schwache Wesen wie Eudoxias Sklaven, Raschid und Asphar.«
    »Aber woher weißt du, dass sie das konnten?«, widersprach Mael. Es war alles zu traurig. Aber ich ließ mich nicht

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