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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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eintrafen?«
    Cavaliere Piro brauchte gar nicht nachzudenken. »Ja, gemeinsam, daran erinnere ich mich genau.«
    »Ach, und wieso?«
    »Sie waren völlig verschreckt, ja, fast schon traumatisiert. Michelina - das ist die Zweite auf der Liste, sie kümmert sich um die Aufnahme, wenn die Mädchen zu uns kommen - wusste gar nicht mehr, was sie tun sollte, und so rief sie mich an und bat mich, ihr dabei zu helfen, die beiden ein wenig zu beruhigen.«
    »Haben die beiden Ihnen den Grund genannt?«
    »Nein. Aber den kann man sich ja denken.«
    »Was heißt das?«
    »Wahrscheinlich waren sie ohne Wissen ihres, wie soll ich sagen, ihres Zuhälters abgehauen.«
    »Wieso denken Sie an einen Zuhälter? So wie es aussieht, waren die beiden ja keine Huren, sondern Tänzerinnen.«
    »Sicher. Aber vielleicht hatten sie denjenigen noch nicht vollständig bezahlt, der es ihnen ermöglicht hatte, nach Italien zu kommen. Sie wissen doch, wie diese Schlepperdienste ablaufen, oder? Ihre Freundin kam dagegen eine Woche später an.«
    Ganz sicher hätte ein Schlag auf den Kopf aus dem Hinterhalt Montalbano weniger aus der Fassung gebracht. »Ih.. .re… ih.. .re… Freundin?!«
    Cavaliere Piro war verblüfft angesichts der heftigen Verblüffung des Commissario.
    »Ja… Sonia Mejerew, auch sie aus Schelkowo, die…«
    »Wo haben Sie die untergebracht?«
    »Dazu kam es gar nicht erst, denn nachdem sie eine Woche bei uns war, ist sie eines Abends nicht mehr in die Villetta zurückgekehrt. Sie blieb verschwunden.«
    »Aber haben Sie denn nicht ihre Freundinnen gefragt, ob sie etwas wüssten?«
    »Aber natürlich haben wir das. Doch Irina hat uns versichert, dass Sonia einen Freund ihres Vaters getroffen hätte und…«
    »Hatte Masino die drei überredet, zu Ihnen zu kommen?«
    »Nein, sie sind von sich aus gekommen.«
    »Haben Sie Fotos von den jungen Frauen?«
    »Ich habe Fotokopien von ihren Pässen.«
    »Gehen wir doch noch mal rein. Die will ich haben.«
    Während der Cavaliere sie aus dem Computer ausdruckte, fragte Montalbano ihn:
    »Geben Sie mir auch die Anschrift der Villa, in der die jungen Frauen untergebracht sind?«
    »Sicher. Sie liegt an der Straße nach Montaperto, gleich nach der Tankstelle. Es ist eine ziemlich große Villa.«
    »Wie groß?«
    »Drei Etagen. Sie werden sie sofort erkennen.« Schlagartig hatte sich die kleine Villa verriesenfacht. »Die jungen Frauen essen dort?«
    »Ja. Wir haben eine Köchin und ein Zimmermädchen. Es gibt auch eine, wie soll ich sagen, Direktorin, die ebenfalls dort schläft. Manchmal sind unsere weiblichen Gäste ein bisschen unruhig. Sie streiten sich über jede Kleinigkeit, geraten sich in die Haare und beleidigen sich gegenseitig.«
    »Kann ich da mal hingehen?«
    »Wohin?«
    »Zur Villetta.«
    Cavaliere Piro wirkte nicht besonders glücklich. »Na ja, um diese Uhrzeit… Der Nachtwächter hat schon seinen Dienst angetreten. Er hat ausdrückliche Anweisung, niemanden hereinzulassen. Sie verstehen, bei all diesen Frauen könnten Männer mit unlauteren Absichten … Wenn Sie wollen, rufe ich dort an und… Allerdings sehe ich keinen Grund, weshalb Sie…«
    »Auch das Zimmermädchen und die Köchin schlafen dort?«
    »Die Köchin wohl. Das Zimmermädchen nicht, sie fängt morgens um neun an und hört mittags um eins auf.«
    »Schreiben Sie mir den Vor- und Nachnamen, die Adresse und die Telefonnummer des Zimmermädchens auf.«
    Kaum in Marinella angekommen, war das Erste, was Montalbano tat, die Fotokopien auf den Tisch zu legen und zu telefonieren.
    »Ist da Signora Ernestina Vullo? Hier spricht Commissario Montalbano.«
    »Commissario von was?«
    »Polizei.«
    »Hören Sie zu, ich hab mein' Sohn 'Ntoniu mit 'n paar Tritten in'n Arsch rausgeschmissen. Sindse denn nich volljährich?«
    »Wer?«, fragte Montalbano leicht verwirrt, denn er war im Zweifel, ob die Frage sich nicht vielleicht auf ihn bezog. »Mein Sohn. Isser volljährich?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Klar isser volljährich! Mit dreißich! Und deshalb suchense ihn gefälligst zumteufelnochmal da, wo er rumlungert, aber nich bei mir zu Hause. Bonasir…«
    »Warten Sie, Signora, nicht auflegen! Ich rufe Sie ja gar nicht wegen Ihres Sohnes an, sondern wegen Ihrer Arbeit in der Villa des »Guten Willens«, da wohnen doch …«
    »… diese Säue! Diese völlig schamlosen Weiber! Nutten! Huren! Gefallene Mädchen! Haltense mich da raus, Commissario! Stellense sich das mal vor, die rennen morgens splitternackt im Haus rum !«

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