Coltan
gaben ein ideales
Paar ab. Das Handy irgendwo in meiner Hosentasche! Noch bevor ich „Hallo“ sagen
konnte, schnaufte Schneiderhannes: „Wird ja langsam Zeit. Wie wär’s mit ´ner
kleinen Grillparty, bin ganz allein? Sie ist mit ihrer Crew beim Chef zum
sonntäglichen Bootsausflug. Geschäftlich natürlich, rein geschäftlich.“
Schneiderhannes hatte vor den Toren der Stadt
ein kleines Haus geerbt und da wohnten sie nun, im Grünen mit Bäumen und einer
miesen Verkehrsanbindung. Ohne Auto blieb er an die Scholle gefesselt oder war
Stunden unterwegs, bis er in belebte Gegenden gelangte.
„Geht nicht. Wir holen Maders Auto ab.“
„Auch gut. Lunchen wir eben in einem kleinen romantischen
Landgasthof. Wunderbar.“
Auch das noch.
„Aber, ja, Mader hat nur ein Cabrio, so was
ganz kleines.“
„Quatsch nicht! Wird schon gehen. Ist ja nur
für die Hinfahrt, kein Problem. Also, liegt ja quasi am Weg. Bis gleich.“
Mader schnipste die Asche über die Brüstung,
kommentierte den Ausgang des Gesprächs mit einem knappen „Tja, dann aber!“ und sprang
wenig später die Treppe hinab.
Ich ließ mich in den Ledersitz fallen und war
keine Minute später eingeschlafen.
Diesmal war das Geräusch dicht, sehr dicht an
meinem Ohr, kein Zweifel.
„Traubenzucker, intravenös?“
Schneiderhannes stand direkt neben mir.
„Wenn schon, dann ´n richtiger Arzt!“ Und dann
beging ich den Fehler des Tages, indem ich mich aus dem Auto rappelte,
um die Glieder zu strecken. Als ich mich umblickte, saß Schneiderhannes bereits
breit grinsend neben Mader und deutete mit dem Daumen auf den Notsitz. Auch
Mader schien diese Lösung zu gefallen: „Dir ist ja eh nicht nach reden.“
Einladend klappte sie ihren Sitz nach vorn und
ich sah auf den ersten Blick, dass diese Fahrt ein Martyrium werden würde. Schneiderhannes
hatte seinen Sitz nach hinten geschoben, sodass von der ohnehin knapp
bemessenen Beinfreiheit im Fonds nicht viel übrig blieb. Selbst hinter Mader
war eigentlich nur Platz für eine magersüchtige 15jährige.
„Quer geht gut!“
Worauf hatte ich mich eingelassen? Mader und
Schneiderhannes redeten unaufhörlich, ohne dass ich wegen des Fahrtwindes auch
nur ein Wort verstand. Ab und zu drang ein Wortfetzen nach hinten, mal ein
fragender Blick vom Beifahrersitz, dann auch eine wegwerfende Handbewegung. Plötzlich
brüllte er Bananenrepublik nach hinten. Ich nickte schläfrig.
Auf der Autobahn fand ich endlich eine
Position, die ohne schmerzhafte Blutstauungen ein Nickerchen zuließ.
81
Hanschke beugte sich über einen leeren
Umzugskarton und sortierte Aktendeckel und Ordner. Die Tür seines Büros stand
weit offen. Er war allein. Die Töne eines Klavierkonzerts hallten über den
leeren Flur, brachen sich an den grün gefliesten Wänden und verschwanden im Labyrinth
der Gänge.
Auf dem Schreibtisch stand seine altmodische Rheinmetall-Schreibmaschine
mit einem eingezogenen leeren Blatt. In die rechte obere Ecke hatte er seinen
Namen und darunter die Personalnummer getippt. Nach einer Leerzeile dann:
An den Generalstaatsanwalt des Landes Berlin.
Es folgte die Betreffzeile, dort prangten jedoch
erst drei Buchstaben „E – N – T“.
Nach dem „T“ hatte er die Maschine in die Mitte
des Tisches geschoben. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit. Ein
letzter Blick der jungen Polizistin hatte ihm schlagartig deutlich gemacht, was
er bis dahin nicht akzeptieren wollte. Natürlich könnte er seine Akten zum Kopierer
tragen, sich unauffällig mit einem Reporter auf ein Bier treffen, zufällig
einen Umschlag liegen lassen.
Hanschke sah auf die Uhr. Der kleine Zeiger
stand auf der Zwei. Zeit, die Sache zu Ende zu bringen. Gleich Morgen würde er
sich um die Zulassung als Anwalt kümmern, vielleicht nahm ihn eine Kanzlei auf.
Er hatte Zeit und einen guten Ruf. Familienrecht vielleicht, ein paar Auffrischungskurse
wären nötig, aber daran sollte es nicht scheitern.
Das Ticken des Sekundenzeigers drängte sich ins
Pianissimo, dann übertönte das Klingeln des Telefons alles. Sonntag, wird sich
einer verwählt haben, eine unbekannte Mobilfunknummer. Er nahm den Hörer ab.
„Hanschke“
Ein Wortschwall ergoss sich über ihn,
unaufgeregt aber klar und deutlich.
„Moment.“, der Staatsanwalt legte den Hörer auf
den Tisch und gab der Bürotür einen Tritt, die krachend ins Schloss fiel.
„Weiter, ich höre.“
„Einen Versuch wäre es wert. Leider haben wir auch
nur einen. Und wenn es schief geht,
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