COLLECTION BACCARA Band 0269
Plötzlich hörte sie Nuancen und Zwischentöne in seiner Stimme, die vorher nicht da gewesen waren. Wahrscheinlich lag das daran, dass er schon den ganzen Nachmittag mit ihr geflirtet hatte.
Sie hob ihr Glas, um sich dahinter zu verstecken. Gleichzeitig warf sie einen Blick hinüber zu Mel und ihrem Bruder, um festzustellen, ob sie die Andeutung bemerkt hatten. Mit ihr zu flirten, wenn sie beide alleine waren, war eine Sache. Und die war schon schlimm genug! Aber ihr in aller Öffentlichkeit vor Freunden und Familienmitgliedern Avancen zu machen, war etwas ganz anderes.
„Die müssten alle zuerst an mir vorbei“, sagte Eddie mit einer gespielten Drohung in der Stimme. „Ich muss doch auf meine kleine Schwester aufpassen.“
Fiona schnaubte abfällig in ihr Glas. „Vielen Dank, da fühle ich mich doch gleich viel sicherer.“
Inzwischen hatte sich die Bar gefüllt. Die Musik wurde lauter, und sie mussten die Köpfe eng zusammenstecken, um miteinander sprechen zu können. Die ganze Zeit nahm Fiona genau wahr, wo sich Shane befand, was er tat, wie er schluckte, wenn er sein Bier trank, und wie sich seine langen Finger um den Hals seiner Bierflasche legten …
Einmal gönnte sie sich einen Blick auf ihn, als er sich mit Mel unterhielt. Sie beobachtete, wie entspannt er auf dem Hocker saß, hoch aufgerichtet, einen Fuß am Boden abgestützt. Kein Wunder, dass sich Frauen von seiner Erscheinung angezogen fühlten.
Fiona betrachtete gerade seinen Hals und das Stückchen Haut, das in dem V-Ausschnitt seines Poloshirts zu sehen war, als ihr klar wurde, dass Shane sich ihr zugewandt hatte. Schnell schaute sie auf und in seine Augen, die in dem schummrigen Pub fast schwarz wirkten. Er zwinkerte ihr unter seinen dunklen Wimpern hervor verführerisch zu.
Ihr Mund wurde trocken. Von Panik ergriffen wandte sie sich Hilfe suchend Mel zu, doch die lächelte nur wissend.
„Will noch jemand einen Drink?“, hörte sie Eddies Stimme wie durch einen dichten Nebel. „Mel, du nimmst bestimmt noch einen. Und Shane brauche ich gar nicht erst zu fragen.“
„Für mich nichts, danke“, wehrte Fiona ab. Sie musste unbedingt einen klaren Kopf bewahren.
„Ich helfe dir, Eddie.“
Fiona warf ihrer Freundin – oder der Frau, die sie bis heute dafür gehalten hatte – einen entsetzten Blick nach, als sie sich zusammen mit ihrem Bruder entfernte.
„Also …“
Sie versuchte, ruhig durchzuatmen, als sie Shanes tiefe Stimme dicht neben ihrem Ohr hörte. Sie lehnte sich auf ihrem Hocker zurück, wandte sich ihm zu und hielt seinem durchdringenden Blick stand. „Also … was?“
„Vielleicht sollten wir uns darüber unterhalten, wen wir mit nach Hause bringen, während du dort wohnst.“
„Ich glaube nicht, dass das nötig ist. So lange werde ich nicht bleiben.“
„Trotzdem. Wenn du ein Problem damit hast, dass ich jemanden mitbringe, sollten wir das ausdiskutieren und klare Grenzen setzen.“
Fiona spürte einen Stich von Eifersucht, der durch ihre Brust ging wie ein heißes Messer durch Butter. Es war schon nicht leicht für sie, ihn beim Ausgehen umringt von all den Frauen zu sehen, aber sich vorzustellen, wie er unter demselben Dach mit ihr mit anderen Frauen schlief …
Doch auch wenn es ihr nicht gefiel: Bei Licht betrachtet ging sie das überhaupt nichts an. Schließlich war es sein Haus. Und sie hatte kein Recht, einem erwachsenen Mann Vorschriften darüber zu machen, was er in seinem eigenen Haus zu tun und zu lassen hatte. Außerdem war es auch völlig egal.
Aber ihnen im Dunkeln zuhören zu müssen … Denn Geräusche würde es da mit Sicherheit geben.
„Mach, was du willst. Mir ist das völlig egal.“ Sie wandte sich ab, doch sie wusste, dass er sie nicht aus den Augen ließ.
„Ich habe nicht vor, jemanden mit nach Hause zu bringen.“
Na, großartig. Das war ja noch schlimmer. Fiona seufzte. Dann zwang sie sich dazu, ihn wieder anzusehen, um ihm ins Gesicht zu sagen, dass ihr völlig egal war, wen er wann wozu mit nach Hause brachte.
Doch Shane war schneller: „Und wenn du auch nur daran denkst, breche ich dem Kerl wahrscheinlich das Genick. Klar?“
Vor Erstaunen klappte Fionas Unterkiefer nach unten.
Shane zuckte die Achseln. Ein kleines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Nur, damit du es weißt.“
Nicht, dass es da jemanden gab, den sie hätte mitbringen können. Da war schon seit längerer Zeit niemand mehr gewesen. Aber dass Shane die Frechheit besaß, so zu reden …
„Wie
Weitere Kostenlose Bücher