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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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liebe Freunde… jetzt keine Auseinandersetzungen! rief Clovis Dardentor. Sie haben sich vierzehn Tage vorbehalten… ich nehme sie und gebe Ihnen Quittung darüber! Während dieser Zeit gehören Sie mir. Wahrlich, ich habe mich auf dem »Argeles« doch nur eingeschifft, weil ich wußte, daß ich Sie auf dem Schiffe treffen würde…
    – Und doch hatten Sie die Abfahrt versäumt, Herr Dardentor!« gab ihm Jean Taconnat anzuhören.
    In der besten Laune der Welt stand unser Perpignaneser vom Tische auf und trat in die Vorhalle hinaus.
    Hier wartete Patrice.
    »Hat der Herr mir noch Befehle zu ertheilen?
    – Befehle?… Nein, doch, Dir »Campo« für den ganzen Tag. Schreib’ Dir das hinter die Ohren und lösch’ es vor zehn Uhr nicht aus!«
    Patrice verzog den Mund, denn er dankte seinem Herrn nicht im mindesten für einen Urlaub, der in solchen Ausdrücken ertheilt wurde.
    »Der Herr wünscht also nicht, daß ich ihn begleite?
    – Ich wünsche weiter nichts, Patrice, als Dich nicht länger auf den Fersen zu haben, und bitte Dich, mir die Deinigen zuzukehren!
    – Der Herr gestattet mir wohl noch eine Empfehlung…
    – Nun ja, wenn Du gleich darauf verschwindest.
    – Nun, die Empfehlung, deren der Herr eingedenk sein mag, geht dahin, keinen Wagen zu besteigen, ehe der Kutscher nicht auf seinem Platze ist. Das dürfte nicht immer mit einem Segensspruch enden, sondern gelegentlich mit einem Kopfsturz…
    – Nun aber zum Teufel mit Dir!«
    Clovis Dardentor ging zwischen den beiden Parisern die Freitreppe vor dem Hôtel hinunter.
    »Wahrlich, ein seltenes Muster von Diener, das Sie haben, bemerkte Marcel Lornans, correct und vornehm im höchsten Grade.
    – Doch auch ein Quälgeist erster Sorte! Im übrigen ist er ein prächtiger Kerl, der durchs Feuer ginge, um mich zu retten….
    – Damit wäre er nicht der Einzige, Herr Dardentor!« rief Jean Taconnat, der eintretenden Falls gewiß versucht hätte, Patrice aus seiner Rolle als Lebensretter zu verdrängen.
    Im Laufe dieses Morgens lustwandelten Clovis Dardentor und die beiden Vettern längs der Kais in der untern Stadt hin. Der Hafen von Oran ist dem Meere erst abgerungen worden. Ein langer Molo beschützt ihn und quer verlaufende Dämme theilen ihn in einzelne Becken, die zusammen eine Oberfläche von vierundzwanzig Hektar haben.
    Wenn die beiden jungen Leute dem lebhaften Handelstreiben, das Oran unter den algerischen Städten den ersten Rang gesichert hat, keinen besondern Geschmack abgewinnen konnten, so zeigte der frühere Industrielle von Perpignan dafür doch das größte Interesse. Das Verladen der Alfa, die einen bedeutenden Ausfuhrartikel bildet und von ausgedehnten Gebieten des Südens der Provinz in großer Menge geliefert wird, die Verschiffung der Thiere, des Getreides und Rohzuckers, die Verfrachtung der in der Berggegend gewonnenen Mineralien – das war so etwas für Herrn Dardentor.
    »Das weiß ich, sagte er, in dem Leben und Treiben hier werd’ ich noch manchen Tag verbringen. Hier ist’s mir, als befände ich mich noch in meinen mit Fässern angefüllten Schuppen. Etwas Merkwürdigeres kann Oran gar nicht zu bieten haben…
    – Außer vielleicht seinen Baudenkmälern, seiner Kathedrale, seinen Moscheen und ähnlichem, sagte Marcel Lornans.
     

    Der frühere Industrielle zeigte dafür das größte Interesse (S. 127.)
     
    – Ei, fiel Jean Taconnat ein, der seinem Zukunftsvater offenbar etwas nach dem Munde reden wollte, ich möchte Herrn Dardentor wirklich Recht geben. Dieses Treiben ist doch höchst interessant, das Ein-und Auslaufen der Schiffe, die mit Waaren beladenen Lastwagen, die Unmenge arabischer Träger…. In der Stadt selbst giebt’s gewiß recht sehenswerthe Gebäude, die wir ja auch besichtigen werden. Der Hafen aber, das Meer, das seine Becken füllt, das azurblaue Wasser mit dem Spiegelbild der vielen Masten…«
    Marcel Lornans warf ihm einen verschmitzten Blick zu.
    »Bravo! rief Herr Dardentor. Sehen Sie, wenn es einer Gegend an Wasser gebricht, dann fehlt ihr, meines Erachtens nach, ich weiß nicht was! Ich besitze einige vorzügliche Gemälde in meinem Hause am Logeplatze, doch auf allen spielt das Wasser die Hauptrolle. Sonst hätt’ ich sie gar nicht gekauft.
    – O, Sie sind darin ja Kenner, Herr Dardentor, antwortete Marcel Lornans. Wir wollen also Oertlichkeiten aufsuchen, wo sich Wasser vorfindet. Muß es etwa Süßwasser sein?
    – Das gilt mir gleich; es handelt sich doch nicht darum, es zu trinken!
    –

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