COLLECTION BACCARA Band 0287
Sekunde weiter zu beachten. Trotz des oberflächlichen Small Talks wurde Sophie eins glasklar bewusst: Dieses ach so zufällige Treffen war inszeniert.
Sophie hatte sich nämlich schon über Connors Vorschlag gewundert, einen Ausflug in den Zoo zu unternehmen.
Wusste der alte Herr über alles Bescheid? Ahnte er, dass er seiner Enkelin gegenüberstand?
Sir Frank wandte sich einer grün gestrichenen Parkbank zu. „Kommen Sie, meine Liebe, setzen Sie sich ein bisschen zu mir.“ Zu Matthew sagte er: „Was hältst du davon, dir mit Connor das Bärengehege anzusehen?“
Sophie kam Sir Franks Aufforderung nach und setzte sich neben ihn auf die Bank. Geduldig beantwortete sie seine charmanten Fragen nach ihrem Job, ihren Freunden und ihren Hobbys. Normalerweise hätte sein Interesse ihr geschmeichelt, doch dazu war die Atmosphäre zu aufgeladen. Zu viele Dinge blieben unausgesprochen.
Matthew rannte fröhlich auf Connor zu. Dieser zögerte, bevor er die Hand des Jungen ergriff. Ein wehmütiges Lächeln erhellte seine düstere Miene, und schließlich gingen die beiden.
„Ach Connor“, meinte Sir Frank mit einem leisen Seufzer zu Sophie. „Den Tod seines kleinen Sohnes hat er nie verwunden. Manchmal werden Familien von schrecklichen Tragödien heimgesucht. Das wissen Sie ja sicher durch Ihre Arbeit.“
Sir Frank sinnierte weiter über das Leben, doch Sophie hörte ihm nur mit halbem Ohr zu. Ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf Connor. Sie beobachtete, wie er mit Matthew spielte, ihn aufzog und zum Lachen brachte. Eine Traurigkeit, so heftig wie nie zuvor in ihrem Leben, überwältigte sie. Mit einem Mal erkannte sie, was für ein großartiger Mensch Connor war. Er war die Erfüllung all ihrer Träume. Er war der Mann, auf den sie ihr Leben lang gewartet hatte.
Und endlich wusste sie auch, warum er ständig ihrem Blick auswich. Er würde sie verlassen.
Die Rückfahrt nach Point Piper schien sich endlos hinzuziehen.
„Weiß Sir Frank Bescheid?“, wollte Sophie wissen.
„Versteh mich bitte. Ich musste es ihm sagen“, erwiderte Connor bedrückt. „Das war ich ihm einfach schuldig. Er ist ganz anders als Elliot. Sir Frank ist ein Ehrenmann mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Seltsam, du ähnelst ihm mehr als sein eigener Sohn.“
„Im Ernst?“
Ihr wenig begeisterter Ton ließ ihn stutzen. „Also, ich verstehe dich gerade wirklich nicht. Ich dachte, du wolltest unbedingt deine Wurzeln finden.“
Sie bogen in eine von Platanen gesäumte Straße ein. Die herbstlich gelbe Färbung der Blätter ließ Sophie ein wenig melancholisch werden. „Tja, irgendwie ist es nicht so leicht, wie ich es mir vorgestellt habe. Wie meistens im Leben.“
Er schaute sie von der Seite an. „Bist du böse, weil ich es ihm erzählt habe?“
„Aber nein. Du hattest ja die besten Absichten.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
Nach kurzem Schweigen erklärte Connor: „Du musst nichts tun, wozu du nicht bereit bist. Ich meine, er wird sich dir nicht aufdrängen. Es bleibt voll und ganz deine Entscheidung, ob du ihm einen Platz in deinem Leben einräumst.“
„Nicht nötig, mich mit schönen Worten überreden zu wollen, Connor.“ Seufzend fügte sie hinzu: „Vermutlich höre ich ohnehin nie wieder von ihm, nachdem er seine Neugier jetzt befriedigt hat.“
Ehrlich gesagt interessierten sie die Frasers im Moment nur am Rande. All ihre Hoffnungen in diese Richtung kamen ihr plötzlich wie die Fantasien eines unreifen Mädchens vor. Die Träume des Mädchens, das sie gewesen war, bevor sie Connor getroffen hatte und endlich erwachsen geworden war.
10. KAPITEL
Als sie in seiner Villa ankamen, ging Connor sofort in die Küche, um Kaffee zu kochen. Dann brachte er Tassen und deckte den Couchtisch. Die Requisiten für den tragischen Schlussakt. Plötzlich verwünschte Sophie ihr Talent, solche Schwingungen wahrnehmen zu können.
Es war so weit. Sie war bereit zum Abschuss.
So schnell schon, dachte sie verwundert. Natürlich hatte sie gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Trotzdem traf es sie völlig unvorbereitet.
Connor forderte sie auf, sich zu setzen. Seit wann gingen sie so förmlich miteinander um? Mit Bedacht nahm er gegenüber auf dem Sofa Platz und betrachtete düster seine Hände. Die Welt um sie herum schien plötzlich stillzustehen. Vielleicht hatte aber auch ihr Herz aufgehört zu schlagen.
„Sophie, es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss …“, begann er und schloss gequält die Augen,
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